Düsseldorf Wo es den Bürgern zu laut ist

Düsseldorf · Am "Tag gegen den Lärm" hatten die Grünen und "Wersten aktiv" zu einer Lärm-Messung am Werstener Kreuz eingeladen. Die Stadtplanung müsse sich stärker am Bedürfnis nach Ruhe richten, fordern die Politiker.

 Iris Bellstedt, Fraktionsvorsitzende der Düsseldorfer Grünen, hat bei der gestrigen Präsentationsmessung am Werstener Kreuz viele Grenzwert-Überschreitungen gemessen. Der Lärmschutz reicht nicht aus, klagen Betroffene.

Iris Bellstedt, Fraktionsvorsitzende der Düsseldorfer Grünen, hat bei der gestrigen Präsentationsmessung am Werstener Kreuz viele Grenzwert-Überschreitungen gemessen. Der Lärmschutz reicht nicht aus, klagen Betroffene.

Foto: RP, Bauer

84 Dezibel, 81,5 und dann sogar 89. "Unter 80 Dezibel hat das Messgerät heute noch nichts angezeigt", sagt Iris Bellstedt, Vorsitzende der Grünen-Ratsfraktion. Sie hält das Mikrofon des kleinen, grauen Kastens in Richtung der A46-Fahrbahn und weiß: Der gesetzliche Grenzwert für den Lärm, der von Autobahnen in den städtischen Bereich eindringen darf, liegt bei 62,5. Am Werstener Kreuz ist es also zu laut. Die Anwohner beklagen das schon lange und haben gestern anlässlich des "Tages gegen den Lärm" gemeinsam mit den Grünen zu einer Präsentationsmessung eingeladen, um auf ihr Dilemma hinzuweisen.

Protest-Front in der ganzen Stadt

Von der Dauerbeschallung durch die Autos auf der A 46 ist Eckart Schunk direkt betroffen. Er wohnt seit 1987 kaum 100 Meter von der Autobahn entfernt. "Der Lärm hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen", sagt er und beklagt, dass die Stadt nicht auf die derzeitige Verkehrssituation reagiert. Gemeinsam mit Betroffenen aus der Nachbarschaft fordert Schunk eine angemessene Lärmschutzwand und ein Tempolimit. Weil sich weder Stadt noch Bezirksregierung rühren, gründete er die Initiative "Wersten aktiv". Im Zeichen des Protestes trotzten deren Mitglieder gestern dem Dauerregen und präsentierten für die Kameras ihr vernichtendes Urteil zum bestehenden Lärmschutz in drei Worten auf einem Blatt Papier: "Löchrig, unvollständig, unwirksam".

In Düsseldorf ist das organisierte Engagement der Bürger gegen Lärm längst kein Einzelfall mehr. Gleiche Autobahn, wenige Kilometer westlich versuchen Anwohner Tempo 80 auf der Fleher Brücke durchzusetzen. Genervte Düsseldorfer an der Kaiserswerther Straße wollen denkmalgeschützte Pflastersteine gegen Flüsterasphalt eintauschen, und die "Bürger gegen Fluglärm" kämpfen bereits seit 2003 gegen die Expansion des Flughafens und für die Verschärfung des Nacht-Flugbetriebes.

Iris Bellstedt ist froh über den bundesweiten "Tag gegen den Lärm". "Lärm ist immer noch eine der am meisten unterschätzten Gefahren für die Gesundheit", sagt sie. So bringen viele Mediziner die ständige Beschallung beispielsweise mit hohem Blutdruck und psychischen Beschwerden in Verbindung.

Mit der Aktion am Werstener Kreuz wolle die Grünen-Politikerin aber nicht nur die aktuellen Probleme mit dem Geräuschpegel verdeutlichen und Lösungen einfordern. Auch wenn die Bürger in der Stadt immer mit Lärm leben müssen, so müsse dennoch die künftige Stadtplanung stärker das menschliche Bedürfnis nach Ruhe berücksichtigen. "Politik und Verwaltung müssen sich ernsthaft die Frage stellen", sagt Bellstedt, "was Vorrang hat: der Verkehr oder die Gesundheit der Bürger."

(RP)
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