Düsseldorf Zamek: 85 Entlassungen, 35 Rückkehrer

Düsseldorf · Von den 120 freigestellten Mitarbeitern des insolventen Suppenherstellers dürfen 35 zurück in den Betrieb. Der Rest muss gehen. Jetzt gibt es einen Sozialplan. Acht Investoren, darunter Hügli, sind am Kauf der Firma interessiert.

 Ein Mitarbeiter von Zamek betritt im strömenden Regen das Werksgelände an der Kappeler Straße, um die Betriebsversammlung zu besuchen. Hier wird der Sozialplan präsentiert, der für 85 Mitarbeiter die Kündigung bedeutet.

Ein Mitarbeiter von Zamek betritt im strömenden Regen das Werksgelände an der Kappeler Straße, um die Betriebsversammlung zu besuchen. Hier wird der Sozialplan präsentiert, der für 85 Mitarbeiter die Kündigung bedeutet.

Foto: Schaller

Die Stimmung bei Zamek ist seit Monaten im Keller. Im Februar kam der Insolvenzantrag, im Mai wurde das Verfahren eröffnet. Dann wurden vergangene Woche 120 Mitarbeiter freigestellt - ein Schock. Gestern auf der Betriebsversammlung sollten die Mitarbeiter des Fertigsuppenherstellers eine gute Nachricht erhalten. Wobei gut in diesem Fall relativ ist. Die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG), der Betriebsrat und die neue Geschäftsführung präsentierten nach ihren Verhandlungen einen Sozialplan. Den hatte NGG-Chef Dieter Schormann erst vergangene Woche in einem RP-Interview nachdrücklich gefordert.

Und das Resultat beinhaltet eine gute und eine schlechte Nachricht. "Der Betriebsrat hat sich die Entscheidung nicht einfach gemacht. Immerhin können von den in der vergangenen Woche Freigestellten, 35 ihre Arbeit wieder aufnehmen", sagte Dieter Schormann vor den versammelten Mitarbeitern. Doch 85 Arbeitnehmer werden in den nächsten Tagen endgültig das Kündigungsschreiben von Zamek erhalten. Für einige ist es besonders herb: Manche, die bei der ersten Freistellungswelle nicht dabei waren, und glaubten, ihre Jobs zu behalten, kriegen nun doch eine Kündigung. Das ist die tragische Kehrseite des Sozialplanes. Konkret erfahren die Betroffenen in den nächsten Tagen per Post, auf welcher Seite des Werkstores sie künftig stehen."In einer Insolvenz gibt es keine Gerechtigkeit", meint Gewerkschafter Schormann.

Zusammen mit den bereits im April umgesetzten Personalmaßnahmen in Dresden stelle der Stellenabbau in Düsseldorf "einen entscheidenden Baustein für den Erhalt des Unternehmens dar", teilte Zamek mit. Die schwarze Null sei mit diesen Maßnahmen zu erreichen, sagte Geschäftsführer Wolf-Rüdiger von der Fecht.

"Die Entlassungswelle ist schockierend für alle Mitarbeiter. Ich arbeite schon einige Jahre bei Zamek. Ob ich betroffen bin, weiß ich noch nicht", sagt ein Mitarbeiter aus der Produktion nach der Versammlung, und ein anderer: "Ob ich zu denen gehöre, die entlassen werden, möchte ich nicht verraten. Ich kann nur sagen, dass es für alle Zamek-Mitarbeiter eine schwere Zeit ist". Eine Auszubildende, die vor dem Werkstor wartete, hat offenbar Glück im Unglück: "Ich bin als Auszubildende von den Entlassungen nicht betroffen." Wie es nach der Ausbildung mit ihr weitergehe, stehe aber in den Sternen. Gewerkschafter Schormann warnt vor zu hohen Erwartungen der Mitarbeiter: "In einem Insolvenzsozialplan können nicht einmal die wirtschaftlichen und sozialen Nachteile abgemildert werden. Die geringe Abfindung wird erst nach Feststellung der Insolvenzmasse am Ende des Insolvenzverfahrens ausgezahlt. Das kann Jahre dauern."

Arbeitnehmer, die ihren Arbeitsplatz im Zuge einer Insolvenz verlieren, sind besonders gebeutelt. Für sie muss die Agentur für Arbeit die Mittel für Qualifizierungsmaßnahmen aufstocken. "Hier ist Handlungsbedarf durch die Politik", forderte Dieter Schormann vom Arbeitsministerium. Unklar weiterhin ist noch, ob die Gläubiger der 40-Millionen-Euro-Anleihe ihr Geld am Ende wiedersehen werden.

Unterdessen mehren sich die Hoffnungen auf einen Investor. Seit Tagen verdichten sich die Gerüchte, der Schweizer Konkurrent Hügli habe Interesse an einem Kauf von Zamek bekundet. Mitarbeiter von Zamek berichten von Besuchern des Schweizer Suppenherstellers an der Kappeler Straße. Geschäftsführer Wolf-Rüdiger von der Fecht sagte auf RP-Anfrage. "Es wäre zu kurz gegriffen, solche Gespräche zu verleugnen." Erstmals bestätigte der Rechtsanwalt, dass es Gespräche mit insgesamt acht potenziellen Investoren gebe. "Darunter sind Konkurrenten von Zamek, reine Finanzinvestoren und auch Firmen, die einen möglichen Kauf als eine weitere Ergänzung ihrer Produktpalette sehen", sagte von der Fecht.

(RP)
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