Düsseldorf Zahl der Taschendiebstähle steigt rasant

Düsseldorf · Die Polizei rechnet mit mehr als 7000 Diebstahl-Fällen. Die Täter sind oft Kinder. Dienstag wurden zwei Schwestern ertappt.

So schützen Sie sich vor Diebstählen
Infos

So schützen Sie sich vor Diebstählen

Infos
Foto: dapd, dapd

Für Wolfgang Wierich war dieser Fall nicht ungewöhnlich. Der Leiter des Jugendkommissariats hat beinahe täglich mit ihnen zu tun: Jugendliche Taschendiebe, die das Gedränge der Weihnachtszeit in Düsseldorf nutzen, um Passanten um ihre Geldbörsen zu erleichtern. In diesem Fall handelte es sich um zwei Schwestern, elf und 15 Jahre alt. Die ältere der beiden wurde bereits von vier Staatsanwaltschaften in Nordrhein-Westfalen gesucht: in Essen, Köln, Düsseldorf und Duisburg. "Beide waren sehr polizeierfahren. Wie viele Diebstähle sie letztlich begangen haben, können wir nicht sagen", sagt Wierich.

Ein Ladendetektiv hatte die Schwestern dabei beobachtet, wie sie in einem Lebensmittelgeschäft auf der Zeppelinstraße die Geldbörse einer 87 Jahre alten Frau stahlen. Zunächst hatte die ältere von beiden mehrmals versucht, die Geldbörse aus der Handtasche der Frau zu stehlen. Als dies nicht glückte, hatte sich die jüngere ans Werk gemacht. Ihr war der Diebstahl sofort gelungen.

Die 15-Jährige wurde nach ihrer Vernehmung dem Haftrichter vorgeführt. Bisher hat sie keine Angaben gemacht. Auch ihre Schwester, die nicht strafmündig ist und nicht vernommen, sondern nur angehört werden darf, schwieg. Sie wurde in die Obhut des Kinderhilfezentrums gegeben. Wie lange sie dort allerdings bleibt, ist ungewiss. "Das Mädchen gehört zu einer Gruppe von Tätern, mit denen wir immer wieder zu tun haben", sagt eine Polizeisprecherin. Die wissen trotz ihre Alters genau, was sie der Polizei sagen sollen. Manchmal essen sie noch dort, wo die Stadt sie untergebracht hat, dann verschwinden sie wieder. Klau-Kids hat der Boulevard die Kinder genannt. Sie sind meist osteuropäischer Herkunft und werden von Verwandten nach Deutschland gebracht, um Straftaten zu begehen. Sie sind wohl auch der Grund für die mehr als 7000 Taschendiebstähle, die die Polizei in diesem Jahr erwartet. 2012 waren es noch 5500 gewesen.

Immer öfter kommen Mädchen. Und sie brechen auch in Wohnungen ein oder bestehlen Bankkunden an Geldautomaten. Die Jüngste, die von der Polizei bei einem Einbruch aufgegriffen wurde, war gerade neun Jahre alt. Und: Die Taschendiebe werden immer raffinierter. "Die Zeiten, in denen man den Kindern ansah, dass sie nicht dazugehörten, dass irgendetwas mit ihnen nicht stimmt, sind vorbei", sagt Wierich. Heute passt man sich dem Milieu, in dem man stiehlt an. Mühsam ist es, die Hintermänner zu ermitteln, denn selten gibt es eine Handhabe, um die Kinder länger festzuhalten. Dies ist zumindest bei der 15-Jährigen anders. Der Haftrichter ordnete Untersuchungshaft für sie an.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort