Duisburg 300 Schüler mit Roter Couch unterwegs

Duisburg · Der international renommierte Künstler Horst Wackerbarth hat sein Kulturhauptstadt-Projekt mit drei Duisburger Schulen weitergeführt. Heute wird die entsprechende Schau im Zentrum Alte Feuerwache eröffnet.

 Horst Wackerbarth stellte gestern zusammen mit Schülern der drei beteiligten Duisburger Schulen die Rote-Couch-Ausstellung im Zentrum Alte Feuerwache in Hochfeld vor. Heute Abend, 18 Uhr, wird die sehenswerte Schau offiziell eröffnet.

Horst Wackerbarth stellte gestern zusammen mit Schülern der drei beteiligten Duisburger Schulen die Rote-Couch-Ausstellung im Zentrum Alte Feuerwache in Hochfeld vor. Heute Abend, 18 Uhr, wird die sehenswerte Schau offiziell eröffnet.

Foto: ralf hohl

Die "Rote Couch", die der international bekannte Künstler Horst Wackerbarth vor drei Jahren im Kulturhauptstadtjahr auch in Duisburg aufgestellt hatte, gehörte zu den eindrucksvollsten sozialen Kunstprojekten, die in dieser Stadt zu erleben waren. Zur Erinnerung: Wackerbarth (63) reist seit etwa 25 Jahren mit einer Roten Couch durch die ganze Welt. An meist ungewöhnlichen Orten bittet er Menschen auf dieser Couch Platz zu nehmen, die im "normalen Leben" wohl niemals miteinander in Kontakt treten würden. Junge und Alte, Arme und Reiche, Nobelpreisträger und Analphabeten sitzen da nebeneinander, stets in einer durchdachten Pose.

In Duisburg stellte Wackerbarth beispielsweise seine Rote Couch vor einer Kletterwand im Landschaftspark Duisburg auf. Ein Vertreter des Islam, ein Vertreter des Judentums und ein Vertreter des Christentums sitzen auf dem "Kommunikationsmöbel" nebeneinander und blicken durchaus zuversichtlich in die Kamera.

Vor einiger Zeit hatte Wackerbarth die Idee, mit seiner Roten Couch auch über das Kulturhauptstadtjahr hinaus in Duisburg zu arbeiten. Und zwar mit Schülern. Ab heute ist das Ergebnis zu sehen. Im Zentrum Alte Feuerwache ist die Schau "Schulen auf die Rote Couch" zu sehen. Drei Schulen und Schulformen haben dabei mitgewirkt: Die Lise-Meitner-Gesamtschule in Rheinhausen, das Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium in Marxloh und das Gertrud-Bäumer-Berufskolleg in Neudorf. Rund 300 Schüler waren beteiligt.

Gestartet wurde das Projekt im Oktober des vergangenen Jahres. Die Schüler wurden gebeten, freiwillig in die jeweilige Schulaula zu kommen. Dort stellte Horst Wackerbarth sein Lebenswerk vor, eben jene "Galerie der Menschheit", die ganz unterschiedliche Menschen, ungeachtet ihrer spezifischen Konflikte und Probleme, die sie miteinander haben, auf Augenhöhe zusammenzubringen.

Gestern beim Pressegespräch wurde berichtet, dass die Schüler Wackerbarth, der in der Tat mitreißend erzählen und berichten kann, mucksmäuschenstill zugehört hätten. Und nach dem Vortrag waren die Schüler offenbar begeistert davon, einen Beitrag für Wackerbarths spezifische Idee einer sozialen Plastik zu leisten. Die beteiligten Lehrer trafen nach dem Impuls-Vortrag des Künstlers auf höchst engagierte Schüler.

Das Besondere war, dass Wackerbarth den Schülern absolut freie Hand ließ, wie sie mit der Roten Couch umgehen sollten. Den drei Schulen wurde die Rote Couch jeweils zweimal für einige Wochen überlassen. In diesen Wochen wurden zahlreiche Ideen "umgesetzt". Entstanden sind schätzungsweise 5000 Fotografien und auch einige Videofilme. Für die Ausstellung hat Wacherbarth zusammen mit den Schülern die Auswahl getroffen, die nun zu sehen ist.

Schüler haben die Rote Couch beispielsweise in einem Seniorenheim aufgestellt, auf der Brautgeschäftsmeile in Marxloh, in einem Polizeirevier oder auch in einer Schule für geistig behinderte Schüler. In jedem Fall wurde die Inszenierung der Fotografie genau überlegt. In der Förderschule tragen beispielsweise Schüler mit Behinderung und Schüler ohne Behinderung einen ähnlichen, aber nicht gleichen Overall: Das Ideal der Gleichheit gilt auch hier, ohne dass man die Individualität vernachlässigen muss, sei die Botschaft, sagte ein Schüler. Der Witz kommt bei vielen Fotos auch nicht zu kurz: Da wird die Rote Couch zum Beispiel vertikal aufgestellt, so dass man sie am Umkippen hindern muss. Auch ernste Themen werden nicht ausgeklammert: Sehr eindrucksvoll ist ein Foto, das an eine verstorbene Schülerin erinnert, die am Rote-Couch-Projekt mitgearbeitet hatte: Brennende Kerzen stehen vor der Couch, die sich im Hintergrund schemenhaft abzeichnet.

Heute Abend, um 18 Uhr, wird die Ausstellung von Dezernent Thomas Krützberg im Beisein von vielen beteiligten Schülern und Lehrern sowie Horst Wackerbarth eröffnet. Die Ausstellung kann dann noch am Mittwoch und Donnerstag in der Alten Feuerwache, Friedenstraße 5, Hochfeld, besichtigt werden, jeweils von 12 bis 20 Uhr.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort