Düsseldorf Zwölf Grundschulen fehlen Rektoren

Düsseldorf · Der Job des Schulleiters ist nicht sonderlich begehrt. Sina Bischoff wagte den Sprung. Sie weiß, warum Kollegen zögern.

 Sina Bischoff leitet seit Sommer 2013 die Hanna-Zürndorfer-Schule. Sie sagt: "Rektorin ist mein Traumberuf."

Sina Bischoff leitet seit Sommer 2013 die Hanna-Zürndorfer-Schule. Sie sagt: "Rektorin ist mein Traumberuf."

Foto: Andreas Bretz

Sie sind begehrt, doch sie machen sich rar: Leiter an Grundschulen. In Düsseldorf sind sie — wie anderswo im Land — Mangelware. Zwölf von 86 Grundschulen fehlt zurzeit das, was im Amtsdeutsch "ernannter Schulleiter" heißt. Konrektoren oder der dienstältere Kollege springen vorübergehend ein, manchmal leitet ein Spitzenpädagoge kurzfristig zwei Schulen. Häufig dauert es Monate, nicht selten auch ein bis zwei Jahre, bis ein Pädagoge gefunden ist, der die Verantwortung dauerhaft übernehmen möchte.

Sina Bischoff (36) hat es gewagt. 2010 kam die aus dem Mindener Land stammende Pädagogin als Konrektorin an die evangelische Hanna-Zürndorfer-Schule in Gerresheim. Nach einem halben Jahr wurde ihre Chefin überraschend versetzt. Bischoff übernahm kommissarisch. "Ein Sprung ins kalte Wasser, bei dem ich viel gelernt habe", sagt sie. Seit dem Sommer steht sie offiziell an der Spitze der Bekenntnisschule. "Ein toller Job, Kinder auf das Leben vorzubereiten." Doch der Wechsel an die Spitze hatte Konsequenzen.

Die eigene Klasse musste sie abgeben ("zu viel Verwaltungsarbeit"), ihre Wochenarbeitszeit knackt nicht selten die 50-Stunden-Marke. Zum Halbjahresende nimmt Bischoff, die ledig ist und keine Kinder hat, auch schon mal Zeugnisse mit ins Wochenende. "Die lese ich lieber, wenn nicht andauernd das Telefon klingelt." Hinzu kommen Schulkonferenzen, Team-Gespräche, Eltern-Kontakte. Selbst in Gebäudefragen ist sie inzwischen Expertin. Manchmal nervt das. Und es frisst Zeit. "Sogar für eine neue Garderobe muss ich Antragsformulare ausfüllen und Begründungen schreiben. Auch an jedem Dachausbau oder der Toilettensanierung bin ich indirekt beteiligt." Zumindest auf dem Gehaltsstreifen hält sich der Lohn für die Mehrarbeit in Grenzen. "Netto sind das keine 300 Euro", sagt Bischoff. Und trifft damit den wunden Punkt. Denn wer zusätzliche Verantwortung übernimmt, wird nur um eine Gruppe höher gestuft (als Beamter von A12 auf A13). "Das ist dann so viel wie bei einem ganz normalen Lehrer am Gymnasium", sagt Bischoff.

Vielen Grundschul-Pädagogen reicht das nicht. Und zusätzliche Anreize sind nicht in Sicht. "Außer der Beförderung planen wir keine Programme, die darauf zielen, Lehrer zum Rektoren-Job zu motivieren", sagt Bernd Hamacher, Sprecher der Düsseldorfer Bezirksregierung. Die Konsequenz: Viele Pädagogen bleiben lieber, was sie sind, und verbringen mehr Zeit mit dem Unterricht und den Kindern.

Sina Bischoff ("ich wollte immer Schulleierin werden") findet das schade. Denn diese Kollegen verpassten eine spannende Aufgabe. "Ich mache es für die Kinder, die mir am Herzen liegen." Außerdem bereite es Freude, die Entwicklung einer Schule und eines Kollegiums zu steuern und zu lenken. Und ihr Wunsch an die Politik? "Ich würde allen, die mit Schule und Bildung zu tun haben, raten, einmal für ein paar Tage bei uns oder anderen zu hospitieren. Dann würde manche Vorgabe oder Entscheidung sicher anders aussehen."

(RP)
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