20 Jahre „dosx!“-Festival Keine heile Welt beim Seepferdchen

Duisburg · Das „doxs!“-Festival feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Herausragende Dokumentarfilme für junge Menschen werden mit der „Großen Klappe“ ausgezeichnet.

 Der Dokumentarfilm „Seepferdchen“, der die Flucht einer jesidischen Famillie über das Mittelmeer erzählt, ist Teil des „doxs!“-Programms.

Der Dokumentarfilm „Seepferdchen“, der die Flucht einer jesidischen Famillie über das Mittelmeer erzählt, ist Teil des „doxs!“-Programms.

Foto: doxs

 Längst ist das „doxs!“-Festival mehr als ein Nebenprodukt der Duisburger Filmwoche. Die internationalen Dokumentarfilme, die sich an junge Menschen im Alter von acht bis 18 Jahren wenden und die es ins Festival-Programm schaffen, sind erfahrungsgemäß allesamt herausragend – jede Produktion auf ihre Weise.

In diesem Jahr feiert „doxs!“ sein 20-jähriges Bestehen. Gudrun Sommer, die dieses Festival 2002 initiiert hat und es seitdem leitet, hat viel dafür getan, dass das Dokumentarfilm-Genre auch im Bereich der Jugendarbeit ernst genommen wird. Im Laufe der Jahre wurden bei „doxs!“ etwa 500 Produktionen aus dem In- und Ausland in Duisburg vorgestellt. Und die in Duisburg gezeigten Produktionen werden in vielen anderen Städten im In- und Ausland gezeigt; während der Festival-Zeit speziell in Bochum, Bottrop, Dortmund, Essen, Gelsenkirchen und Moers.

Wer bei Kinder- und Jugendfilmen nur heile Welten erwartet, liegt bei „doxs!“ falsch. Das Festival, das auch ein Wettbewerb ist, bei dem als Preis „Die Große Klappe“ verliehen wird, hat vielmehr den Anspruch, wichtige Themen aufzugreifen und das in Bilder, Worte und Töne zu übersetzen, was (nicht nur) jungen Menschen auf den Nägeln brennt. Wobei man immer wieder überrascht davon ist, wie fesselnd das geschieht.

Das gilt auch für die aktuelle Ausgabe; jedenfalls kann man das nach der Sichtung von einigen Beispielen aus dem Programm mit gutem Gewissen sagen. Dass man in einem dokumentarischen Jugendfilm auch humanitäre und gesellschaftliche Katastrophen in den Blick nehmen kann, beweist etwa die deutsche Filmemacherin Nele Dehnenkamp mit „Seepferdchen“. Da besucht ein jesidisches Geschwisterpaar einen Schwimmkurs. Für sie hat das Schwimmabzeichen mit dem niedlichen Namen eine besondere Bedeutung: Die beiden flüchteten mit ihren Eltern über das Mittelmeer nach Deutschland. Während ihrer Flucht mussten sie erleben, dass und wie einige Flüchtlinge ertranken.

In „Desert Dogs“ vom Schweizer Samuel Morris werden junge Skater aus Marokko porträtiert, die sich ihr Leben nicht von Religion und Regime diktieren lassen möchten.

In der Reihe „Ab 18!“ haben junge Erwachsene zusammen mit den Filmemachern Mieko Azuma und MinSon Quester das Porträt eine gebürtigen Japanerin in der Schweiz gedreht, die ihr biologisches Geschlecht ihrer gefühlten Identität angleichen möchte. Und das sehr selbstbewusst.

Das Festival ist auch offen für kreative Experimente. In der europäisch-afrikanischen Produktion “Kinshasa Now” von Marc-Henri Wajnberg, bei der es um Gruppe von Straßenkindern in der kongolesischen Hauptstadt geht, können die Zuschauer mit Hilfe von Tastatur oder Touchscreen eine 360-Grad-Kamera selber steuern und eigene Perspektiven einnehmen.

Aus Anlass des 20-jährigen Bestehens von „doxs!“ werden auch einige herausragende Produktionen aus den vergangenen Jahren nochmals als Wiederholung gezeigt. Bei der Auswahl dieser „Filme für den zweiten Blick“ wirkten unter anderem auch Teenager aus Duisburg-Marxloh mit.

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