Düsseldorf Zehn Jahre Literatur aus dem Automaten
Düsseldorf · Pamela Granderath und Christine Brinkmann haben Ende 2006 den ersten Zigarettenautomaten mit Lyrik, Prosa und Kurzgeschichten gefüllt. Seitdem waren sie mit ihrer Idee schon in Marokko, Österreich und Griechenland.
Mit der Lieferung kommen Daniela Granderath und Christine Brinkmann kaum nach. "Wir haben wahnsinnig viele Anfragen", sagt Brinkmann. Mails und Anrufe von Unis, Museen, Cafés, die alle einen Literaturautomaten wollen. Längst ist das Projekt weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Granderath und Brinkmann funktionieren alte Zigarettenautomaten um und befüllen sie mit Literatur. Mit Kurzgeschichten, Lyrik und Prosa mal mehr, mal weniger bekannter Autoren. Bewerben kann sich jeder, der schreiben will. Es gibt nur eine Regel: 3200 Zeichen dürfen nicht überschritten werden.
Angefangen hat alles im Dezember 2006 im Kulturzentrum Zakk, als vier Autoren, darunter auch die Projektgründerin Pamela Granderath, zigarettengroße Boxen mit Texten füllen und einen ausrangierten Zigarettenautomaten damit bestücken. Eine Zusatzbox hat es zum Start gegeben, von Künstler Klaus Sievers. Der Inhalt: Kühlschrankmagneten. Zwei Euro kostete eine Schachtel damals, zwei Euro sind es heute noch. "Mit dem Geld finanzieren wir neue Automaten und die Produktion der Boxen", sagt Brinkmann. Für die Autoren bleibe kein Geld mehr, "dafür bekommen sie Freiexemplare, die sie bei Lesungen verkaufen können", sagt Brinkmann, die unter anderem die Literaturplanung im Zakk leitet. 362 Boxen hat es seit den letzten zehn Jahren gegeben, viele der Cover sind in schwarz-weiß gestaltet worden. Alle zwei Monate werden die Automaten befüllt, meistens mit fünf neuen Exemplaren. Im sechsten Schacht finden die Käufer gerne mal eine Überraschungsbox. An der Uni in Düsseldorf hängt ein Automat und im Jungen Schauspielhaus, auch im Forum Freies Theater, an der Hochschule Düsseldorf und in der Butze an der Weißenburgstraße. 2008 haben Brinkmann und Granderath den mobilen Automaten erfunden, den sie an Literaturfestivals verleihen. Beim Bücherbummel auf der Kö stand er zum Beispiel oder bei der Ausstellung "Dialogpunkt Deutsch" im Goethe-Institut in Marokko.
2011 werden österreichische Autoren auf den Automaten aufmerksam, der Literaturautomat zieht nach Dornbirn, wo er von fünf Schreibern gepflegt und befüllt wird. Drei Jahre später steht für ein paar Monate ein Automat im griechischen Generalkonsulat in Düsseldorf, bestückt mit zweisprachigen Heftchen von der Gesellschaft griechischer AutorInnen in Deutschland, bevor der Literaturautomat auf der Buchmesse im Goethe-Institut in Thessaloniki steht.
"Wir arbeiten auch gerne mit Schulen zusammen", erzählt Granderath, 2010 zum Beispiel, als fünf Düsseldorfer Schüler-Schreibwerkstätten Boxen zum Befüllen erhielten. Vor einigen Monaten ist sogar ein Automat fest an einer Schule in Essen-Werden installiert worden. "Schüler zahlen einen Euro pro Schachtel", sagt Christine Brinkmann, damit die Texte einen gewissen Wert behalten. Interesse an einem solchen Automaten haben auch die Stadtteilpolitiker der Bezirksvertretung zwei angemeldet. 100 Euro müssten sie für einen ausrangierten Zigarettenautomaten aufbringen, einen Standort bestimmen und jemanden finden, der ein bisschen auf den Apparat achtet. "Einmal im Jahr muss die Batterie gewechselt werden, dann kommen wir gern, wenn wir informiert werden", sagt Christine Brinkmann, die das Projekt in der letzten Sitzung der BV vorstellte. Sie ist zuversichtlich, dass der Bezirk sich auf der Warteliste nicht ganz hinten anstellen muss, sollten die Politiker einen Literaturautomaten finanzieren wollen. "Düsseldorf ist unsere Heimat", sagt Brinkmann. Und der Geburtsort des Literaturautomaten.