Stadtentwicklung Wohnungsexperten fordern moderneres Handlungskonzept

Düsseldorf · Akteure des Düsseldorfer Wohnungsmarktes wünschen sich, dass bei künftigen Regelungen stärker zwischen den Stadtteilen differenziert wird. Ein Ziel ist, mehr Menschen den Kauf von Wohneigentum zu ermöglichen.

 Blick über eine begehrte Stadt: Die Einwohnerzahl Düsseldorfs wird in den kommenden Jahren noch deutlich weiter ansteigen.

Blick über eine begehrte Stadt: Die Einwohnerzahl Düsseldorfs wird in den kommenden Jahren noch deutlich weiter ansteigen.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Zahlreiche Akteure des Düsseldorfer Wohnimmobilienmarktes fordern eine neuerliche Anpassung des Handlungskonzeptes Wohnen, das zuletzt 2016 fortgeschrieben worden war. Man benötige neue und differenziertere Regelungen. „Der Markt ist weiter dynamisch, und daher sind die Instrumente der Regulierung nicht mehr zeitgemäß“, erklärte die Gesellschaft zur Ermittlung von Wohnungsmarktdaten (GEWD). Mitglieder sind diverse Immobilienvermittler und Projektentwickler. Sie befürchten, dass die Politik sich angesichts der Kommunalwahl 2020 schon jetzt davor scheut, möglicherweise unliebsame Regelungen zu treffen – wollen aber Berliner Verhältnisse auf dem Wohnungsmarkt vermeiden. Im Folgenden ein Überblick über die zentralen Forderungen.

Räumlich differenzieren Die Experten halten es nicht für sinnvoll, weiterhin pauschal im kompletten Stadtgebiet auf die strikte Quotierung mit 40 Prozent öffentlich geförderten und preisgedämpften Wohnungen bei allen Projekten mit Bebauungsplan zu setzen. Es könne nicht sachgerecht sein, Oberkassel und Hassels in einen Topf zu werfen, sagte GEWD-Vorstandschef Klaus Franken (Catella). Der Vorschlag: Wo es schon viele geförderte Wohnungen gebe, sollte eher Wohneigentum entstehen. Wo Einfamilienhäuser in der Mehrzahl sind, dürfen es neue geförderte Wohnungen sein. Franken: „Es geht um die Durchmischung.“

Das könne durchaus bedeuten, dass auch dort, wo bislang weniger stark verdichtet wurde, neue Projekte entstehen. Immobilienexperte Wulff Aengevelt hob hervor, es sei durchaus üblich, dass viele Menschen etwas forderten – nur eben nicht bei sich selbst anfangen wollten. „Da wäre es an der Politik, mutig zu sein.“ Er erneuerte seine Forderung, auch Teile der landwirtschaftlichen Flächen in Hamm als Bauland zu definieren: „Wir können Möhren aus Holland importieren, aber eben keinen preiswerten Wohnraum.“

Eigentum für niedrige Einkommensklassen Durch das Handlungskonzept Wohnen sind bislang ausschließlich Mietwohnungen geschaffen worden. Das sei auch kein Wunder, sagt GEWD-Vorstandsmitglied Jörg Schnorrenberger (Schnorrenberger Immobilien): Mit einer Obergrenze von 2500 Euro je Quadratmeter für preisgedämpfte Eigentumswohnungen sei eine komplett unrealistische Vorgabe gesetzt worden, für die kein Investor ohne Verluste bauen könne. Dabei sei es für die Stadtgesellschaft durchaus von Interesse, dass es mehr Wohnungseigentümer gebe: „Weil die sich doch nochmal anders für das interessieren, was vor ihrer eigenen Tür passiert.“

Neben den unrealistischen Bedingungen für die preisgedämpften Wohnungen belastet ein weiteres Problem den Markt für Eigentumswohnungen. So werden Neubauprojekte inzwischen seltener als früher tatsächlich Wohnung-für-Wohnung verkauft – sondern gerne auf einen Schlag von großen Finanzinvestoren erworben. Damit haben Einzelkäufer keine Chance mehr, sondern können bestenfalls eine Wohnung vom Käufer-Unternehmen mieten. Insgesamt wünscht sich Klaus Franken, „dass wir mit dem Vorurteil aufräumen, dass Eigentumswohnungen nur etwas für Reiche sind.“

Menschen statt Zahlen Statt eine Preis-Obergrenze zu definieren, könnten aus Sicht der GEWD künftig Zielgruppen definiert werden, für die bestimmte Wohnungen gedacht sind. Es sei denkbar, den bisher als preisgedämpft definierten Anteil von Wohnungen in einem Projekt nur für Haushalte mit einem bestimmten Einkommen zu definieren. Dabei sei es frei, ob es um Mieten oder um Wohneigentum geht.

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