„Nicht mehr zulässige Arbeitsbedingungen“ Düsseldorfer Schulleiterin schreibt Brandbrief an Ratsfraktionen

Düsseldorf · Zwei Schulbauprojekte erregen den Unmut der Politik. Am Rückert-Gymnasium steht die 54 Millionen Euro teure Sanierung auf dem Prüfstand, an der Jan-Wellem-Schule geht es um gravierende Baumängel. Müssen Lehrer dauerhaft ohne ausreichendes Tageslicht arbeiten?

 Das Friedrich-Rückert-Gymnasium in Rath soll bis Herbst 2021 umfassend saniert werden.

Das Friedrich-Rückert-Gymnasium in Rath soll bis Herbst 2021 umfassend saniert werden.

Foto: Julia Brabeck

Sanierung kontra Neubau In einem Brandbrief an die Vorsitzenden der Ratsfraktionen warnt das Rather Friedrich-Rückert-Gymnasium davor, das Schulgebäude komplett neu zu bauen statt es – wie bisher geplant  – zeitnah zu sanieren. Die Planung eines solchen Neubaus „würde nicht nur eine deutliche zeitliche Verzögerung, sondern auch eine Verschärfung der aktuellen Probleme bedeuten“. Sollte der Sanierungsbeschluss nicht zustande kommen, „würde zwangsläufig der Beschluss der Schulkonferenz zur Fünfzügigkeit rückgängig gemacht werden müssen“, schreiben Schulleiterin Dorothee Pietzko und ihre Stellvertreterin Sabine Husemeyer. Außerdem werde man in diesem Fall, die inzwischen nicht mehr zulässigen Arbeitsbedingungen in der Turnhalle und den naturwissenschaftlichen Räumen der Bezirksregierung melden müssen. Fünf Kollegen werde schon seit Jahren zugemutet, dauerhaft ohne ausreichendes Tageslicht zu arbeiten. Wie die Schulaufsicht mit einer solchen Meldung umgehe, sei offen. Gravierende Auswirkungen auf den naturwissenschaftlichen Unterricht sowie „auf die Schulorganisation in allen Bereichen“ seien in der Folge aber nicht auszuschließen. „Wir wollen eine zügige und termingerechte Umsetzung der Sanierungsplanung“, sagt Pietzko.

Im Schul- und Bauausschuss des Rates hat die Sanierungsvorlage bislang keine Mehrheit gefunden. Grund sind die Kosten in Höhe von 54 Millionen Euro. „Damit erreichen wir eine Schmerzgrenze, weil wir am Ende sehr viel Geld ausgeben und dann doch nichts ganz Neues haben werden“, hatte SPD-Ratsherr Oliver Schreiber argumentiert. Und FDP-Schulexperte Mirko Rohloff gab zu bedenken, dass die von der Verwaltung prognostizierten Neubau-Kosten in Höhe von 66 Millionen Euro nicht unvertretbar hoch über denen einer Sanierung lägen.

Bei der Stadt dürfen die Pädagoginnen auf Unterstützung hoffen. „Die 66 Millionen Euro für ein neues Gymnasium haben wir in einem frühen Stadium der Planung überschlägig ermittelt“, sagt Florian Dirszus, Vize-Leiter des Schulverwaltungsamtes. Tatsächlich seien 75 bis 80 Millionen Euro für Abriss, Übergangslösungen und Neubau realistisch. „Im Falle einer Ablehnung müssten wir zudem 3,5 Millionen Euro Planungskosten in die Tonne stecken“, sagt Schulbauexperte Dirszus. Die meisten Politiker überzeugt das noch nicht. „Wir wollen das noch genauer unter die Lupe nehmen“, sagt der Vorsitzende des Schulausschusses Wolfgang Scheffler (Grüne). Die Verwaltung zeigt sich aufgeschlossen. Noch vor der Ratssitzung am 7. März soll es eine Ortsbegehung geben.

Sicherheit kontra Brandschutzmängel Für Irritationen der Politiker sorgt noch ein weiteres Schulbauprojekt: die Brandschutz-Sanierung an der Jan-Wellem-Förderschule in Pempelfort. Andreas Hartnigk (CDU) war zuletzt im Bauausschuss der Kragen geplatzt. Anlass für seinen Ärger: Obwohl die Defizite beim Brandschutz erheblich sind, sollen die Umbau-Arbeiten erst im zweiten Quartal 2021 fertiggestellt sein. Tatsächlich stellen Feuerwehr und Bauaufsicht dem Gebäude ein katastrophales Zeugnis aus. „Die Fluchtwege haben größtenteils keine Brandschutzqualität“, heißt es. Außerdem fehle ein zweiter Rettungsweg. Im Haupt- und Finanzausschuss  betonte Hartnigk am Montag noch einmal, dass es beim Brandschutz an dieser Schule schneller gehen müsse. Zudem sorge er sich auch um andere Standorte: „Wir bauen viele neue Schulen. Ich habe aber echt Sorge, dass dabei das ein oder andere Problem im Bestand aus dem Auge verloren wird“, sagte er. Schuldezernent Burkhard Hintzsche teilt die Sorgen der Politik nicht ganz: „Es ist nicht so, dass Gefahr im Verzug ist. Sondern wir arbeiten alle Maßnahmen ab, wie mit der Bauaufsicht und der Feuerwehr besprochen. Es werden dabei alle Bestimmungen eingehalten“, sagte er.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort