Diese Woche in Düsseldorf Wie Geisel und Elbers in den Wahlkampf starten

Düsseldorf · Ein Nobody und ein bekannter Amtsinhaber streiten um den Top-Posten im Rathaus. Beide müssen bald deutlich machen, wofür sie stehen und was ihre Ziele sind.

Thomas Geisel will ins Düsseldorfer Rathaus.

Thomas Geisel will ins Düsseldorfer Rathaus.

Foto: Endermann, Andreas

Wenn jemand an der Ampel steht, den Fuß aufs Gas drückt und plötzlich die Bremse loslässt, dann heißt das Kavaliersstart. Vielleicht quietschen und qualmen die Reifen, es wird laut. Höflichkeit wird man dem Fahrer eher nicht attestieren, aber die Aufmerksamkeit ist ihm sicher. Ähnlich sieht es mit Thomas Geisel aus, der in diesen Tagen auf vielen Terminen sein Gesicht zeigt.

In Düsseldorf ist der Sozialdemokrat bis Mitte April unbekannt gewesen, dann wurde er zum Spitzenkandidaten gekürt - und hat gleich kräftig gegen Oberbürgermeister Dirk Elbers ausgeteilt und somit für Qualm gesorgt.

Die Funktion der persönlichen Attacken in Megaphonmanier liegt auf der Hand: Seht her, hier bin ich, ich kann was - und Elbers ist bloß der Nachlassverwalter, der abwickelt und zudem durch Unvermögen auffällt, siehe Feuerwehrstreit und Zoff um die Arena. Es ist klar, welche Gegenwelten Geisel aufbaut: Hier die Zukunft gestaltet von einem erfahrenen Manager, der Düsseldorf regieren kann - dort das politische Gestern, dessen Hauptvertreter den Problemen nicht gewachsen ist und Klientelpolitik macht.

Die Munition hat ihm Dirk Elbers selbst geliefert: Nach dem Tod von Joachim Erwin 2008 hat er mit einem "Weiter so" die Wahl gegen Karin Kortmann gewonnen und diesem Slogan nichts merklich Neues folgen lassen. Die Formel ist unglücklich gewählt, weil sie weder Innovation noch Kreativität signalisiert. Im Gegensatz zu Geisel kann Dirk Elbers mit der Ratsmehrheit jedoch eine Leistungsbilanz vorlegen, während die SPD als einziges großes Plus vorzuweisen hat, dass eine Quote öffentlich geförderten Wohnraums ohne ihr Beharren wohl kaum zustande gekommen wäre.

Schwarz-Gelb aber steht mit dem Kö-Bogen I und II für ein Düsseldorfer Jahrhundertprojekt, welches die Attraktivität der Stadt- bei aller Kritik im Detail - maßgeblich steigern wird. Keine Kita-Gebühren und der Ausbau bei der U3-Betreuung sind weitere Aktivpunkte, welche Düsseldorf von anderen Großstädten abhebt. Und noch nie wurden die Sozialverbände so üppig ausgestattet wie in den vergangenen zehn Jahren.

Ein Wahlsieg ist aber kein Automatismus wie die vereinbarte Zinsausschüttung für eine Staatsanleihe. Insofern muss sich jetzt auch Dirk Elbers ins Auto setzen und an die Ampel rollen. Das Rennen bis zur OB-Wahl 2014 dauert mehr als ein Jahr. Die Menschen wollen wissen, wie es weitergeht, sie wollen konkrete Antworten. Fragen gibt es genug: Hält die Schuldenfreiheit nur noch ein Jahr? Schließlich sind die Rücklagen ja bald aufgebraucht. Wird dann Geld für Zinsen ausgegeben, statt es zu investieren wie bisher? Wird nach Stadtwerke-Anteilen und RWE-Aktien weiteres Tafelsilber verkauft? Wo und wie entsteht neuer Wohnraum? Nimmt die Stadt neue Großprojekte in Angriff, um ihren Metropolencharakter weiter auszubauen? Die Liste ließe sich fortsetzen.

Thomas Geisel ist nominiert, Dirk Elbers folgt in einigen Tagen. Es wird spannend zu sehen, ob und wie er sich gegen Geisel positioniert - oder ob er ihn bloß ignoriert.

(anch)
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