Nach Finanzskandal in Düsseldorf Zerwürfnis zwischen Fiftyfifty und Orden

Düsseldorf · Bruder Matthäus ist nicht mehr Schirmherr der Obdachlosen-Initiative. Deren Geschäftsführer Hubert Ostendorf hat die Zusammenarbeit ausgesetzt, weil Spenden und Zeitungsverkauf wegen des Finanzskandals zurückgehen.

Nach Finanzskandal in Düsseldorf: Zerwürfnis zwischen Fiftyfifty und Orden
Foto: Bauer, Hans-Jürgen (hjba)

Die Obdachlosenhilfe der Ordensgemeinschaft der armen Brüder des heiligen Franziskus und die Initiative Fiftyfifty mit Straßenmagazin und Galerie gehen getrennte Wege. Bruder Matthäus ist nicht mehr Schirmherr von Fiftyfifty, nachdem Hubert Ostendorf öffentlich angekündigt hat, die Zusammenarbeit mit dem Orden auszusetzen. Auslöser für diesen Schritt sind die umstrittenen Geldanlagen der Sozialwerke des Ordens bei dem Finanzdienstleistungsinstitut Infinus, durch dessen Insolvenz der Orden 7,2 Millionen Euro verloren hat. "Nach dem Bekanntwerden der zweifelhaften Anlagestrategie des Ordens ist die Auflage des Straßenmagazins Fiftyfifty bereits gesunken", berichtet Ostendorf. Zudem seien Künstler, die ihre Werke für die Galerie zur Verfügung stellen, verunsichert. Es sei zu befürchten, dass Spender sich zurückziehen.

"Fiftyfifty wird durch die Vorgänge beim Orden in Mitleidenschaft gezogen, obwohl beide Organisationen eigenständig sind", so Ostendorf. Das ist die Folge der komplizierten Beziehungen. Die Aktionen von Fiftyfifty werden vom Verein Asphalt getragen. Der hat keine Verbindung zu den Sozialwerken des Ordens, der unter anderem für Wohnungslose Heime gebaut hat und betreut. Da aber die Zielsetzung der beiden Vereine gleich ist, sind beide zusammen aufgetreten, wurde Bruder Matthäus Schirmherr von Fiftyfifty. Sein guter Ruf soll die Initiative unterstützen.

Der Verein Asphalt half zudem durch Spendenaktionen, dass der Orden insgesamt sechs Wohnheime für Obdachlose bauen konnte. "Fiftyfifty hat pro Jahr etwa eine bis 1,3 Millionen Euro an Spenden an die Sozialwerke weitergeleitet, insgesamt waren es etwa 20 Millionen Euro", sagt Ostendorf und betont, dass dieses Geld nachweislich vollständig in die Finanzierung der Heime investiert wurde. Das bestätigt auch Heinz-Theo Wollschläger, Geschäftsführer der Sozialwerke. Wegen der hohen Zuwendungen hätten die Heime ohne Fremdkapital gebaut werden können. Die Rücklagen, die für Modernisierungen auch durch Anteile aus den Pflegesätzen gebildet werden, seien daher hoch, weil sie nicht für Tilgung und Kreditzinsen geschmälert wurden. Die Rücklagen hätten angelegt werden können.

Wollschläger räumt ein, dass durch die hohen Rendite-Versprechungen die Anlage als risikoreich eingestuft werden musste, aber nicht als überdurchschnittlich gefährlich. Er beruft sich darauf, dass Rating-Agenturen, Firmen und auch Persönlichkeiten Infinus gut beurteilt haben, nennt auch ein Grußwort vom ehemaligen sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf für Infinus.

"Ein solches Vorgehen ist unprofessionell, es fehlten externe Beratung und Kontrolle", sagt Ostendorf. Er fordert personelle Konsequenzen und transparente Entscheidungsstrukturen. "Bessere Kontrollinstrumente wird der Orden als Konsequenz der Vorgänge einrichten", sagt Bruder Matthäus. Er ist aber enttäuscht, dass Fiftyfifty sich abgrenzt und den Orden anprangert, anstatt nach der jahrelangen, sogar freundschaftlichen Zusammenarbeit gemeinsam Wege aus der Krise zu erarbeiten, um das Vertrauen der Unterstützer und Spender wieder zu gewinnen — zugunsten der Hilfsbedürftigen.

(RP)
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