Spritzenautomat in Duisburg ist notwendig 20 Drogensüchtige teilen sich eine Spritze

Duisburg · Der Spritzenautomat für Drogenkranke in Duisburg-Neudorf funktioniert wie die alten Zigarettenautomaten: Für 50 Cent bekommt man hier ein steriles Spritzenset. Für Drogenabhängige ist das wichtig, damit sie sich nicht an verunreinigten Spritzen mit dem HI-Virus oder Hepatitis infizieren. Ginge es nach der Aidshilfe Duisburg, gäbe es auf dem Stadtgebiet noch mehr solcher Automaten. Doch die Anwohner stellen sich in der Regel quer.

Der Spritzenautomat für Drogenkranke in Duisburg
10 Bilder

Der Spritzenautomat für Drogenkranke in Duisburg

10 Bilder

Am 6. Mai feierte die Aidshilfe NRW ein Jubiläum: Seit 25 Jahren gibt es in Deutschland Spritzenautomaten für Drogenkranke. Sie sollen so leichter an Spritzen kommen, denn oft ist es üblich, dass Drogenbesteck weitergegeben wird - und die Gefahr der Ansteckung steigt. Insgesamt stehen auf dem Bundesgebiet 170 dieser Metallkästen, allein in NRW sind 100 zu finden. Einer davon hängt in Duisburg, an der Bismarckstraße 67, rechts neben dem Eingang zu den Räumlichkeiten der Aidshilfe Duisburg.

Wer hier eine 50-Cent-Münze einwirft, kann ein Spritzenset ziehen. Die Spritzen gibt es mit Nadeln in drei verschiedenen Größen, außerdem gehören zu einem Set eine Kanüle, ein Filter und ein Alkoholtupfer, um die Haut vor dem Einstich zu desinfizieren. Neben den sterilen Spritzen gibt es an dem Automaten auch Kondome, ein Pflegeset mit einer Hautsalbe und Vitamin C und ein Care-Set mit einem sterilen Aufkochpfännchen und einem Filter. Die Aidshilfe Duisburg betreibt den Spritzenautomaten zum Selbstkostenpreis. Sie kauft die Päckchen mit den Spritzen bei der Aidshilfe NRW.

"24 Stunden, sieben Tage die Woche"

"Ein wichtiges Argument für den Spritzenautomaten ist, dass Drogenkranke hier 24 Stunden am Tag an sieben Tagen die Woche sterile Spritzen bekommen können", erklärt Ralf Runniger. Er arbeitet hauptamtlich bei der Aidshilfe Duisburg. "Außerdem können die Süchtigen hier anonym bleiben, wenn sie Spritzen kaufen", fügt Denniz von JES Duisburg hinzu. "JES" steht für "Junkies, Ehemalige und Substituierte" und ist das bundesweite Netzwerk der Drogenselbsthilfe. Denniz arbeitet hier ehrenamtlich. Seinen Nachnamen möchte er nicht nenne - einige seiner Bekannten sollen nicht wissen, dass er in der Drogenhilfe aktiv ist.

Anonymität und Verfügbarkeit rund um die Uhr - zwei Gründe, einen Spritzenautomaten für Drogenkranke zu installieren. Denn der Automat macht es den Betroffenen leicht, an saubere Spritzen für den Drogenkonsum zu kommen. Ist kein Automat in der Nähe, wird es schwieriger. Dann können sie in die nächste Apotheke gehen, um Spritzen zu erwerben. Dort sind diese aber meist teurer als am Automaten, so die Erfahrungen der Aidshilfe. Oder aber die Apotheke hat nicht die richtigen Spritzen vorrätig und müsste erst welche bestellen. Doch so lange kann oder will ein Heroinabhängiger meist nicht warten.

Wenn Spritzen geteilt werden, werden Krankheiten übertragen

Wenn nicht schnell genug an eine neue, sterile Spritze zu kommen ist, werden alte Spritzen benutzt und mit anderen Drogenkonsumenten geteilt. Doch das ist gefährlich. Denn über die benutzten Nadeln können Krankheiten wie Aids oder Hepatitis C übertragen werden. "Hepatitis C ist dabei eigentlich noch schlimmer als Aids", erklärt Runniger. "Der Virus ist an einer verunreinigten Nadel noch über Tage aktiv. Es kann also noch lange übertragen werden".

Der Spritzenautomat bietet zudem die Möglichkeit, benutzte Spritzen zu entsorgen. Denn wenn die Nadeln einfach achtlos in den Müll oder gar im Park ins Gebüsch geworfen werden, können sich andere Menschen an ihnen verletzen und sich darüber ebenfalls mit gefährlichen Krankheiten infizieren. Das könnte dann auch Unbeteiligte, wie zum Beispiel Kinder, treffen.

Die Angst der Anwohner ist groß

Allen Vorteilen für Drogenabhängige zum Trotz: Anwohner sind von diesen Automaten gar nicht begeistert und wehren sich nach Kräften. "Die Leute haben Angst, dass sich die Szene dann in ihrem Wohnviertel ansiedelt", erklärt Runniger. Der Gegenwind von den Bürgern ist der Hauptgrund, weshalb es in Duisburg derzeit nur einen Spritzenautomaten gibt.

Das Argument, durch den Automaten würde der Drogenkonsum gefördert, lässt Runniger nicht gelten. "Konsumiert wird so oder so. Wir sorgen dafür, dass sich weniger Drogenkranke mit lebensgefährlichen Krankheiten anstecken", sagt er. "Und dafür, dass eine Spritze nicht von 20 Mann benutzt wird", fügt Denniz hinzu.

(lsa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort