Serie "So wohnt Düsseldorf" Ein Reihenhaus mit Überraschung

Düsseldorf · Zur Straße gibt es sich unscheinbar, hinten raus aber bietet das Domizil einer Familie in Düsseldorf-Unterbach einen überwältigenden Blick in den Wald. Wohnen auf vier Ebenen - treppauf, treppab.

Düsseldorf: Blick in das Reihenhaus mit Überraschung in Unterbach
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Blick in das Reihenhaus mit Überraschung in Düsseldorf-Unterbach

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Was soll denn daran Besonderes sein? Reihenhaus, Mittellage, weiße Klinkerfassade. Mit diesen Gedanken nähert man sich der angegebenen Adresse in Unterbach. Birgit K. dachte damals genauso, sie wollte sich das Haus gar nicht erst anschauen. Aber ihr Mann hatte schon einen Termin mit dem Makler verabredet. Und dann? "Ja, dann wussten wir nach wenigen Minuten: Das ist es!", erinnert sie sich heute, 17 Jahre später. Denn ihr Haus, das zur Straßenseite seine spröde, unscheinbare Seite zeigt, ist für eine Überraschung gut.

Immer, wenn Besucher das Wohnzimmer betreten, passiert dasselbe: Sie sind überwältigt von diesem Blick. Denn hinter dem Haus beginnt der Wald, direkt an der Schwelle zum Garten. Üppiger, alter Wald, Stille, nur raschelndes Herbstlaub. "Kommen Sie mal mit nach oben." Birgit K. geht voran in die dritte Etage, dort schlafen sie und ihr Mann, dort ist das Bad. Und wenn sie in der Wanne liegt, dann schaut sie durch ein großes Fenster direkt in die Baumwipfel. Dieser Blick sei besser als jeder Badezusatz. "Der beruhigt mich total." Manchmal kommt sie hierher, setzt sich auf einen Holzhocker - und schaut. Übrigens: schön, dieser Hocker. Ein Möbel mit Geschichte, die prompt erzählt wird.

 Rückfront mit einem überraschenden Grünblick: Direkt an der Gartenkante hinter dem Haus beginnt der Wald.

Rückfront mit einem überraschenden Grünblick: Direkt an der Gartenkante hinter dem Haus beginnt der Wald.

Foto: Endermann Andreas

Eines Tages kamen Birgit K. und ihr Mann nach Hause und erlebten einen Schock. Etliche der alten Eichen und Buchen hinterm Haus waren verschwunden, gefällt vom Besitzer des Waldes, die Arbeiter waren mit ihrem schweren Gerät noch beschäftigt. "Ich war wochenlang deprimiert." Viele der abgesägten Stämme blieben einfach liegen, wurden nie abgeholt. Und so brachte ihr Mann eines Tages ein Stück Stamm mit ins Haus, ein Abfallstück, das nur leicht bearbeitet und gewachst als Hocker im Bad zum Hingucker wurde. Und der Wald? Hat sich weitgehend erholt. "Dort entwickelt sich ein richtiges Biotop", hat Birgit K., studierte Biologin, mit Kennerblick festgestellt. Erst wucherten die Brombeeren (und bescherten ihr in diesem Jahr eine üppige Ernte), dann blühte der Holunder, schließlich wuchsen wieder junge Eichen. "Und die Vögel und Insekten sind auch wieder da."

Doch auch das Innenleben des Hauses hat attraktive Details zu bieten und eine ungewöhnliche Aufteilung auf vier Wohnebenen. Durch die Hanglage öffnet sich das Erdgeschoss nur zur Straßenseite, dort wurde ein Gäste-Apartment mit Bad und Miniküche eingerichtet. Mittelpunkt des großen Wohnraums in der ersten Etage mit Terrasse zum Garten ist die offene Küche, die Birgit K. "die zentrale Schaltstelle" nennt. Denn "viel und gesund" zu kochen und dabei möglichst nichts wegzuwerfen, ist Anspruch und Leidenschaft der Familie.

Auf der Anrichte schlängelt sich ein hölzernes Fundstück aus dem Wald. Ein altes Industrieregal mit gusseisernem Gerüst hat einen starken Auftritt als Raumteiler zur Sitzecke aus silbergrauem Filz - eine große, ruhige Fläche, nur zwei Kissen setzen farbige Kontrapunkte. Über der Wohnebene in der zweiten Etage wurden die Arbeitszimmer der Hausbesitzer und das Zimmer der Tochter untergebracht. Und noch eine Etage darüber - Treppensteigen soll ja die Fitness fördern - schläft das Paar (neben dem Bad mit Blick) in einem großen Raum ohne Türen. Unter der Schräge ist über die gesamte Hauslänge von zehn Metern viel Platz für halbhohe Schränke, Abendkleider lassen sich dort zwar nicht unterbringen, aber fast alle anderen Kleidungsstücke.

Zurück in ihrer "zentralen Schaltstelle" erzählt Birgit K., dass sie bei der Bundesinitiative gegen Lebensmittelverschwendung "Zu gut für die Tonne" zu den Preisträgern zählte. Mit einem Grundsatzartikel und einem Rezept für Kartoffelteig, mit dem sie beweist, dass eine alte Pellkartoffel noch eine Zukunft hat. Zum Beweis holt sie eine Kladde, eigentlich einen Aktenordner mit ihren Lieblingsrezepten - ein Schatz, handgeschrieben, überklebt, kommentiert, aktualisiert -, hervor. "Würde das Haus abbrennen, ich würde diese Kladde retten." Pause. "Und natürlich unsere Katze."

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(RP)
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