Zeichner Peter Schaaff aus Düsseldorf Wie man Wirtschaft mit Comics erklärt

Düsseldorf · Peter Schaaff lebt und arbeitet als Cartoonist und Comiczeichner in Düsseldorf. Er versucht, komplizierte Sachverhalte möglichst einfach und niederschwellig für junge Leserschichten darzustellen.

 Die Konzeptionen der Storys kommen von Wirtschaftsexperten, die Umsetzung in leicht verständliche Bildkompositionen und charakteristische Figuren steuert Schaaf bei.

Die Konzeptionen der Storys kommen von Wirtschaftsexperten, die Umsetzung in leicht verständliche Bildkompositionen und charakteristische Figuren steuert Schaaf bei.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Die schlechte Nachricht sagt Peter Schaaf gleich vorneweg: „Als Beruf, der viel Geld einbringen soll, kann ich Comiczeichner nicht empfehlen“, konstatiert er. Der Mann muss es wissen, hat er sich doch seit Jahren zum Erwerb seines Lebensunterhalts der Comiczeichnerei verschrieben. „Meine Mutter hat immer gesagt, ihr Sohn habe ein Armutsgelöbnis abgelegt“, meint Schaaf. „Aber seitdem ich Comiczeichner bin, bin ich glücklich. Ich gehe gerne zur Arbeit und wenn ich fertig bin, dann bin ich vergnügt.“

Schaaff, 1961 in Flingern geboren, entwickelt, konzeptioniert, zeichnet und textet in seinem Atelier in Hochdahl viele seiner Geschichten von Anfang bis Ende. Teilweise als Eigenproduktion, teilweise im Auftrag von Verlagen oder öffentlichen Einrichtungen, dann mit Unterstützung aus dem Mitarbeiterstab der Auftraggeber. „Mein erster großer Auftrag waren die ‚Andi-Comics‘ für das NRW-Innenministerium“, sagt Schaaff. „Es gab drei Andi-Hefte zum Thema Extremismus, jeweils zum Rechts- und Linksextremismus sowie zum Islamismus.“

 Peter Schaaff zeichnet Comics zum Thema Finanzen

Peter Schaaff zeichnet Comics zum Thema Finanzen

Foto: OvW-Verlag/Peter Schaaff

In diesen Bildungscomics, die in Zusammenarbeit mit Sozialwissenschaftlern entstanden sind, waren neben den mit einer starken Prise Humor erzählten Geschichten auch die einschlägigen Verordnungen und Gesetzestexte verarbeitet. „Über die Comic-Geschichte wurde die Hemmschwelle für Jugendliche, sich mit politischen und rechtlichen Sachverhalten zu beschäftigen, gesenkt“, erläutert der Zeichner und Illustrator. „Das hat geklappt, denn ich habe für die Landeshauptstadt Düsseldorf nach ‚Andi‘ einen Comic zur Drogenprävention gemacht.“ Lernen ohne erhobenen Zeigefinger, sondern anhand gezeichneter positiver Beispiele.

Komplizierte Sachverhalte möglichst einfach und niederschwellig für junge Leserschichten darzustellen, hat sich zu einer Art Markenzeichen von Schaaf entwickelt. So ist er – ohne große BWL oder VWL-Kenntnisse zu haben – nur aufgrund seiner zeichnerischen Qualität ins Team des OvW-Verlags (ohne viele Worte) gerutscht. Für den Verlag hat Schaaff unter Federführung von Verena Pleitgen (Dekanin der Hochschule Neuss für Internationale Wirtschaft) bereits 19 kurze Erklär-Comics zu finanziellen und wirtschaftlichen Themen gezeichnet.

Themen wie Investmentfonds, Aktien-Bewertung, Leasing, Umsatzsteuer, Gewinn und Verlust, Rückstellungen oder Handyverträge werden durch Abenteuer und Gespräche der Comic-Figuren Frida, Mats, Nick, Pia und Vincente erklärt, bis sie es kapiert haben. Die Konzeptionen der Storys kommen von Wirtschaftsexperten, die Umsetzung in leicht verständliche Bildkompositionen und charakteristische Figuren steuert Schaaf bei.

Dabei bedient sich der studierte Grafik-Designer Schaaf in der Figurencharakteristik gnadenlos an aktuellen gesellschaftlichen Stereotypen. „Comics sind die Urpressung von Klischees“, meint der Flingeraner. „Ich versuche, Charaktermerkmale so zu setzen, dass es dem Leser schnell möglich ist zu erkennen, wen er vor sich hat.“ Dann habe man mehr „Gehirnschmalz“ für die tatsächlichen Lehrinhalte übrig.

Schaaff hat nach seinem Studium einige Jobs gemacht, war Screendesigner in einem Internet-Unternehmen („meine bestbezahlte Zeit.“), arbeitete an Grafik-Softwares und eröffnete mit sechs Studienkollegen ein Grafik-Design-Büro. „Gezeichnet habe ich aber immer“, so Schaaf. Sein Wissen rund um den gekonnten, charakteristischen Strich gibt er inzwischen auch in Workshops für das Innenministerium NRW, die Konrad Adenauer- Stiftung oder die Katholische Jugend-Sozialarbeit (KJS) weiter.

Seit Neuestem unterrichtet er im Rahmen der Offenen Ganztagsschule (OGS) an seiner ehemaligen Grundschule in Eller. „Ich müsste die OGS als Nebenerwerb nicht unbedingt machen, aber das gibt mir deutlich mehr Planungssicherheit“, meint Schaaf. „So langsam müsste mal wieder ein neuer Auftrag kommen.“

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