Angela und Hille Erwin "Wir sind wie beste Freundinnen"

Düsseldorf · Angela und Hille Erwin sind auch nach dem Tod von Oberbürgermeister Joachim Erwin 2008 nicht aus dem gesellschaftlichen Leben Düsseldorfs wegzudenken. Mutter und Tochter absolvieren nach wie vor viele Termine gemeinsam und haben festgestellt, dass sie nun etwas privater sein dürfen.

 Hille und Angela Erwin pflegen ein sehr freundschaftliches Mutter-Tochter-Verhältnis.

Hille und Angela Erwin pflegen ein sehr freundschaftliches Mutter-Tochter-Verhältnis.

Foto: RO, Christoph Göttert

Ein solch' enges Verhältnis wünscht sich manche Tochter zu ihrer Mutter und umgekehrt: Hille und Angela Erwin, Witwe und Tochter des 2008 verstorbenen Oberbürgermeisters Joachim Erwin, sind im gesellschaftlichen Leben der Stadt fast nur im Doppelpack zu haben. Das war zu Lebzeiten Erwins schon so, und daran hat sich seither auch nicht viel geändert. Auch wenn sie jetzt ein bisschen privater geworden seien, betont die Tochter. "Man steht nicht mehr ganz so im Fokus." Dennoch sind die beiden Frauen ungefähr jeden zweiten Abend terminlich unterwegs. Und ganz oft gemeinsam.

Hille Erwin engagiert sich seit ihrer Zeit als Oberbürgermeister-Gattin nach wie vor für das Brauchtum in der Stadt, für die Schwangerschaftskonfliktberatung "Donum Vitae" und nicht zuletzt als Vorsitzende des Fördervereins für das Karnevalsmuseum. Ihre Tochter steht ihr in Sachen Engagement in nichts nach. Ganz oben angesiedelt bei ihr: der Karneval. "Seit ich 2002 Venetia war, bin ich mit dem Karnevalsvirus infiziert." Und so wurde Angela Erwin Mitbegründerin und Präsidentin des "Venetienclubs", der inzwischen 23 Ex-Venetien vereint.

Nach dem Tod ihres Mannes hatte Hille Erwin zunächst ein bisschen Scheu, wieder in Düsseldorf auszugehen. "Es hat mich am Anfang Überwindung gekostet." Doch ihre Kinder unterstützten sie, Angela rückte häufiger an ihre Seite. Inzwischen ist es so, dass Mutter und Tochter ihre Termine und Wochenplanungen ganz genau abstimmen. Angela hat eine Wohnung im Haus der Erwins. Und schon morgens wird mit der Mama telefoniert. "Und spätestens am Abend auch noch mal", ergänzt Hille Erwin. Dann werden die wichtigsten Ereignisse des Tages ausgetauscht. "Ja,", lacht Angela. "Wir sind wie beste Freundinnen. Es ist nicht normal, dass es so etwas noch gibt. Aber ich bin sehr dankbar dafür."

Die enge Beziehung zu ihrer Tochter und ebenso zu ihrem Sohn Markus hat ein hohen Stellenwert im Leben von Hille Erwin. Aber sie kennt es auch nicht anders. "Ich stamme ja aus einer Großfamilie. Meine Eltern und meine Geschwister leben alle in einem Radius von fünf Kilometern. Da ist es immer noch üblich, dass wir regelmäßig Familientreffen abhalten."

Sehr verbindlich im Ton

Diese Werte hat sie gemeinsam mit ihrem Mann auf ihre Kinder übertragen. "Ich schätze an meiner Tochter den absoluten Familiensinn und spüre ihre Zuneigung zu mir", sagt sie. Und die Tochter ist ganz gerührt und gibt die Liebeserklärung gleich zurück: "Meine Mutter ist Tag und Nacht für uns da. Sie gibt mir das Gefühl der Sicherheit."

Dass es bei soviel Harmonie auch mal rappeln könnte, ist kaum vorstellbar. An "schwierige Zeiten" wie beispielsweise die Pubertät, erinnert sich Hille Erwin im Zusammenhang mit ihrer Tochter eigentlich gar nicht. "Du warst immer sehr vernünftig", lobt sie in Richtung Angela, und selbst wenn die mal etwas deutlicher ihre Meinung sagt, ist das für die Mutter kein Problem. "Ich bewundere an meiner Tochter, die Art, wie sie die Dinge anspricht. Sie ist sehr verbindlich im Ton."

Eine Eigenschaft, die die junge Anwältin, die seit 2009 auch für die CDU im Wirtschaftsförderungsausschuss sitzt und damit in die Fußstapfen ihres Vaters tritt, auch für die Politik qualifiziert.

Gemeinsames Shopping

Mit ihrer Meinung hält Angela Erwin nicht hinterm Berg — das gilt auch außerhalb der Politik. Gerne gehen die beiden Frauen gemeinsam shoppen. "Wir kennen den Geschmack des anderen sehr gut", sagen sie. Und Hille Erwin kommt noch mal auf die stärksten Eigenschaft ihrer Tochter zurück: "Sie ist absolut ehrlich und durchsetzungsstark und verhindert meine Fehlkäufe." Und wie sich das für beste Freundinnen gehört, darf die eine auch schon mal etwas tragen, was die andere gekauft hat. "Wenn's passt, tauschen wir uns auch aus", verrät Angela. Im Hause Erwin gibt es einen Schrank mit Taschen und Accessoires — darauf haben beide Zugriff.

So schön die vielen gemeinsamen Interessen und Stunden auch sind: Mutter und Tochter bleiben natürlich immer Mutter und Tochter. Da darf es auch Geheimnisse geben. Zumal die Tochter seit einigen Monaten fest liiert ist. Und für Hille Erwin ist selbstverständlich, dass ihre Tochter auch ihr eigenes Leben hat. "Ich muss auch lernen loszulassen", sagt sie selbstkritisch. In Kürze wird diese Erkenntnis erstmals auf die Probe gestellt. "Mein Bruder und ich haben unabhängig voneinander Urlaub gebucht", erzählt Angela Erwin. "Und sind beide gleichzeitig weg." Hille Erwin trägt's mit Fassung: "Das muss ich aushalten können." Und telefoniert wird auch im Urlaub ganz sicher jeden Tag.

(RP)
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