Düsseldorf Wirt soll Finanzamt 4,3 Millionen schulden

Düsseldorf · Durch Lug und Trug soll ein Ex-Großgastronom als Chef von vier Szene-Restaurants rund 4,3 Millionen Euro Steuern hinterzogen und für seine Mitarbeiter rund 1,5 Millionen Euro zu wenig Sozialabgaben gezahlt haben.

Unter dieser Anklage verhandelt das Landgericht gegen den 50-jährigen Ex-Promi-Wirt. Doch dessen Anwalt will das nicht akzeptieren. So gehen die Vorwürfe zurück bis ins Jahr 2002, sind also bis zu 16 Jahre alt. Und die Anklage stammt von 2011. Dass erst jetzt und auch noch mit angeblich falsch geschätzten Hochrechnungen gegen den Ex-Gastronom verhandelt wird, will der Anwalt angreifen. Der Angeklagte gibt eine Adresse in London an. Und seine früheren Schickeria-Lokale im Medienhafen und in Köln sind nach der Insolvenz längst in anderen Händen. Bis das Restaurant-Imperium des Angeklagten in sich zusammenfiel, soll er laut Anklage reichlich geschummelt, speziell den Fiskus geschädigt haben. So soll er durch Manipulationen von Buchhaltung und Kasse in allen vier Lokalen verschleiert haben, dass er seinen Mitarbeitern offiziell nur Mini-Löhne, unter der Hand aber erhebliche Schwarzgelder zahlte. Auch wurden Kosten für Möbel, einen Teppich oder einen Esstisch angeblich genauso über die Lokale verbucht und steuerlich abgeschrieben wie eine Waschmaschine und ein Wäschetrockner. Dabei habe er diese Gegenstände in seinem Haus privat genutzt. Insgesamt addierte die Anklagebehörde schon 2011 den Schaden bei Umsatz-, Körperschafts-, Einkommens- und Gewerbesteuer auf 4,323 Millionen Euro. Zusätzlich soll der Ex-Großgastronom seine Mitarbeiter "gar nicht oder nicht richtig" zur Sozialversicherung angemeldet, dort also einen weiteren Schaden von 1,4 Millionen Euro angerichtet haben. Der Staatsanwalt brauchte über eine Stunde, um 440 Anklagepunkte zu verlesen. Dem Verteidiger genügten zehn Minuten, um dem zu widersprechen. Wegen "Überlastung der Justiz" kämen die Vorwürfe erst jetzt zur Sprache. Und dann lege die Anklage auch noch "im Ergebnis falsche Schätzungen" zugrunde, die "nicht zulässig" gewesen seien. Um das alles sorgsam zu prüfen, hat sich das Landgericht noch acht weitere Prozesstermine bis Ende Februar frei gehalten.

(wuk)
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