Düsseldorf Zehntausend wollen Gaslaternen erhalten

Düsseldorf · Die Online-Petition zum Erhalt der Gaslaternen ist die erfolgreichste, die es in Düsseldorf je gab. Die Initiatoren fordern nun ein Umdenken in der Stadtverwaltung. Sie meinen: Düsseldorf muss sein Alleinstellungsmerkmal behalten.

 Um den Erhalt der Gaslaternen (hier ein Exemplar an der Hildebrandtstraße in Friedrichstadt) wird gestritten.

Um den Erhalt der Gaslaternen (hier ein Exemplar an der Hildebrandtstraße in Friedrichstadt) wird gestritten.

Foto: Andreas Endermann

Der hohe Zuspruch für die Online-Petition zum Erhalt der Gaslaternen erhöht den Druck auf die Stadtverwaltung. Rund 9000 Unterstützer sind dem Aufruf von FDP-Ratsherr Rainer Matheisen bis zum Ende der Frist vor einer Woche gefolgt. Inzwischen sind rund 1000 weitere Unterschriften dazugekommen. Damit handelt es sich um die bislang erfolgreichste Online-Petition in Düsseldorf. Matheisen und Unterstützer wie Karnevals-Wagenbauer Jacques Tilly, Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven und Düsseldorf-Festival-Chefin Christiane Oxenfort haben gestern das Ergebnis präsentiert - und ihre Forderungen erneuert.

Sie wollen als ersten Schritt, dass die Stadt keine weiteren Gaslaternen abbaut, bis eine politische Entscheidung gefallen ist. Derzeit würden an vielen Stellen einfach Tatsachen geschaffen. Außerdem lehnen die Gaslicht-Befürworter den Vorschlag der Stadt als unzureichend ab. "Wir wollen keinen Kompromiss, sondern einen kompletten Erhalt", sagt Christiane Oxenfort.

Nach den Plänen von Verkehrsdezernent Stephan Keller sollen 4000 der noch rund 15 000 Gaslaternen langfristig erhalten werden, die anderen nach und nach durch LED-Technik ersetzt. Dem Dezernenten zufolge ist eine größere Anzahl langfristig nicht zu betreiben, weil der Aufwand zu groß ist. Zudem hätten sich die rechtlichen Rahmenbedingungen geändert.

Nach Ansicht der Petitions-Unterstützer handelt die Stadt damit gegen den Willen der Bürger. "Fast alle, die von dem Aufruf gehört haben, haben ihn sofort unterzeichnet", sagt Peter Rheinbay, der mit Ehefrau Barbara fast 2000 Unterschriften vor allem in Niederkassel gesammelt hat. Dort soll das Gaslicht komplett wegfallen. Rheinbay erwartet ein Einlenken der Stadt. "Sonst ziehen wir vors Rathaus."

Die Befürworter sehen viele Argumente auf ihrer Seite:

Verlust von Identität Weltweit existieren nur noch 90 000 Gaslaternen, davon 76 000 in Deutschland. In Berlin (44 000 Gaslaternen) und Frankfurt (5 600) wurde kürzlich ein nahezu kompletter Abriss beschlossen. Damit würde Düsseldorf zur Gaslicht-Hauptstadt und könnte mit diesem Alleinstellungsmerkmal sogar touristisch werben - wenn die Leuchten bleiben. "Durch die Firma Mannesmann hat Düsseldorf zudem einen besonderen Bezug zur Gasbeleuchtung", sagt Volker Vogel, Stadtbildpfleger bei den Düsseldorfer Jonges. Für ihn sind die Laternen ein "identitätsstiftendes Merkmal".

Hohe Kosten Die Umrüstung würde den Gaslicht-Anhängern zufolge einen dreistelligen Millionenbetrag kosten. Die Stadt könnte die Hälfte der Kosten auf die Anlieger umlegen. Marianne Hagen, für die FDP in der Bezirksvertretung 5, berichtet von einem Beispiel aus Lohausen: In der Pallenbergstraße will die Stadt neun Leuchten für 71 000 Euro umrüsten. Die Hälfte des Betrags werde auf rund 20 Hauseigentümer umgelegt - das ergebe rund 1750 Euro pro Eigentümer. "Die Bürger wollen das nicht", sagt Hagen.

Gute Technik Für die Befürworter sind die Gasleuchten keineswegs eine überholte Technologie. Sie hätten sich als zuverlässig bewährt, außerdem lieferten sie angenehmeres Licht. Auch Umweltschutz sei kein Argument. "Man könnte sie mit Bio-Gas betreiben", so Georg Schumacher von der Initiative Pro Gaslicht.

Fehlende Transparenz Die Befürworter kritisieren, dass die Stadt die Öffentlichkeit unzureichend informiert, in welchen Gebieten die Gasleuchten wegfallen sollen. Dies verhindere die von der Politik angekündigte Beteiligung der Bürger.

(RP)
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