Düsseldorf Wo Kameraden zu Freunden werden

Düsseldorf · Die Garde-Schützen-Gesellschaft Eller feiert ihr 90-jähriges Bestehen und blickt zurück auf eine turbulente Zeit in der immer als Konstanten galten: Liebe zum Brauchtum, Glaube, Sitte und Heimat. Und das ist durchaus modern.

 V.l.: 1. Gesellschaftsführer Josef Schwaiger, Schirmherr Wilfried Gesell, 2. Gesellschaftsführer Walter Schummer

V.l.: 1. Gesellschaftsführer Josef Schwaiger, Schirmherr Wilfried Gesell, 2. Gesellschaftsführer Walter Schummer

Foto: Andreas Endermann

Als die Garde-Schützen-Gesellschaft gegründet wurde, geschah dies in Zeiten der Not. Sieben Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, ein Jahr nach den wirtschaftlichen Wirren der nachfolgenden Inflation, fanden sich einige Elleraner Bürger zusammen, um sie zu gründen. Davor war das Schützenwesen in Eller, auch wegen der Versammlungsbeschränkung der damaligen Besatzungsmacht, fast zum Erliegen gekommen. In der damaligen Gaststätte Schmalbach, Auf'm Großenfeld, trafen sich die Bürger um die Gründung vorzubereiten, Patrioten waren sie sicher, und sie setzten der fortschreitenden Individualisierung, der Modernität einer industrialisierten und sich weiter industrialisierenden Gesellschaft das Leben in einer Gemeinschaft entgegen. Die Grundsätze waren noch nicht formuliert, doch es trieb sie die Pflege von Glaube, Sitte und Heimat.

Es hat sich gar nicht so viel geändert seitdem. Eine Gemeinschaft sind sie immer noch, seit 90 Jahren nun, was sie am Samstag mit einem Empfang im Schützenhaus an der Heidelberger Straße auch feierten.

Bischof Heiner Koch würdigte "seine" Garde-Schützen in einem Grußwort. "Eine verlässliche Gemeinschaft habe ich immer bei den Garde-Schützen erlebt", und obwohl sie gerne feierten, seien sie doch mehr als bloße "Abfeier-Schützen", so Koch. Stattdessen ließen sie niemanden im Stich und stünden zu ihrem Profil als christliche Bruderschaft.

Auch Oberbürgermeister Thomas Geisel würdigte die Elleraner Schützen für ihr "außerordentliches Engagement", von dem alle Menschen in Eller profitierten. Der OB hob besonders die Jugendarbeit hervor, mit der sie den Fortbestand des Brauchtums sicherten.

Natürlich gehört es zum guten Ton, zu solchen Jubiläen zu loben. Doch tatsächlich geht die Kraft der Garde-Schützen über das übliche Maß hinaus. Wie anders ließen sich die Worte erklären, die Pfarrer Joachim Deckers für die Garde fand. "Solche Menschen brauchen wir in unserer Gesellschaft, in unserer Kirche, in unseren Vereinen, Gruppierungen aber auch in unseren Familien, Menschen, auf die man sich verlassen kann, die da sind, wenn man sie braucht", so Decker.

Dabei ist es schon lange nicht mehr selbstverständlich, Schütze zu sein. "Nicht selten kommt es vor, dass ich gefragt werde, warum ich überhaupt noch Schütze bin und meine Zeit für einen Verein opfere, der nach Meinung vieler Bürger nicht mehr zeitgemäß ist", sagt etwa Friedrich Fey, der seit 50 Jahren Schützenbruder ist.

Und dann erzählt er von den Festen, von Menschen, die ihn begleitet haben, die ihm Vorbilder geworden sind. Das Helfen beim Weihnachtsbasar in St. Gertrud, die Teilnahme an Prozessionen, die Heilige Messe mit anschließender Totenehrung für verstorbene Mitglieder. Stolz ist er auf diese Gemeinschaft, deren Teil er. Das Herz gehe ihm auf, wenn er am Schützensonntag seine Kameraden am Rathaus Eller vorbeimarschieren sehe. Und Herzenssachen bleiben modern.

(RP)
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