Auch das Opfer und ein Augenzeuge konnten nicht weiter helfen. Sicher ist lediglich: Erst das Eingreifen des Zeugen bewahrte die Rentnerin davor, nach ihrem Sturz überrollt zu werden. Die Anklageversion klang nach einer Schreckensvorstellung: Als sich die 85-Jährige mit ihrer Gehhilfe auf dem Heimweg vom Einkauf an der Ulmenstraße noch auf dem Supermarktparkplatz neben einem Lkw befand, soll der Wagen im Anrollen die Seniorin gestreift und sie zu Fall gebracht haben, wobei sie Gesichtsprellungen erlitt. Bei der nötigen Sorgfalt hätte der Fahrer diesen Unfall vermeiden können. Doch der 30-Jährige zuckte mit den Schultern. Er gab an: Er habe nicht gesehen oder gehört, woher die alte Dame kam, habe erst durch Schreie eines Zeugen gemerkt, dass sie plötzlich unter seinem Lkw lag. Die 85-Jährige sagte aus, der Lkw habe sie nicht berührt. "Ich habe mich erschreckt, weil da heiße Luft aus dem Auspuff kam. Da bin ich hingefallen - und hatte Angst, dass noch mehr passiert!"

Das verhinderte in letzter Sekunde aber jener Zeuge (45), der den Fahrer durch Rufe vom Rangieren abhielt und der Seniorin damit womöglich das Leben rettete. Wie es zum Sturz der alten Dame gekommen war, konntem dieser Zeuge nicht sagen. "Ich vermute mal, der Laster hat sie gestreift." Das war der Richterin zu wenig: Nach kurzer Erörterung mit Staatsanwalt und Verteidiger wurde das Verfahren eingestellt, ohne Auflage und "wegen geringer Schuld". Die Beteiligten waren erleichtert: der Fahrer, weil er ungestraft blieb. Der Zeuge, weil er eingegriffen hatte. Und die alte Dame, weil nichts Schlimmeres passiert war.