Interview "Wir sind die Generation Doof"

Düsseldorf · Nicht erst seit Castingshows, Youtube und Marcel Reich-Ranickis Fernseh-Kritik ist allgemein bekannt, dass es in puncto Intelligenz mit unserer Gesellschaft steil bergab geht. Das finden zumindest Anne Weiss und Stefan Bonner: Sie haben es mit dem Titel ihres Bestsellers "Generation Doof" auf den Punkt gebracht. Mit Kritik und Ironie würzte das Duo seinen Ratgeber. Morgen präsentieren Weiss und Bonner ihre Analyse auf der Bühne des Savoy-Theaters.

 Die "Generation Doof"-Autoren Anne Weiß und Stefan Bonner.

Die "Generation Doof"-Autoren Anne Weiß und Stefan Bonner.

Foto: Lübbe Verlag

Was erwartet die Zuschauer morgen?

Anne Weiss: Wir stellen die Generation Doof vor, lesen aus unseren Büchern und bringen jede Menge Belege für unsere Theorie in Farbe, live und mit bewegten Bildern. Wir werden niemanden auf die Bühne holen und vorführen, aber jeder kann etwas mitnehmen, weil die Zuschauer erleben können, welche Tricks man unbedingt draufhaben sollte, um besonders schlau zu wirken. Und wir üben den perfekten Fernsehabend, bei dem man sich das Gehirn nicht versengt.

Das Thema ist durch Pisa und Co. sehr aktuell...

Stefan Bonner: ...wenn man heute durch unser Land geht, hat man den Eindruck, dass sich viele Menschen vom Mitdenken und lebenslangen Lernen verabschieden, vor allem die jüngeren. Konkreter Anlass war jedoch ein Morgen im Büro. Stefan erzählte, dass er eine junge Frau getroffen hat, die ihn auf dem Weg zum Bewerbungsgespräch nach der Firma fragte, aber deren Namen nicht wusste, sondern nur die Straße — sich den Straßennamen allerdings vollkommen falsch gemerkt hatte. Dazu kamen heftige TV-Erlebnisse aus den einschlägigen Casting-Programmen — und der Buchtitel war geboren.

Sind das nicht ein bisschen viele Klischees?

Bonner: Wir fragen ja, ob das Klischee stimmt, dass alle Welt verblödet. Schauen Sie sich Talkshows an, Internet oder die junge Dame in den Nahverkehrsmitteln der deutschen Bahn, die morgens um acht ihrer Freundin am Handy erzählt, warum ihr Freund es im Bett nicht bringt — in allen Einzelheiten. Was wir wahrnehmen ist: Doof ist ständig um uns herum.

Wollen Sie unterhalten oder helfen?

Weiss: Das Ganze hat als Spaßprojekt angefangen und wurde dann bald eine ernste Sache, die wir mit Humor angehen mussten. Das Tolle ist, dass Generation Doof mehr erreicht hat, als wir uns erhofft haben. Es hat zur Diskussion angeregt, viele zum Nachdenken gebracht — das sehen wir an den Leserzuschriften, bei Lesungen und auch während der Show.

Wen kritisieren Sie eigentlich?

Weiss: Wir schließen uns da keinesfalls aus. Zur Generation Doof gehören so ziemlich alle, die einem im täglichen Leben, also in der Schule, im Büro oder in den Medien durch ihr dummes Verhalten auffallen. Das, worüber wir schreiben, kennen wir aus eigener Anschauung. Auch wir ecken oft genug mit unserem Halbwissen an, wollen einfach nicht erwachsen werden, übernehmen keine Verantwortung und möchten ein Leben im Wohlstand genießen, ohne uns dafür anzustrengen. Wir selbst gehören auch zu den Berufsjugendlichen: Ich wohne mit Mitte 30 noch in einer WG. Stefan verbringt Abende mit seinem Force-Feed-Lenkrad vor der Playstation.

Was raten Sie der Generation Doof?

Bonner: Auf jeden Fall ist das natürliche Biotop der Generation Doof der Platz auf der Couch oder vorm Rechner, zum Beispiel auf Youtube. Deshalb der Rat: Lesen hilft! Öfter mal die Glotze aus und ein gutes Buch in die Hand nehmen.

(RP)
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