Verkehrsdezernent Keller im Interview Ziel: Wehrhahn-Linie zum ISS Dome

Düsseldorf · Verkehrsdezernent Stephan Keller ist während des Gesprächs mit der Straßenbahn durch Düsseldorf gefahren. Dort diskutierte er über die Strecke der künftigen U-Bahn-Linien, einen dichteren Takt für Straßenbahnen und bessere Wege für Radfahrer in die Innenstadt.

 Stephan Keller in einer Straßenbahn der Linie 701: Er hält den Zehn-Minuten-Takt für gut, mehr Züge in Spitzenzeiten aber für denkbar.

Stephan Keller in einer Straßenbahn der Linie 701: Er hält den Zehn-Minuten-Takt für gut, mehr Züge in Spitzenzeiten aber für denkbar.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Die Haltestelle der Linie 701 am Jan-Wellem-Platz, Fahrtrichtung Benrath. Die Bahn kommt präzise, wie es auf der der digitalen Anzeige steht. Verkehrsdezernent Stephan Keller betritt die Bahn, geht zielstrebig zum Automaten und kauft eine Fahrkarte. Das Gespräch kann beginnen.

Sie hatten für dieses Interview die freie Wahl, welches Verkehrsmittel wir nehmen. Warum haben Sie sich für die Bahn entschieden?

Stephan Keller Weil ich glaube, dass wir hier erkennen können, dass unser ÖPNV sehr stark ist. Die Rheinbahn verzeichnet jedes Jahr Zuwächse bei den Fahrgastzahlen. Wir müssen uns mit unserem Angebot nicht verstecken.

In wie vielen Staus hätten wir da draußen gestanden, wenn wir das Auto genommen hätten?

Keller Der Weihnachtsandrang hat gezeigt, dass wir trotz der vielen Erschwernisse den Verkehr gut abgewickelt haben. Für unser Baustellen-Management haben wir auch vom ADAC gute Noten erhalten.

Dennoch gibt es viele Staus in der Stadt. Wie bewerten Sie die Idee, durch einen Fünf-Minuten-Takt — zum Beispiel für die Linie 701 — mehr Leute zum Umsteigen vom Auto in die Bahn zu bewegen? Die zusätzlichen Züge hat die Rheinbahn.

Keller Ich denke, wir fahren mit dem Zehn-Minuten-Takt grundsätzlich gut. Ob in Spitzenzeiten noch nachgebessert werden kann, müssen wir diskutieren.

(Die Bahn muss kurz vor der Haltestelle "Berliner Allee" an einer Ampel stehen bleiben, kurz vor der "Luisenstraße" noch einmal.)

Wäre es Ihnen nicht lieber, wenn diese Bahn Vorrang an der Ampel hätte und die Bahnen insgesamt schneller unterwegs wären?

Keller Wir analysieren mit der Rheinbahn fortlaufend die Daten aus dem Verkehrsrechner und suchen nach Stellen, die wir optimieren können. Auf der Linie U 74 zum Beispiel haben wir schon solche Stellen ausgemacht. Ein absoluter Vorrang für die Bahn aber würde den Autoverkehr massiv behindern und das würde sich auch wieder auf die Bahnen auswirken.

Aber die Straßenbahnen in Düsseldorf sind doch wiederholt als zu langsam beschrieben worden — sogar vom Rheinbahn-Vorstand. Was wollen Sie dann unternehmen, um die Züge flotter zu machen?

Keller Ich weiß nicht, ob der Vorwurf zutrifft oder ob eine Minute mehr oder weniger entscheidend für die Attraktivität der Bahn ist. Wichtig für einen qualitätsvollen ÖPNV sind Pünktlichkeit, ein guter Takt und guter Service, das heißt, die Bahnen dürfen nicht überfüllt sein. Auch der Ausbau barrierefreier Einstiege gehört zu einem guten Angebot.

Warum beschleunigen Sie dann den Ausbau der barrierefreien Haltestellen nicht? Derzeit werden pro Jahr bestenfalls vier Hochbahnsteige gebaut.

Keller Was leicht zu machen war, haben wir in den vergangenen Jahren schon erledigt. Nun kommen die Haltestellen, wo es im Straßenraum schwierig wird, einen Hochbahnsteig zu bauen. Deshalb bin ich froh, wenn es vier pro Jahr sind — plus die Haltestellen für Niederflurbahnen, die wir umbauen, wie etwa an der Birkenstraße.

(Die Bahn erreicht den Karolingerplatz im Stadtteil Bilk. Stephan Keller steigt aus und lässt die 701 hinter sich. Es geht zu Fuß weiter zum Bilker Bahnhof.)

Wird es diese Strecke der 701 noch geben, wenn die Wehrhahn-Linie fährt?

Keller In der Innenstadt wird sich nichts für die 701 ändern, nur am südlichen Ende. In Benrath werden künftig die U 71 und die U 74 fahren. Wo die 701 dann endet und wendet, müssen wir noch besprechen.

Wie fährt die U 71 in die andere Richtung?

Keller Nach unserem Vorschlag soll sie an der Uhlandstraße abbiegen durch Düsseltal und nach Rath fahren, perspektivisch auch zum ISS Dome. Dadurch entstehen fünf neue Stadtbahn-Haltestellen und 18 000 Menschen werden zusätzlich ans Stadtbahn-Netz angeschlossen.

Sie nennen den Anschluss an den ISS Dome als Perspektive. Die Verhandlungen laufen seit vielen Jahren ohne Ergebnis. Wann kommt eines?

Keller Ich kann keinen konkreten Termin nennen, weil immer noch die Einigung mit einem Grundstücks-Eigentümer fehlt. Wir standen immer wieder kurz vor einer Einigung, haben diese aber nie erreicht. Nun hat die Bezirksregierung den Eigentümer um Stellungnahme gebeten.

Am Ende des Verfahrens könnte eine Zwangsenteignung stehen.

Keller Ich gehe nicht davon aus, dass es dazu kommt. Ich bin immer noch zuversichtlich, dass wir das einvernehmlich regeln.

Also fährt die U 71 beim Start 2015 gleich zum ISS Dome?

Keller Das wäre ein Ziel und würde gut zum Konzept der Linie U 71 passen.

Wie sieht es mit der U 81 aus, die den Flughafen anschließen und über eine noch zu bauende Brücke vom Stadtnorden ins Linksrheinische geführt werden soll?

Keller Für den ersten Abschnitt zwischen Freiligrathplatz und Flughafen-Terminal haben wir einen Planungsauftrag, den wir bis zur zweiten Jahreshälfte 2012 abgearbeitet haben sollten, um dann Fördergelder beim Bund zu beantragen. Der Oberbürgermeister hat noch einmal bekräftigt, dass die Rheinquerung als strategisches Ziel wichtig ist. Aber das könnten wir erst am Ende des Jahrzehnts umsetzen.

(Am Bilker Bahnhof steigt Keller in die Linie 712, stempelt seine Fahrkarte wieder und betrachtet die Friedrichstraße.)

Wenn Sie nach dem Start der Wehrhahn-Linie auf diese Straße schauen, werden Sie dann einen Radweg sehen?

Keller Das wäre mir sehr wichtig, wobei die Friedrichstraße als eine der Haupteinfallstraßen in die Innenstadt voll funktionsfähig bleiben muss. Wir werden im nächsten Jahr das Verfahren festlegen, wie wir über die Oberflächengestaltung der Friedrichstraße entscheiden. Die Hinweise der Anwohner und Anlieger sind uns dabei sehr wichtig, wir wollen die Bürger auf jeden Fall einbinden.

Damit kehren Sie von der bisherigen Haltung ab, Radwege nur durch Nebenstraßen zu führen.

Keller Wir werden den Radverkehr nicht auf allen Hauptstraßen zulassen können, aber wir wollen die Anbindung der Innenstadt verbessern. Die Wehrhahn-Linie und der Kö-Bogen bieten uns gute Möglichkeiten dazu, ähnlich wie die Umbauarbeiten an der Birkenstraße oder der Werdener Straße. Wo immer es möglich wird, tun wir etwas für Radfahrer.

Wie sieht es auf der künftigen Schadowstraße mit Radwegen aus?

Keller Da scheint es bei den Anliegern im Moment eine Präferenz für eine Fußgängerzone zu geben. Wir werden sehen, ob es auch Möglichkeiten für Radfahrer gibt. Mir wäre das sehr wichtig, weil dies eine wichtige Achse für die Ost-West-Verbindung ist.

(Die Fahrt endet am Jan-Wellem-Platz, unter dem Tausendfüßler.)

Wenn wir uns hier nächstes Jahr kurz vor Weihnachten wieder träfen, stünden wir dann noch unter dem Tausendfüßler?

Keller Wenn der Minister uns den Abriss genehmigt, dann nicht. Dann wird er 2012 abgerissen.

Christian Herrendorf führte das Gespräch.

(RP/jco)
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