Türkische Gastarbeiter erzählen Zweite Heimat Düsseldorf

Düsseldorf · Türkischer Gastarbeiter aus erster Generation erzählen von der Zeit, als sie nach Deutschland eingewandert sind. Von ersten Sprachbarrieren, der Familiengründung bis zur Einsicht, dass sie hier ein Zuhause gefunden haben.

 Für Ahmed Yigtman spielt die Herkunft der Menschen keine Rolle.

Für Ahmed Yigtman spielt die Herkunft der Menschen keine Rolle.

Foto: Bretz, Andreas

Wie war das eigentlich damals, vor 50 Jahren? Als junger Mann, als junge Frau, ohne Sprachkenntnisse, ohne Familie, ohne Freunde in einem völlig fremden Land? Türkische Gastarbeiter, die damals nach Deutschland kamen, haben jetzt ihre Geschichte erzählt. Die DITIB-Moschee an der Münsterstraße hatte dazu eingeladen. Gemeinsam mit der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Integrationsagentur veranstaltete man eine interkulturelle Begegnung, bei der türkische Senioren die Geschichte ihres Lebens erzählen sollten. Und das taten sie denn auch. Drei Beispiele:

 Ali Özdemir mochte Deutschland auf Anhieb - trotz Sprachproblemen.

Ali Özdemir mochte Deutschland auf Anhieb - trotz Sprachproblemen.

Foto: Bretz, Andreas

Ali Özdemir, 70 Jahre, ist einer der 23 000 Menschen in Düsseldorf, die aus der Türkei stammen und damals eingewandert sind. 1965, im Alter von 24 Jahren, kam er erstmals nach Deutschland. Trotz der vielen Jahre spricht er immer noch gebrochen Deutsch. Der Grund dafür: Er hatte nie vor, hier lange zu bleiben und zudem gab es in den ersten Jahren kein großes Angebot an Integrations- und Deutschkursen. Ali Özdemir arbeitete in Düsseldorf als Angestellter der Deutschen Bundesbahn.

 Memet Usta hat schon früh Deutsch gelernt und konnte somit oft helfen.

Memet Usta hat schon früh Deutsch gelernt und konnte somit oft helfen.

Foto: Bretz, Andreas

Ohne Sprachkenntnisse war es damals schwer, sich zurecht zu finden. Doch mit der Zeit hat er das Land schätzen gelernt. Spätestens als seine Familie nachkam, wurde Deutschland seine zweite Heimat. "Respekt ist das A und O", so der Rentner. Seine Bitte an Deutsche: Kinder mit türkischen Wurzeln sollten gemeinsam mit deutschen Kindern gefördert, gebildet und integriert werden. Nur so ist ein Zusammenleben möglich.

Memet Usta, 66 Jahre, verließ als 24-Jähriger Junggeselle die Türkei mit dem Ziel Düsseldorf. Er ist seiner Familie hinterher gereist, konnte sich nach seinem abgeschlossenen Militärdienst auf seinen Deutschlandbesuch vorbereiten. Deutsch gelernt hat er an seinem ersten Arbeitsplatz: der Bordküche eines Flugzeugs. "Mein Kollege Willy hat mir anfangs die "bösen" Wörter beigebracht — dafür wurde er fast gekündigt", lacht der gelernte Weber. Nach einem Jahr am Flughafen wechselte er die Arbeit. 1969 fing er bei Mercedes-Benz an. Nach acht Jahren wurde er sogar in den Betriebsrat gewählt. Von seinen sechs Kindern studieren fünf. Weil für ihn Bildung der Hauptfaktor für Integration ist. Doch seine Wurzeln völlig aufzugeben, das lehnt er ab. "Die Deutschen müssen uns akzeptieren", fordert er.

Der 69-jährige Ahmed Yigtman kam 1971 nach Deutschland und fing 1980 bei der Deutschen Bundesbahn an. Der Großvater von 18 Enkeln hat sich in Deutschland nie fremd gefühlt. "Früher war es einfacher für uns. Die zweite Generation der Türken, die hier in Deutschland geboren worden ist, hat es dagegen schwer. Ich finde es traurig, dass sich das Verhältnis zu den Deutschen Mitbürgern im Laufe der Zeit so sehr verschlechtert hat. Wir sind doch alle Menschen und gehören zusammen", bedauert Ahmed Yigtman.

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