Düsseldorf Zweifel am Nutzen der Schulterkameras in der Altstadt

Düsseldorf · Geht es nach den Polizeigewerkschaften, sollen Düsseldorfer Polizisten in der Altstadt schon bald mit so genannten Body-Cams auf Streife gehen. Dort gibt es kaum Bedenken gegen einen Versuch mit Minikameras.

 Polizisten im Gespräch mit einem Bürger auf der Kö: Wenn es brenzlig wird, sollten die Beamten das mit einer Minikamera filmen können, wünschen sich Gewerkschafter.

Polizisten im Gespräch mit einem Bürger auf der Kö: Wenn es brenzlig wird, sollten die Beamten das mit einer Minikamera filmen können, wünschen sich Gewerkschafter.

Foto: Andreas Endermann

Im berühmten Frankfurter Kneipenviertel Sachsenhausen ist die Zahl der gewalttätigen Angriffe auf Polizeibeamte deutlich zurückgegangen, seit die Polizisten dort mit Body-Cams auf Streife gehen. Und gegen zwei dieser Gewalttäter ist das Strafverfahren erfolgversprechend - den Angriff zeichneten die Schulterkameras der Beamten auf. Polizeigewerkschafter wünschen sich die Mini-Kameras deshalb jetzt auch für die Düsseldorfer Altstadt.

"Macht Sinn", sagt Wirte-Sprecherin Isa Fiedler. "Das schreckt sicher ab. Und wenn nicht, hilft es wenigstens, die Taten aufzuklären - das gilt auch für die festinstallierten Kameras in der Altstadt." Vor allem, wenn es um gewalttätige Ausschreitungen etwa von Hooligans in der Altstadt geht, könnten die kleinen Body-Cams nützlich sein, gegen alkoholbedingte Taten eher nicht.

Altstadt-Wirt Peter Klinkhammer sieht das ähnlich: "Ab einem gewissen Alkoholisierungsgrad ist es manchen Leuten egal, ob sie gerade bei einer Straftat gefilmt werden. Die lassen sich nicht abschrecken." Vielleicht sogar noch zum Gegenteil provozieren - der "Spiegel"-Wirt hält durchaus für möglich, dass enthemmte Betrunkene versuchen könnten, den Beamten die Kameras von der Schulter zu reißen. "Prinzipiell hätte ich nichts gegen die Body-Cams", sagt Klinkhammer, zweifelt aber an ihrem Nutzen.

Über den sind sich auch Düsseldorfer Polizisten keineswegs einig. Zumal die Kameras keinen Ton aufzeichnen. "Da kann man hinterher lange streiten, was die Bilder eigentlich zeigen", heißt es bei den Kritikern. Und wenn die Kamera einmal nicht mitläuft, könne auch das den Beamten in Erklärungsnot bringen - schließlich entscheidet der kameratragende Polizist selbst, wann und was gefilmt wird. Eine offizielle Stellungnahme zum Gewerkschaftsvorstoß gab es gestern nicht aus dem Präsidium. Dort sind Body-Cams zurzeit kein Thema, weil das Polizeigesetz sie in NRW gar nicht zulässt.

Auch mancher Bürger hat Bedenken, wie Marina Ghentler: "Wenn ich durch die Altstadt spaziere, möchte ich nicht einfach grundlos von Polizisten gefilmt werden", sagte die 61-jährige Seelsorgerin. Günther Fuchs, Angestellter aus Neuss, sieht das anders: "Wer nichts zu verbergen hat, kann sich auch im öffentlichen Raum filmen lassen."

Wasily Tessin, Geschäftsmann aus Weißrussland, fände die Schulterkameras dagegen nicht schlecht: "Es gibt viel zu viel Kriminalität. Der Datenschutz ist kein Gegenargument, da ja sowieso alles gefilmt wird." Karin Kruse-Henkes glaubt, dass die Body-Cams die Sicherheit in der Stadt erhöhen könnten. "Und die der Polizisten selbst", sagte die Verkäuferin gestern bei einer RP-Umfrage in der Altstadt.

(RP)
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