61-Jähriger zu Haft verurteilt Witwe (66) von falschem Prinz geprellt

Düsseldorf · Ihr Konto geplündert, ihr Herz gebrochen, ihr Lebensmut fast erloschen: "Ich saß wie ein begossener Pudel vor den Scherben meiner Existenz!” So beschrieb eine 66-jährige Witwe am Montag vor dem Amtsgericht ihre Liaison mit einem angeblichen Multimillionär.

 Der falsche Prinz zog der Witwe das Geld aus der Tasche.

Der falsche Prinz zog der Witwe das Geld aus der Tasche.

Foto: RP, Göttert

Der Justiz ist der 61-Jährige, der durch Heirat einst zum klangvollen Namen einer britischen Throndynastie gekommen war, als Serienbetrüger bekannt. Mehrfach hat er einsame Damen umworben und "meisterhaft abgezockt”, so das Gericht.

Zuletzt war er nach einem Schaden von 650.000 Euro zu zwei Jahren Bewährungsstrafe verurteilt worden. Dieses Strafmaß stockte das Amtsgericht am Montag um weitere neun Monate auf. Und diese Strafe muss er nun komplett absitzen.

Im August 2006 besaß die Rentnerin 71.000 Euro. Ein halbes Jahr später war sie mittellos, hatte sogar einen 30.000-Euro-Kredit aufgenommen, den sie jetzt noch jahrelang abstottern muss. Mit einem Trick hatte der Angeklagte laut Urteil die Frau "unter skrupelloser Ausnutzung ihrer Gutgläubigkeit” geprellt.

Als angeblicher Deutsch-Amerikaner mit Anwesen in London und Irland, edlem Fuhrpark und innigem Kontakt zum britischen Königshaus log der verheiratete Betrüger der 66-Jährigen vor, eine Partnerin zu suchen. Gewandt solle sie sein, die englische Sprache beherrschen und künftig sein Leben in Nobelhotels, Edelrestaurants und der allerbesten Gesellschaft teilen.

"Königliche Hoheit” wollte er aber nicht genannt werden, begnügte sich mit der Anrede als "Sir”. "Ich dachte zwischendurch, das ist eine Nummer zu groß für mich”, so die Witwe. Und doch blieb sie dem angeblichen Prinzen und vermeintlichen Ex-CIA-Agenten treu. "Ich war verliebt.”

Aber mit einer 54-jährigen Komplizin (die als falsche Bank-Angestellte auftrat und dafür am Montag anderthalb Jahre Bewährungsstrafe erhielt) gaukelte er der Witwe vor, er habe für sie ein Konto mit 500.000 US-Dollar eingerichtet. Im Gegenzug sollte die Witwe ihm für 60.000 Euro in bar einen Sportwagen kaufen.

Die Rentnerin gab nach, plante für ein gemeinsames Leben, zahlte noch tausend Euro für einen Fernseher plus 11.000 Euro für einen alten Geländewagen. Und wurde Anfang 2007 von ihrem Herzkönig urplötzlich abserviert. "Er sagte: Ich liebe dich nicht, ich verlasse dich.”

Den Jeep nahm er mit, verkaufte ihn heimlich nach der Trennung. Der Angeklagte und die Komplizin hatten im Prozess geschwiegen. Doch das Gericht hielt die Vorwürfe der Witwe für erwiesen: Der angeblich honorige Angeklagte, der keinen Schulabschluss, nicht mal einen Beruf hat, sei auf das Geld der Witwe fixiert gewesen ­- und nicht auf ihr Herz.

Der Staatsanwalt hatte sogar drei Jahre Haft gefordert. Da das Urteil nicht rechtskräftig ist, kam der 61-Jährige aber noch nicht in Haft.

(RP)
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