Kies kommt aus Düsseldorf Wirbel um den U-Bahn-Kies

Düsseldorf · In Dormagen sollen Sand und Kies aus Düsseldorfer Baugruben aufbereitet werden - nahe einer Trinkwasseranlage. Da die Wehrhahn-Linie durch mehrere so genannte Schadstoff-Fahnen verläuft, sind Anwohner in Sorge. Das Umweltamt versichert: Belasteter Kies kommt nicht in Umlauf.

 der Bilker-Startschacht liegt in einem Bereich, der schadstoffbelastet sein könnte.

der Bilker-Startschacht liegt in einem Bereich, der schadstoffbelastet sein könnte.

Foto: rp, Wernel Gabriel

Die Menschen in den Dormagener Ortsteilen Nievenheim und Straberg sind verunsichert: Ein Baustoffunternehmen aus Bergheim plant, pro Arbeitstag bis zu 500 Tonnen Sand und Kies aus den Baugruben für die Wehrhahn-Linie zu einer Kiesanlage am Nievenheimer See zu fahren und dort aufzubereiten.

Das Pikante daran: Der See befindet sich in einem Wasserschutzgebiet, das Düsseldorf und Wuppertal mit Trinkwasser versorgt. Und die U-Bahn-Baustellen liegen größtenteils im Bereich so genannter Schadstoff-Fahnen. Denn im Boden der Landeshauptstadt schlummern vielerorts chemische Altlasten. Speziell Galvanikunternehmen haben, oftmals über Jahre, Grundwasser und Erdreich mit hochgiftigen Stoffen belastet (siehe Info) - auch im Bereich der neuen U-Bahn-Trasse. So liegt der Startschacht der Wehrhahn-Linie in Bilk in einem Bereich, der mit Chromaten belastet sein könnte, rund um den U-Bahnhof Kirchplatz gibt es eine Mischbelastung aus Chromaten und leichtflüchtigen Chlorkohlenwasserstoffen (LCKW).

Proben werden untersucht

Nur die Bahnhöfe Graf-Adolf-Platz und Benrather Straße befinden sich außerhalb von Schadstoff-Fahnen. "Im Bereich des Startschachtes sind wir durch Gerüche in der Tat vor kurzem auf vermutlich verunreinigtes Erdreich aufmerksam geworden", sagt Andrea Blome, Leiterin des Amtes für Verkehrsmanagement - Indiz dafür, dass die Verunreinigungen nicht nur in der Theorie bestehen. Die Proben würden gerade untersucht. Sollten sie sich als gefährlich heraustellen, würden Sand und Kies auf Deponien entsorgt, sagt Inge Bantz, stellvertretende Leiterin des Umweltamtes.

"Davon ist aber nach den umfangreichen Voruntersuchungen nicht auszugehen." Die Konzentrationen der Schadstoffe seien sehr gering - und "sie haften an Sand und Kies ohnehin nicht besonders gut". Bantz beteuert, dass man durch genaueste Überprüfungen sicherstellen werde, dass kein schadstoffbelastetes Erdreich nach Dormagen geliefert wird.

"Das würde doch sehr unsere Glaubwürdigkeit untergraben, wenn wir hier aufwändig das Grundwasser reinigen, nur um es anderswo zu verunreinigen." Blome bestätigt, dass man sich auf diesem Gebiet keine Fehlgriffe leisten dürfe: "Angesichts der umweltrechtlichen Bestimmungen würden da sofort massive Klagen drohen." Sollten auch nur geringste Zweifel bestehen, würden Sand und Kies an "weniger sensible Standorte" als den Nievenheimer See gebracht, der zudem bei einem Badesee liegt, sagt Bantz.

Sicherheit steht an erster Stelle

Neben den Vor-Ort-Proben - erst dann, wenn die Untere Wasserbehörde das Material als unbedenklich eingestuft hat, darf es abtransportiert werden - hat das Bergheimer Baustoffunternehmen einen unabhängigen Gutachter eingeschaltet. Dies ist Bestandteil eines Konzeptes zur umweltverträglichen Nutzung der Sande und Kiese, das der Betrieb dem Rhein-Kreis Neuss diese Woche vorgelegt hat. Für den Kreis handelt es sich wegen all dieser Sicherheitsmaßnahmen um ein "ganz normales Anliegen, mit dem man keine Ängste schüren sollte", wie Kreisdezernent Jürgen Steinmetz sagt. Die Sicherheit stehe an erster Stelle, doch wenn alle Werte eingehalten würden, gebe es keinen Grund zu Beunruhigung.

In Dormagen selbst sieht man dies offenbar anders. Lange kämpfte der dortige Planungsausschuss gegen die Lieferungen, vorrangig wegen der befürchteten Verkehrsbelastung. Ratsfrau Margret Steiner berichtet zudem von "jahrelangen schlechten Erfahrungen" mit dem Baustoffbetrieb, der bisher Sande und Kiese aus dem Braunkohletagebau aufbereitete.

Die CDU-Politikerin kann die Entscheidung des Kreises pro Kies nicht verstehen: "Wie soll es möglich sein, jede Lieferung auf Schadstoffe zu untersuchen, wenn alle paar Minuten ein Lkw kommt?" Eine Komplettüberwachung sei in der Tat nicht zu leisten, bestätigt Bantz. "Aber wir werden sehr engmaschig prüfen." Wann die Transporte beginnen, steht derzeit nicht fest. Noch läuft das Genehmigungsverfahren. "Es liegen nicht alle Anträge vor", sagt Steinmetz.

(RP)
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