Wirtschaft in Düsseldorf Wie man 500.000 Atemmasken beschafft

Düsseldorf · Das Einkaufs-Beratungsunternehmen Kloepfel Consulting ist mit seiner Expertise auch in der Corona-Krise gefragt. Die Experten finden auch das, was gerade schwer zu bekommen ist.

 Kloepfel Consulting, v.l. Marc Kloepfel und Duran Sarikaya vor einer Auswahl von Zertifikaten. Foto: Anne Orthen

Kloepfel Consulting, v.l. Marc Kloepfel und Duran Sarikaya vor einer Auswahl von Zertifikaten. Foto: Anne Orthen

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Ihr Geschäft ist das Einkaufen – und angesichts der Auswirkungen des Coronavirus ist ihre Expertise aktuell besonders gefragt. Der Job des Düsseldorfer Beratungsunternehmens Kloepfel Consulting ist es, die Beschaffungskosten von Firmen zu reduzieren und ihre Einkaufsprozesse zu optimieren. Und als Einkaufsprofis treiben sie eben auch Dinge auf, die aktuell kaum noch zu bekommen sind. „Wir haben inzwischen eine Taskforce gegründet, die nichts anderes macht, als benötigte Hygieneartikel zu besorgen, Atemschutz in verschiedenen Standards, Hauben, Brillen“, sagt der Geschäftsführer der Kloepfel Conslting GmbH Efe Duran Sarikaya.

Und zwar erfolgreich: „Wir haben kürzlich erst 320.000 Masken für einen Kunden verschifft, der Krankenhausketten beliefert“, sagt er. Gefunden haben die Einkaufsexperten diese große Stückzahl in der Türkei. Weitere 500.000 Masken habe man in Russland für einen Kunden beschafft, der eigentlich sogar drei Millionen Stück ordern wollte – und so immerhin eine erste Tranche bekommen hat.

Allerdings ist das mit enormen Herausforderungen verbunden: Die Preise steigen teils minütlich wie (in anderen Zeiten) die Börsenkurse, in einigen Ländern gibt es aktuell auch Ausfuhrstopps für solche Waren. Zudem achten die Kloepfel-Mitarbeiter vor Ort peinlich genau darauf, ob die angebotenen Waren auch tatsächlich den gewünschten Standards entsprechen: „Unsere Leute fahren sofort in die jeweilige Fabrik, schicken uns Fotos für eine nähere Prüfung, nehmen Muster mit und prüfen natürlich auch umfassend die Zertifikate“, sagt der General Manager der Kloepfel Holding, Marc Kloepfel. Die Kloepfel Group mit Sitz an der Pempelforter Straße hat im vergangenen Jahr einen Gruppenumsatz von mehr als 50 Millionen Euro vermeldet. Kloepfel Consulting beschäftigt mehr als 170 Mitarbeiter und hat im vergangenen Jahr mehr als 175 Millionen Euro für seine Kunden eingespart. Das ist auch deshalb relevant, weil das Beratungsunternehmen sich strikt erfolgsabhängig bezahlen lässt – mit einem Anteil der von ihm erzielten Einsparungen. „Wenn wir nichts bringen, dann kosten wir auch nichts“, sagt Marc Kloepfel. Womöglich, sagt er, sei das ein wesentlicher Grund dafür, dass auch solche Unternehmen Kloepfel vertrauten, die bis dahin noch nie mit externen Beratern zusammengearbeitet hätten. „Viele Familienunternehmen mit langer Tradition tun sich in diesem Bereich schwer“, sagt Marc Kloepfel. Zu den Kunden gehören entsprechend vor allem Mittelständler mit Umsätzen von zehn bis 500 Millionen Euro; darunter viele Industrieunternehmen, aber auch Händler und Dienstleister. 80 Prozent der Kunden kommen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Büros hat das Unternehmen aber an 17 Standorten in der ganzen Welt – gerne da, wo die benötigten Waren hergestellt werden. Die Tätigkeit von Kloepfel erstreckt sich über viele Bereiche der beratenen Unternehmen. Die Berater betrachten einerseits die für die eigentliche Produktion benötigten Waren – das können Maschinenteile sein, aber eben auch Küken für einen Fleischproduzenten. Ebenso nehmen die Berater die bei eigentlich allen Firmen anfallenden Gemeinkosten in den Fokus, vom Strom über Mobilfunk („Wir können statt über 400 Karten auch mal über 10.000 verhandeln“) bis zu den Büroartikeln.

Die Berater stellen alles auf den Prüfstand – sie vergleichen, ob etwas für den Kunden günstiger zu beschaffen wäre als bisher, verhandeln mit dessen Lieferanten nach, raten manchmal auch zu einem Wechsel. „Wir schauen uns aber auch die komplette Organisation im Unternehmen an, die Prozesse, die Konditionen“, sagt Efe Duran Sarikaya. Es gehe darum, die Abläufe zu verstehen und zu erkennen, wo sich noch Potenzial verberge. Die Chefs legen zudem auch Wert darauf, dass ihre Mitarbeiter Erfahrungen aus einer Einkaufsabteilung mitbringen und die Probleme dort nachvollziehen können.

Und: „Entscheidend ist, dass wir die Menschen in den Unternehmen gewinnen können.“ Die Einkäufer der Kundenfirmen reagierten naturgemäß meist nicht begeistert, wenn man bei ihnen auftauche – wie es eben meistens ist, wenn ein externer Berater kommt und kritisch betrachtet, wie bislang gearbeitet wird. „Wenn man sie aber im Nachgang noch einmal anruft, finden es mehr als 90 Prozent gut“, sagt Marc Kloepfel.

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