Düsseldorf Wohnungsnot: Wenn Käfige zum Zuhause werden

Düsseldorf · Wohnraum in Düsseldorf ist knapp und teuer. Die Diakonie warnt mit einer eindrücklichen Aktion.

 Bufdi Tobias demonstriert, wie Menschen in China in Käfigen leben. Die Diakonie will mit der Aktion auf die Wohnungsnot aufmerksam machen.

Bufdi Tobias demonstriert, wie Menschen in China in Käfigen leben. Die Diakonie will mit der Aktion auf die Wohnungsnot aufmerksam machen.

Foto: Andreas Bretz

Es ist ein verstörendes Bild, das sich dieser Tage an der Johanneskirche am Martin-Luther-Platz bietet. Dort ist eine Reihe aus Käfigen aufgestellt, deren Aussehen an Tiergehege erinnern. Doch diese Käfige sind für Menschen gedacht. Sie sind Wohnungen. Für viele Menschen in Hongkong sind die kleinen Käfige der einzige Wohnraum, den sie sich leisten können. Zwei Quadratmeter, begrenzt durch Maschendraht und Seite an Seite mit anderen, denen es genau so elend geht. Eine Situation, die in Düsseldorf undenkbar ist. Zumindest noch, wie die Diakonie mit dieser Aktion aufzeigen will. "Es ist eine Warnung", sagt Diakoniepfarrer Thorsten Nolting.

Denn Wohnraumknappheit und steigende Mietpreise belasten schon seit Jahren den Düsseldorfer Wohnungsmarkt. Ein Problem, das nicht nur Menschen der unteren Einkommenssegmente betrifft, sondern auch bereits den Mittelstand erreicht hat. Insbesondere Großfamilien und Alleinstehende finden kaum noch bezahlbare Wohnungen. Je mehr sich die Situation verschlechtert, desto stärker gerät eine Gruppe unter den Wohungssuchenden ins Abseits: Obdachlose. Das weiß Drazenko Aleksic aus eigener Erfahrung. Nach jahrelanger Arbeit in der Gastronomiebranche erkrankte er an Burn-out. Hinzu kam eine Trennung von seiner damaligen Partnerin, wodurch er letztendlich auf der Straße landete. "Wenn Vermieter meine Jobcenter-Dokumente gesehen haben, war ich meist schon im Abseits", berichtet er. Auch der Platz in den städtischen Notunterkünften für Wohnungslose werden immer knapper: Vor 20 Jahren standen noch insgesamt 43.000 Quadratmeter bereit, heute ist es nur noch ein gutes Drittel davon. Deshalb fordert Thorsten Nolting eine stärkere Investition in sozialen Wohnraum, speziell für wohnungslose Menschen, die sonst wenig Chancen auf dem freien Markt haben.

"50 Wohnungen pro Jahr wären schon ein guter Anfang", sagt er. Noch bis Freitag stehen die Käfige vor der Johanneskirche. Zwischen zehn und zwölf sowie 14 und 16 Uhr wird ein Mitarbeiter der Diakonie über die Aktion und die Käfige informieren. Am Mittwoch findet zudem um 19 Uhr eine Diskussionsveranstaltung zwischen Investoren, städtischen Vertretern und Betroffenen in der Johanneskirche statt.

(dans)
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