Lokale Wirtschaft Zukunftslösungen für Holzverarbeiter

Düsseldorf · Das 100 Jahre alte Heerdter Unternehmen Maschinen Kaul hat sich vom Werkzeuglieferanten zum Dienstleister gewandelt. Dort hat man früh erkannt, wie moderne Maschinen Handwerksbetrieben nutzen können.

 Heiner Butt (v. l.), Techniker Sebastian Wöhlke und Christian Butt an einer fünf-achsigen CNC-Fräse

Heiner Butt (v. l.), Techniker Sebastian Wöhlke und Christian Butt an einer fünf-achsigen CNC-Fräse

Foto: Anne Orthen (ort)

Vor mehr als 100 Jahren war der Werkzeugbedarf eines Schreiners noch überschaubar. Drechselbank, Hobel, Säge, Feile – viel mehr brauchte ein handwerklicher Holzverarbeitungsbetrieb damals nicht, um wettbewerbsfähig sein zu können. Heutzutage sind die Bedürfnisse von ganz anderer Natur. Das CNC-Bearbeitungszentrum der Firma Homag beispielsweise kann vollautomatisch fräsen, dübeln und sägen. Mit seinen fünf Achsen bearbeitet es auch schräge Winkel, die Steuerung folgt dabei vonseiten des Handwerkers digital über eine Software. Auf den ersten Blick erscheint das Gerät mit seinen riesigen Ausmaßen eher für die industrielle Produktion bestimmt. Doch Christian Butt wiederspricht diesem Eindruck.

„Trotz seiner Größe kommt so ein Gerät schon bei mittelständischen Betrieben zum Einsatz“, sagt der kaufmännische Geschäftsführer des Unternehmens Maschinen Kaul mit Sitz in Heerdt. Geräte wie diese könnten die Antworten auf die drängenden Problemfragen sein, mit denen Handwerksbetriebe im 21. Jahrhundert zu kämpfen haben. Die Branchen sind im Wandel, der Mangel an qualifiziertem Personal und Nachwuchs zwingt sie quasi dazu. „Der Trend geht aufgrund des Fachkräftemangels immer mehr in Richtung Automatisierung und Robotisierung“, sagt Butt. Moderne Maschinen, die die Arbeitsleistung mehrerer Fachkräfte ersetzen können, sollen nun diese Lücke ausfüllen.

Maschinen Kaul hat diesen Trend früh erkannt und sich dem angepasst. Vom einstigen Werkzeug-Fachgeschäft für Holzverarbeitungsbetriebe des Gründers Heinrich Kaul ist heute nur noch eine kleine Fläche in der Heerdter Firmenzentrale an der Zülpicher Straße übriggeblieben. Zwar wird auch dort nach wie vor der klassische Handwerksbedarf bedient und sogar eine eigene Nägel-Marke vertrieben. Doch viel größer ist jetzt die Verarbeitungshalle oder der „Showroom“, in dem die Firma regelmäßig ihre Hausmesse veranstaltet.

„Vom Werkzeuglieferanten sind wir heute ein Lösungsanbieter für Produktionsabläufe in allen möglichen Holzverarbeitungsbetrieben geworden“, sagt Butt, der das Familienunternehmen zusammen mit seinem Bruder Heiner und Hans-Jürgen Marx bereits in vierter Generation führt. Zu seinem Kundenkreis gehören vor allem Messe- und Innenausbauer, Schreiner und Tischler. Als Exklusivpartner der Firma Homag sowie weiterer Hersteller vermittelt Maschinen Kaul nicht nur die richtigen Geräte, sondern baut sie auch auf, wartet sie, und – was heutzutage noch viel wichtiger ist – weist die Mitarbeiter des Kunden in deren Handhabung ein. Oft bedarf es mehrwöchiger Schulungen, um die genaue Bedienung der speziellen Software-Steuerung zu erlernen. Denn jede Maschine muss individuell an die Ansprüche des Betriebs angepasst werden.

Doch nicht nur produktionsorientierte, auch gesundheitliche Aspekte spielen bei den Wünschen der Kunden immer mehr eine Rolle. „Wir bieten deshalb auch Hebe- und Tragesysteme für schwere Materialien an, um gesundheitsgerechteres Arbeiten zu ermöglichen.“ Warum, dass lässt sich laut Butt wieder mit dem Fachkräftemangel erklären. Denn mehr Gesundheitsschutz bedeute für die Inhaber auch, dass die Mitarbeiter seltener ausfallen.

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