Analyse Wohnen beschäftigt die Rathaus-Chefs

Düsseldorf · Auf der Immobilienmesse in Cannes wurde klar, dass Wohnungsbau in Großstädten eine immer größere Rolle spielt. Während Städte wie Düsseldorf, Köln, München oder Hamburg die Nachfrage kaum bedienen können, hat Duisburg einen Angebotsüberhang.

 Haben das Thema Wohnen mit unterschiedlichen Ansätzen auf der Agenda (v.l.): die Oberbürgermeister Dirk Elbers (Düsseldorf),

Haben das Thema Wohnen mit unterschiedlichen Ansätzen auf der Agenda (v.l.): die Oberbürgermeister Dirk Elbers (Düsseldorf),

Foto: Bauer, Meaningmedia, Probst

Es ist eine Herausforderung, der sich jede Großstadt, deren Einwohnerzahl steigt, stellen muss: Immer mehr Menschen drängen in die Stadt, der Wohnungsmarkt kann die Nachfrage nicht bedienen, in der Folge steigen die Mieten — und immer mehr Gering- und Normalverdiener können sich das Wohnen in der Stadt nicht mehr leisten.

 ... Jürgen Roters (Köln)...

... Jürgen Roters (Köln)...

Foto: Stadt Düsseldorf

Und so war Wohnungsbau, viele Jahre für Investoren mangels Rentabilität eher eine Randnotiz, eines der Hauptthemen an den Ständen der deutschen Großstädte auf der internationalen Immobilienmesse im südfranzösischen Cannes.

 und Sören Link (Duisburg).

und Sören Link (Duisburg).

Foto: Bauer, Meaningmedia, Probst

Düsseldorf will der angespannten Situation auf dem Markt mit einem Wohnraumkonzept begegnen, das kommenden Mittwoch in einer gemeinsamen Sitzung der Fachausschüsse für Planung, Wirtschaft und Wohnen vorgestellt wird. Einige Details präsentierte OB Dirk Elbers (CDU) bereits in Cannes: Gemeinsam mit der Stadtsparkasse bietet das Rathaus bei Investitionen in Wohnbau bei Krediten günstige Rahmenbedingungen, sofern der Investor für zehn Jahre relativ niedrige Mieten von 8,50 Euro pro Quadratmeter garantiert. In den nächsten fünf Jahren sollen zudem rund 10 000 neue Wohneinheiten entstehen. 3600 waren es in den vergangenen beiden Jahren.

Das ist weit unter dem, was in Köln gebaut wird: Die Domstadt, die jedes Jahr um mehr als 10 000 Einwohner wächst, hat sich jährlich 4000 neue Wohneinheiten zum Ziel gesetzt. "2012 haben wir etwa 3000 erreicht, dieses Jahr sind wir zuversichtlich, unser Ziel zu erfüllen", sagte Kölns OB Jürgen Roters (SPD) auf der Mipim im Gespräch mit der RP.

Auch Roters kennt den Spagat zwischen freiem Markt, in den ein Stadtoberhaupt nur begrenzt eingreifen kann, und der Notwendigkeit, allen Bevölkerungsschichten bezahlbaren Wohnraum zu bieten. Das bedeutet für Roters nicht nur sozialen Wohnungsbau, sondern auch das Segment zwischen acht und zehn Euro. Die Stadt hat ein "kooperatives Baulandprojekt" aufgelegt, bei dem auf kommunalen Flächen 30 Prozent preiswerte Wohnungen geschaffen werden sollen — nicht zwingend müssen. "Eine Quote darf nicht so starr sein", sagt Roters. Er weiß, dass ohne Rendite Investitionen ganz ausbleiben. Das sieht er ähnlich wie sein Amtskollege in Düsseldorf. Allerdings steht Elbers einer Quote — ob fest wie in München oder flexibel wie Köln und Hamburg — deutlich ablehnender gegenüber.

Dafür hat Köln auch den Vorteil, im Bereich der Rest-Industrie etwa im Deutzer/ Mülheimer Hafen mehr Flächenpotenzial zu haben als die Landeshauptstadt. Ähnlich ist es in Hamburg, wo unter dem Namen "HafenCity" auf 157 Hektar ehemaligem Hafen- und Industrie-Areal ein neues Viertel mit 6000 Wohnungen und 45 000 Arbeitsplätzen entsteht.

Auf Quartiere, die Wohnen und Arbeiten vereinen, will auch Roters stärker setzen, um Wege zu verkürzen und die Verkehrssituation in Köln nicht noch weiter zu belasten. Dafür müssen seiner Ansicht nach jedoch die Emissionsregelungen gelockert werden. Den Düsseldorfer OB und Kollegen aus anderen wachsenden Städten dürfte er bei einem solchen Vorstoß an seiner Seite haben.

Wohnen spielt auch für Duisburgs OB Sören Link (SPD) und seine Planer eine große Rolle. Jedoch steht er vor ganz anderen Problemen als seine Kollegen aus dem Süden: "Wir haben freie Grundstücke und ein Wohnungsüberangebot — aber an den falschen Stellen." Viele der schlecht vermarktbaren Wohnungen liegen in der Nähe von Industrie oder in Gebäuden, die nicht mehr heutigen Standards entsprechen.

Deshalb und um den Verlust an Einwohnern zu stoppen, haben Link und sein Stadtplanungsdezernent Carsten Tum das "Konzept 2027" aufgelegt. Dabei wird unter Einbindung der Bürger ein Plan erarbeitet, wo in Duisburg attraktive Wohngebiete entstehen könnten. Vor allem mit Wohnen am Wasser sollen Neubürger gelockt werden. Woher, liegt auch auf der Hand: über die Stadtgrenze mit Düsseldorf.

(RP/ila)
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