Statistik für Düsseldorf Zahl der Verkehrsunfälle sinkt

Düsseldorf · Die Verkehrsunfallstatistik der Polizei zeigt: So wenig Unfälle wie 2010 gab es zuletzt 2006. Bei den Unfällen mit Verletzten wurde gar ein historischer Tiefstand erreicht. Jedoch starben 13 Menschen im Verkehr, fast 2900 wurden verletzt. Bedenklich: Immer mehr Fahrerfluchten werden begangen.

 Ein außergewöhnlicher Fall von Unfallflucht ereignete sich am 30. November auf der Huschbergerstraße. Ein Unbekannter überfuhr einen Menschen, stieg kurz aus und fuhr dann weiter, ohne jemanden zu informieren.

Ein außergewöhnlicher Fall von Unfallflucht ereignete sich am 30. November auf der Huschbergerstraße. Ein Unbekannter überfuhr einen Menschen, stieg kurz aus und fuhr dann weiter, ohne jemanden zu informieren.

Foto: Polizei

Ein Vorfall vom vergangenen Freitag verdeutlicht, mit welcher Mentalität im Straßenverkehr es die Polizei regelmäßig zu tun hat. Ein Radartrupp war am Autobahnkreuz Neuss gerade dabei, seine Messstelle abzubauen. Ein Mercedes-Fahrer sah dies, "grüßte und grinste und beschleunigte — aber richtig", sagt Polizeipräsident Herbert Schenkelberg. Pech für den Münchener: Einige Hundert Meter weiter hatte ein zweiter Trupp bereits Position bezogen. "Der Mann wurde mit Tempo 149 in der 80er-Zone geblitzt", sagt Schenkelberg, der der Devise "Blitzen und sofort Anhalten" den größeren Lerneffekt beim Verkehrssünder zumisst als dem Zusenden von Bußgeldbescheiden.

Kein Kind unter den 13 Toten

Dass die Belehrung in Verbindung mit empfindlichen Strafen Sinn macht, zeigen die gestern veröffentlichten Zahlen aus der Verkehrsunfallstatistik 2010. So ist die Zahl der Unfälle (26 138) entgegen dem Landestrend (plus 3,9 Prozent gegenüber 2009) in Düsseldorf zwar rückläufig — um 1,2 Prozent zum Vorjahr und um 1,6 Prozent im Drei-Jahres-Mittel — und so niedrig wie zuletzt 2006 (25 017). Dies beeindruckt besonders angesichts der gestiegenen Verkehrsbelastung und der vielen Baustellen. Bei der Zahl der Unfälle mit Personenschäden (Verletzten) wurde mit 2358 sogar ein historischer Tiefstand seit Beginn der Messungen (1960) erreicht. Auch positiv: Kein Kind starb 2010 auf Düsseldorfs Straßen.

Demgegenüber stehen jedoch insgesamt 13 Verkehrstote, acht der Toten waren Senioren, sieben waren Fußgänger. Die Zahl der verunglückten Fußgänger stieg gegenüber 2009 um sechs Prozent (von 448 auf 475). Es gab mehr Schwerverletzte (plus 15,8 Prozent) als 2009 und geringfügig mehr Leichtverletzte (plus 0,5 Prozent), im Drei-Jahres-Mittel sanken diese Werte allerdings. Überproportional viele Unfälle wurden von 18- bis 24-jährigen Fahranfängern verursacht — dreimal häufiger im Verhältnis zum Bevölkerungsanteil als Kinder oder Senioren. Und: Die Verkehrsmoral der Düsseldorfer verflacht zusehends. Zwar sank die Zahl der Unfälle unter Alkoholeinwirkung, doch gab es deutlich mehr Raserunfälle. Besonders bedenklich ist die Entwicklung bei Fahrerfluchten: In 5466 Fällen entfernten sich Unfallverursacher vom Tatort, 3,8 Prozent mehr als 2009. "Diese Zahl steigt seit Jahren stetig an", so Martin Vonstein, Leiter der Verkehrsdirektion. Gab es 1998 noch 3943 Unfallfluchten, waren es 2005 bereits 4500, seit 2007 liegt die Zahl konstant über 5000. "Der Anstieg geht aber fast ausschließlich auf Bagatellunfälle zurück, nicht auf Unfälle mit Verletzten", sagte Polizeioberkommissar Thorsten Drewes. Die Ursachen für Unfallfluchten seien Unachtsamkeit, Verdrängung — "oder die Autofahrer haben etwas zu verbergen". Ein besonders krasser Fall ereignete sich am 30. November an der Huschbergerstraße, als ein Unbekannter einen Menschen überfuhr, kurz ausstieg und dann einfach davonfuhr. Zurückgegangen ist die Zahl der Unfälle mit Straßenbahnen und Fahrradfahrern sowie die der Schulwegunfälle.

"Die meisten Unfälle wären vermeidbar, wenn man vorsichtig und regelgetreu fährt", sagte Schenkelberg. "Deswegen werden wir weiter in Sachen Tempoüberwachung aktiv sein." Ferner wolle sich die Polizei auf die Einhaltung der Gurtpflicht sowie Fußgängerüberwege konzentrieren. "Kinder verhalten sich dort mittlerweile vorbildlich, aber viele Autofahrer brettern einfach drüber", sagte Vonstein.

(RP)
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