Düsseldorf Wo Düsseldorf wie aus dem Ei gepellt ist — und wo nicht

Düsseldorf · Wunderschöne Architektur auf der einen Seite, schmutzige und vermüllte Ecken auf der anderen Seite. Wir haben uns in Düsseldorf einmal genauer umgesehen.

Düsseldorfs schöne und weniger schöne Ecken
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Düsseldorfs schöne und weniger schöne Ecken

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Foto: Endermann, Andreas

Von nichts kommt nichts: Die ganze Stadt blüht auf, das lässt sich beim Osterspaziergang an vielen Orten feststellen. 336.500 Beetpflanzen und Blumenzwiebeln sind in den Grünanlagen gesetzt worden, den Frühling begrüßt Düsseldorf an den Haupteinfallstraßen schon längst mit Osterglocken, und am Rhein sind millionenfach die Krokusse aus dem Boden geschossen.

Dort hat die Initiative Pro Düsseldorf mit dem "blauen Band" ganze Arbeit geleistet: 1300 Meter ist das Blumenband lang, bis zu 30 Meter breit und 24.000 Quadratmeter groß. Sehr viele dieser Blumenzwiebeln sind von Freiwilligen gesetzt worden - gerne mehr davon!

Das Osterwochenende ist eine gute Gelegenheit, das Selbstverständliche mal als etwas Besonderes wahrzunehmen: Düsseldorf hat sich aus dem Ei gepellt und tut dies weiter. Die Lebensqualität wächst, die Annehmlichkeiten wachsen auch. Die neue U-Bahn ist ein Gewinn und unterstreicht den metropolenhaften Charakter der Landeshauptstadt.

Düsseldorf blüht auf!
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Düsseldorf blüht auf!

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Foto: Bretz, Andreas

Die neue Innenstadt, die sich viele noch nicht richtig vorstellen können, wird diesen Eindruck verstärken. Das Rheinufer gehört eh zu den Top-Punkten auf der Haben-Seite, und egal, wie man zu dem geplanten Wohn-Hochhaus neben dem Rheinturm steht: Die Idee, die Rheinuferpromenade in den Medienhafen zu verlängern, ist goldrichtig. Der Vorschlag von Promenaden-Architekt Niklaus Fritschi, dies auch im Norden zwischen Oberkasseler Brücke und Rheinpark zu tun, ebenfalls. Vielleicht findet sich auch dort oder in der Nähe ein neues Immobilienprojekt, das die Verlängerung finanziert?

Der Zuzug so vieler Menschen nach Düsseldorf hat viele Effekte. Unter dem Strich wächst Düsseldorf mittlerweile um 4000 bis 6000 Menschen pro Jahr. Die Gesamtzahl der Einwohner liegt nun bei 630.000. Eine positive Folge ist, dass diese Menschen auch etwas erleben wollen. Gute Angebote schlagen ein. Die Menschen nutzen Kultur- und Sportangebote, und ganz nebenbei hat sich die Gastro-Szene verbessert.

Französische Restaurants in Düsseldorf? Vor fünf Jahren nahezu Fehlanzeige (bis auf Roberts Bistro), wer so etwas haben wollte, fuhr in die südliche Vorstadt. Heute sieht das ganz anders aus, dafür steht nicht nur die fast immer ausgebuchte Brasserie im Stadthaus. Die Vielfalt ist groß, viele Nationen sind zudem spitzenmäßig vertreten - ganz vorne das japanisches Sterne-Restaurant Nagaya. Fein zu essen, wird zelebriert, in der Modestadt Düsseldorf auch mit dem "Diner en blanc".

Bauprojekte in Düsseldorf: Neue Firmenzentralen und Hotels
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Foto: slapa oberholz pszczulny | architekten

Wo es nicht so schön ist...

Da haben die Verkehrsplaner Düsseldorf ein schönes Ei ins Nest gelegt: Eine Kreuzung sorgt für Marketing, das keiner will. Weit über die Stadtgrenzen hinaus ist das "Mörsenbroicher Ei" bekannt, weil dort seit einem halben Jahrhundert zu Stoßzeiten, also fast täglich, der Verkehr stockt. Manchmal geht auch gar nichts mehr. Sechs Straßen treffen auf geringem Raum aufeinander, Bundesstraßen und Autobahnzubringer, viel Verkehr also. Das Gewirr aus Fahrspuren, Ampeln und Schildern ist unübersichtlich und garantiert diesem asphaltierten Ei stets einen Top-Platz in der Unfallstatistik. Die FDP regte mal an, dort einen Kreisverkehr anzulegen, konnte aber ihre Ampel-Partner von SPD und Grünen wohl nicht überzeugen. Nun will man prüfen lassen, wie sich die Lage verbessern ließe. Schön windelweich formuliert, passiert ist - klar - noch nichts.

Ähnlich ist es beim Hauptbahnhof, der nicht nur einen unschönen Vorplatz hat, über den seit Jahren diskutiert wird, ohne dass, Sie ahnen es, etwas passiert. Noch schlimmer ist seine Rückseite. Sie ist schmuddelig, dunkel, beliebter Brutplatz für Tauben und Treff für schwierige Klientel. Da hilft auch der Springbrunnen nicht: Dieser Platz ist eine Fehlkonstruktion, Verbesserung dringend erwünscht.

Immerhin ist Düsseldorf eine Familienstadt, will man sich trösten. Stimmt. Aber der große Wurf fehlt auch hier. Während Wuppertal einen schön angelegten Zoo hat, Köln ein - lecker! - Schokoladenmuseum und Duisburg mit Explorado ein bemerkenswertes Kindermuseum, in dem sich Mädchen und Jungen wissenschaftlich austesten können, gibt es in der Landeshauptstadt nichts mit ähnlicher Strahlkraft. Da könnte Oberbürgermeister Thomas Geisel, fünffacher Vater, in seiner Amtszeit ein echtes Zeichen setzen.

Auch bei der Kultur ist noch Luft nach oben. Mit dem Ballett von Martin Schläpfer spielt Düsseldorf in der oberen Liga, aber insbesondere bei der Bildenden Kunst wünschte man den Museen häufiger längere Besucherschlangen. Schließlich sind wir in der Stadt der renommierten Kunstakademie und der Düsseldorfer Malerschule. Schauen vom Kaliber Caravaggio oder Zurbarán sind vorerst nicht in Sicht, vieles ist fürs Massen-Publikum zu avantgardistisch.

Bliebe noch das Prädikat "fahrradfreundliche Stadt", mit dem sich Düsseldorf seit 2007 schmücken darf. Das haben Sie gar nicht gemerkt? Kein Wunder. Denn nach wie vor enden Radwege im Nichts, fehlen Hauptradachsen, die für mehr Stadtbewohner das Auto verzichtbar machen könnten. Bleibt zu hoffen, dass der Tour-de-France-Start tatsächlich inspirierend wirkt.

(dr)
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