Universität Düsseldorf Wut über volle Hörsäle

Düsseldorf · Wie schon im vorigen Wintersemester herrscht in zahlreichen Seminaren und Vorlesungen derphilosophischen Fakultät drangvolle Enge, weshalb die Studenten zusätzliche Angebote fordern.

 In Düsseldorf bekommen viele Studenten nur noch einen Platz auf dem Boden.

In Düsseldorf bekommen viele Studenten nur noch einen Platz auf dem Boden.

Foto: AP, AP

Düsseldorf Wer Pech hat, muss auf dem Boden sitzen. So ergeht es derzeit etwa 650 Germanistik-Studierenden der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität, die ein Grundseminar zur Sprach- und Literaturvermittlung besuchen. Oder besser: besuchen müssen. Denn der Kurs zählt zu den Pflichtveranstaltungen im zweiten Studienjahr. Entsprechend gereizt ist die Stimmung unter den Studenten: "So kann man nicht lernen", schimpfen sie.

Sara Theel ist eine der Betroffenen: "In der ersten Woche sind wir sogar aus dem Kurs rausgeflogen, weil die Obergrenze erreicht war", erzählt die 20-Jährige. Sie studiert im dritten Semester Germanistik und Geschichte und kennt die vollen Hörsäle schon aus ihrem ersten Semester: Bereits im Wintersemester 2006/07 hatten Studenten der Germanistik, Anglistik und Kunstgeschichte gegen zu volle Hörsäle und gegen die Überschneidung von Pflichtveranstaltungen protestiert.

Die Studenten fürchteten damals wie heute, dass sich ihr Studium daher unnötig in die Länge zieht. Doch Ulrich von Alemann, Dekan der Philosophischen Fakultät, wiegelt ab: "Die Situation ist lang nicht so schlimm wie im vorigen Jahr. Solche Spitzen sind zu Semesterbeginn nicht selten - in zwei, drei Wochen haben wir das im Griff." Der AStA-Vorsitzende, Rainer Matheisen, ist da anderer Meinung. Er kritisiert, dass die Fakultät keine Lehre aus dem Vorjahr gezogen hat. "Es war doch klar, dass die Zahl der Studenten hoch bleibt. Man hätte mehr Kurse einrichten müssen."

Grund für den Ansturm auf die Heine-Uni war im Vorjahr gewesen, dass es keine Zulassungsbeschränkung für Fächer wie Germanistik, Anglistik und Kunstgeschichte gegeben hatte. Diese sind nun wieder eingeführt, und prompt ist die Zahl der Studienanfänger gesunken.

Für die Studenten aber, die nun im dritten Semester sind, hat sich kaum etwas geändert. So saßen in zwei Germanistik-Seminaren in der ersten Semesterwoche 80 bzw. 150 Personen. Konzipiert sind sie für etwa 40. "Das ist alles andere als eine optimale Lernsituation", finden Sara und ihre Kommilitonen.

Den volleren Kurs hat Germanistik-Dozentin Marita Pabst-Weinschenk inzwischen geteilt, es gibt nun eine zusätzliche Veranstaltung zur selben Zeit. Auch den zu kleinen Raum hat sie mit einem Kollegen getauscht. Die Dozentin hat Verständnis für die Studierenden und deren Unmut. Doch sie gibt auch zu bedenken, dass es vor allem die Seminare am Donnerstag sind, die vor Zuhörern schier überquellen. "Freitags gibt es durchaus noch Plätze." Indes, schränkt sie ein, hätten einige Studenten gesagt, dann keine Zeit zu haben, da parallel Veranstaltungen aus anderen Fächern liefen oder sie arbeiten müssten.

AStA-Chef Matheisen bestätigt: "Es gibt Ausweichtermine, die Geschichtsstudenten nicht wahrnehmen können, weil da auch ein Pflichtkurs ist." Für den Fall sieht Marita Pabst-Weinschenk die Möglichkeit, den Kurs im Sommer zu besuchen: "Denn Pflicht ist nur, dass er im zweiten Studienjahr absolviert wird." Das lehnt Sara ab: "So lange uns niemand garantiert, dass wir dann sicher einen Platz bekommen, und wir nicht wissen, ob es dann zeitlich passt, können wir uns darauf nicht einlassen."

Studenten und AStA fordern daher zusätzliche Seminare. 2006 hatte Unirektor Alfons Labisch außer der Reihe 300000 Euro für die Philosophische und die Naturwissenschaftliche Fakultät zur Verfügung gestellt, mit denen die Fachbereiche kurzfristig Lehraufträge vergeben, Stellen aufstocken und mehr Kurse bieten konnten. "Wir brauchen kein Notprogramm", sagt jedoch Dekan Ulrich von Alemann. "Die Lage ist weniger angespannt als 2006, und wir haben jetzt die Studienbeiträge, um solche Situationen zu bewältigen." Er rät Studenten mit unüberbrückbaren Problemen, die Dozenten oder die Geschäftsführer der Institute um Hilfe zu bitten. Notfalls können sie sich auch an ihn selbst wenden.

(RP)
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