Duisburg 129 000 Ja-Wähler

Duisburg · Mit der Abwahl Sauerlands wollten viele Duisburger den OB abstrafen und einen Schlussstrich unter die lange Loveparade-Debatte ziehen, damit die Stadt möglichst schnell wieder aus den negativen Schlagzeilen kommt.

Chronik der Ereignisse um Adolf Sauerland
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Foto: Hohl, Ralf (hohl)

Bei der Kommunalwahl 2009 brachten die Parteien, die die Bürgerinitiative Neuanfang für Duisburg bei der OB-Abwahl unterstützt haben (SPD, Grüne, Linke, FDP) gut 100 000 Wähler auf die Beine. Die Wahlbeteiligung lag damals bei 45,7 Prozent und damit nur rund vier Prozent höher als am Sonntag. Schon daraus wird ersichtlich, wie gut es dem Abwahlbündnis gelungen ist, die Duisburger zu motivieren, ihr Kreuzchen zu machen. Und klar ist auch: Der Anteil der CDU-Wähler, die sich zu einem "Ja", also die Abwahl entschieden, kann nicht gerade klein gewesen sein.

Wer hat gewählt?

Da waren vor allem die, die dem OB die Quittung dafür gegeben haben, dass er nach der Loveparade die politische Verantwortung abgelehnt hatte. Doch auch Bürger, die die endlosen Debatten über Sauerland leid waren und die Hoffnung hatten, dass mit seiner Abwahl die für Duisburg schädlichen Schlagzeilen in der Öffentlichkeit verschwinden, votierten mit Ja. Nicht gering wird zudem der Anteil der üblicherweise Nicht-Wähler gewesen sein, die ihren allgemeinen Politik-Frust auf Sauerland projizierten und die Chance nutzten, endlich mal einen von "denen da oben" rauszuwerfen.

Die Strategien

In Anbetracht des hohen Anteils an Abwählern dürfte sicher sein, dass die Strategie der CDU, die Verdienste des OB um die Entwicklung der Stadt in den Vordergrund zu schieben und ihre Abhänger zum Wahlboykott zu animieren, nicht aufgegangen ist. Den einen oder anderen wird irritiert haben, dass Sauerland selbst durchaus Wahlkampf betrieb. SPD, Linke, Grüne und FDP hingegen demonstrierten Geschlossenheit mit der Bürgerinitiative. Dass es hinter den Kulissen dabei krachte, fiel kaum ins Gewicht, zumal das Bündnis mediale Auftritte bestens zu nutzen wusste und seinem Sauerland-Protest mit dem allseits geschätzten Alt-Oberbürgermeister Krings ein prominentes Gesicht gab.

Die Hochburgen

Dass gerade in den CDU-Hochburgen im Stadtgebiet die Wahlbeteiligung mit fast 47 Prozent überdurchschnittlich hoch war und der Anteil der Ja-Stimmen mit fast 85 Prozent ebenfalls, ist ein Indiz dafür, dass Sauerland eigene Wähler verprellt hat. Am besten mobilisieren ließen sich am Sonntag die Wähler in den Hochburgen der Grünen. Dort lag die Wahlbeteiligung bei 50,4 Prozent, am niedrigsten fiel sie hingegen in den SPD-Hochburgen mit 34,4 Prozent aus. Dort allerdings war der Anteil der "Ja"-Stimmen mit 86,2 Prozent am höchsten, am niedrigsten hingegen in den FDP-Hochburgen mit 84,6 Prozent. Dort stimmten die im Vergleich meisten Wähler (15,4 Prozent) für ein Verbleiben von Sauerland im Amt. Am wenigsten tendierten dazu die Wähler in den SPD-Hochburgen mit nur 13,8 Prozent.

Wahlbeteiligung

Absolut im Trend der zurückliegenden Wahlen liegt die niedrige Beteiligung in Marxloh. Bei der Kommunalwahl 2009 nahm sie mit 26, 7 Prozent den letzten Platz unter allen 37 Wahlbezirken ein. Vorgestern ging dort nur noch jeder fünfte Wahlberechtigte zur Abstimmung. Das für die Abwahl erforderliche Quorum von 25 Prozent wurde dort mit 16,6 Prozent deutlich unterschritten, was ansonsten nur noch in Beeck/Bruckhausen (23 Prozent), und im nördlichen Hochfeld (20,7 Prozent) der Fall war. In diesen beiden Stadtteilen lag neben Marxloh zugleich die Wahlbeteiligung mit 28,5 bzw. 25,4 Prozent mit am niedrigsten. Zu den Besonderheiten der Sonntag-Wahl gehört auf der anderen Seite die allgemein hohe Wahlbeteiligung, die beispielsweise im Bezirk Süd bei 50,3 Prozent lag. Dort, wo vermehrt Wähler aus dem bürgerlichen Lager leben, gab es mit 15 Prozent den zweithöchsten Wert an Nein-Stimmen im Vergleich mit den anderen Bezirken. Erwartungsgemäß kamen in Rheinhausen, wo etliche der engagierten Mitglieder der Bürgerinitiative leben, mit 88,6 Prozent die meisten Ja-Stimmen zusammen.

(RP)
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