Serie So Wohnt Düsseldorf Wohnung mit kleinem Budget modernisiert

Düsseldorf · Ein Mieter investierte Geld und Arbeit: Nun hat sein Zuhause mehr Platz und Licht, ein neues Bad und zwei Terrassen mit Fernblick.

 Terrassenglück mit Blick zum alten Ständehaus, Thomas Kunze genießt seine grüne Oase, an der gerade ein neues Geländer angebracht wird.

Terrassenglück mit Blick zum alten Ständehaus, Thomas Kunze genießt seine grüne Oase, an der gerade ein neues Geländer angebracht wird.

Foto: andreas bretz

Muss man hier wohnen? Die Straße ist laut, das Haus typischer Nachkriegsbau, das Treppenhaus, nein, über das Treppenhaus sollte man kein Wort verlieren. In der Wohnung: ein düsterer Flur, das Schlafzimmer mit Dauerlärmpegel, das Wohnzimmer ziemlich klein. Und dann dieser rote Klo-Deckel im Bad. Schrecklich! So war der erste Eindruck, als Thomas Kunze vor fast zehn Jahren seine Wohnung an der Florastraße zum ersten Mal sah. Es brauchte schon einen professionellen Blick, um sich vorstellen zu können, was sich daraus machen ließe.

Er hatte ihn: Der Architekt Thomas Heil sah sofort das Potenzial dieser 100 Quadratmeter, dachte nach, plante: Hier eine Wand raus, da die Funktion der Räume tauschen, dort mehr Licht reinlassen. Und der rote Klo-Deckel musste selbstverständlich sofort verschwinden. Außerdem war die Miete für das begehrte Unterbilk vergleichsweise günstig: 1000 Euro warm. Und dann der Blick über die Dächer der Stadt!

 Raumtausch: Wo früher das Schlafzimmer war, ist heute die geräumige Küche - mit Zugang zur Terrasse.

Raumtausch: Wo früher das Schlafzimmer war, ist heute die geräumige Küche - mit Zugang zur Terrasse.

Foto: Bretz Andreas

Architekt und angehender Mieter sprachen mit dem Hausherrn, überraschten ihn mit einem konkreten Angebot: Wenn er 10.000 Euro in die Wohnung investierte, würde der neue Mieter die gleiche Summe bereitstellen. 20.000 Euro für eine Komplett-Sanierung? "Man kann auch mit kleinem Budget eine Menge bewirken", sagt Thomas Heil.

Das Ergebnis ist verblüffend, war aber nur zu erzielen, weil eine Menge Eigenleistung (auch durch einen tatkräftigen Freundeskreis) erbracht wurde. Zunächst verschwand der alte Laminatboden, stattdessen wurde der Estrich darunter nur gespachtelt und gestrichen. Die zentrale Idee von Thomas Heil aber brachte vor allem mehr Platz, mehr Licht: Er entfernte die Wand zwischen Flur und Wohnzimmer, ließ nur einen Pfeiler stehen, damit die Statik nicht aus der Balance geriet. Nun wirkt dieser Raum hell und großzügig mit einem einzigen Farbklecks: einem runden roten Teppich.

 Er hatte die Idee, die Wand zwischen Diele und Wohnzimmer zu entfernen, für mehr Platz und Licht: der Architekt Thomas Heil.

Er hatte die Idee, die Wand zwischen Diele und Wohnzimmer zu entfernen, für mehr Platz und Licht: der Architekt Thomas Heil.

Foto: Bretz Andreas

Ein kleines Fenster zu einer Dachterrasse mit Abendsonne, bisher von der Nachbarwohnung genutzt, wurde durch eine Tür ersetzt. Die Terrasse teilen sich nun beide Mieter. Das Schlafzimmer (zur Straßenseite) und die Küche (zum ruhigen Hinterhof) wurden getauscht. "Das hat den Vorteil, dass ich heute direkt von meiner Küche auf die zweite Terrasse gehen kann", so der Bewohner. Sie bietet Morgensonne und einen exklusiven Blick auf das alte Ständehaus (K 21), allerdings auch auf die Auffahrt zur Kniebrücke, Geräuschpegel inklusive, "aber das stört mich nicht, das ist eben eine Stadtwohnung", so Thomas Kunze.

Früher hätte niemand auf dieser Terrasse sitzen wollen, ein öder Ort, heute gedeihen hier Hortensien und Fächerahorn. Der Hausbesitzer bezahlte die Modernisierung des Bads, das mit beige-gelblichen Kacheln aus den 1950er Jahren noch deutliche Spuren der Vergangenheit zeigte. Um das knappe Budget nicht überzustrapazieren, bekamen die Wände nun einen Anstrich, nur rund um die Dusche wurden neue Fliesen verlegt. Geld wurde stattdessen lieber in einen Waschtisch und die Beleuchtung investiert.

Mit der geplanten Summe sind Architekt und Bewohner (fast) ausgekommen. Thomas Heil: "Die meisten Mieter kommen ja gar nicht auf die Idee, selbst in ihre Wohnung zu investieren. Aber wenn die Miete günstig ist und für einige Jahre festgeschrieben wird, kann sich das durchaus lohnen." Das hat offenbar auch die zahlreichen Besucher interessiert, die sich 2009 beim "Tag der offenen Tür", den die Architektenkammer jedes Jahr organisiert, über diese Möglichkeit informiert haben. Dem Architekten jedenfalls hat das Ergebnis gleich Anschlussaufträge eingebracht: Der Hausbesitzer ließ von ihm noch vier weitere Wohnungen in seinem Haus modernisieren.

Thomas Kunze kann sich vorstellen, noch mal Geld in seine vier Wände zu investieren. So lassen sich auch die Bleistiftstriche an einer Wand im Wohnzimmer erklären. "Wir überlegen, ob wir diese Wand zum Arbeitszimmer durchbrechen", sagt er. Damit wäre dann auch Platz für einen Kamin geschaffen. Angst, dass er sein Geld damit verbrennen könnte, hat Kunze jedenfalls nicht.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort