Vor dem Pokal-Spiel Wie die Stadt ihre Fortuna verehrt

Düsseldorf · Der sportliche Höhenflug des Zweitliga-Herbstmeisters ist in Düsseldorf sicht- und hörbar. Die Identifikation steigt, ebenso die Nachfrage nach Fanartikeln. Der Klub setzt damit jährlich rund 1,4 Millionen Euro um. Ein Stimmungsbild.

 Silvia Klippert stellt die Kunstwerke in Fortuna-Farben her.

Silvia Klippert stellt die Kunstwerke in Fortuna-Farben her.

Foto: Bußkamp, Thomas

Die Freude und der Stolz über die grandiose Hinserie von Fortuna Düsseldorf ist kurz vor Weihnachten überall in der Stadt spürbar. Die bisherige Leistung des Klubs in der Zweiten Fußball-Bundesliga hat die Stimmung in der Stadt verändert — wo früher gern mal früh und hörbar über F 95 gemault wurde, stehen die Fans jetzt Schlange, um die Mannschaft zu unterstützen. Auch heute, wenn es gegen die Dortmunder im Pokal geht, identifizieren sich viele Düsseldorfer mit der Fortuna.

Noch nicht auf der Kö, aber vor allem in der Altstadt ist diese Identifikation spürbar: "Viel Spaß beim Einkaufen in der Stadt des Zweitliga-Herbstmeisters Fortuna Düsseldorf", lautet die Durchsage bei "Filou — freche Ideen". Die Idee zu dieser Ansage hatte David Derix, für den Einkauf verantwortlicher Mitarbeiter des Deko-Geschäftes, das mit dem Zweitligisten einen Lizenzvertrag abgeschlossen hat. Der aktuelle Merchandising-Katalog des Fußballklubs umfasst rund 300 Artikel, mancher ist bei "Filou" schon vergriffen: "Die roten Weihnachtskugeln sind alle weg", berichtet Derix, "nur von den weißen haben wir noch welche." Auch Mützen mit "F95"-Logo liefen sehr gut: "Alles, was so ein bisschen Richtung Weihnachten geht", erklärt Derix.

Um die Ecke des Geschäfts, am Rathausplatz, wo Fortuna bereits den Aufstieg in die Zweite Liga feierte, gibt es mehrere Läden mit weiteren Merchandising-Artikeln des Traditionsvereins. Neben den fast schon gewöhnlichen Trikots, Schals, Pullovern und Mützen finden sich auch skurrile Gegenstände unter den Fanartikeln: Gartenzwerge im rot-weißen Trikot stehen sicher nicht in jedem Vorgarten; der Schlabberlatz mit der Aufschrift "Nachwuchstalent" wird sicher nicht jedem Baby gerecht; und dass die Bettwäsche aufgrund der gewollten Schmuddeloptik den Zusatz "Used", also "gebraucht" trägt, ist sicher auch ein eher seltsamer Werbe-Ansatz. Doch es funktioniert.

Das freut natürlich auch Paul Jäger. Der Finanzvorstand von Fortuna, der in Absprache mit seiner Frau zwei F95-Christbaumkugeln an den eigenen Weihnachtsbaum hängen darf, konnte Anfang der Woche verkünden, dass der Klub schuldenfrei ist — und das liegt auch zu einem Teil an den Merchandising-Produkten. "Wir machen damit im Jahr einen Umsatz von 1,4 Millionen Euro", erklärt Jäger und ordnet die Summe ein: "Für einen Zweitligisten befinden wir uns damit in der obersten Spitze." Der Hype um Fortuna sei aber auch auf die gestiegene Bedeutung des Fußballs insgesamt zurückzuführen: "Der Fußball hat inzwischen eine Wertschöpfung von 5,1 Milliarden Euro. Das sind 0,2 Prozent am Bruttosozialprodukt", erläutert Jäger. Der Fußball sei inzwischen in allen Bevölkerungsschichten anerkannt.

Der Verein profitiert natürlich nicht nur vom Marketing und seinen Sponsoren, sondern auch von den Fernsehgeldern. Und dass das Interesse an bewegten Bildern von Fortuna-Spielen immens ist, zeigt ebenfalls ein Gang durch die Altstadt: Allein in der Bolker Straße hängen auf 200 Metern 13 Fernseher außen an den Gastronomiebetrieben, so dass die Kundschaft das Spiel verfolgen kann. So profitieren auch die Wirte vom Fortuna-Hype.

Dieser kommt aber auch der Jugendabteilung des Zweitligisten indirekt zugute: Die Galerie Klipp-Art am Burgplatz verkauft unter anderem Acrylbilder mit Fortuna-Motiven. Von den Erlösen gehen zehn Prozent an die Jugend der Rot-Weißen. "Die Nachfrage ist gestiegen", sagt John Klippert, der mit Blick auf seine Frau Silvia, die die Kunstwerke in Handarbeit herstellt, ergänzt: "Sie kann gar nicht so viele nachmachen, wie verkauft werden."

Ein bis zwei Wochen benötigt Silvia Klippert für die Bilder. Die Künstlerin zeigt sich beeindruckt von den Fans im Düsseldorfer Fußball: "Ich kenne Leute, die dem Verein beigestanden haben, als die Mannschaft ganz unten war", erinnert sie sich an die Jahre in der damals viertklassigen Oberliga.

Und diese Freude macht sich nicht nur an der in der Stadt steigenden Zahl von Fortuna-Mützen, -Schals oder -Fahnen bemerkbar, sondern auch an den Devotionalien in und an Autos. Ein dezenter Hinweis auf die Vereinsliebe ist die Nummernschildhalterung: So stehen Vereinsname und Logo unter dem eigenen Nummernschild. Autos mit diesem Schriftzug sieht man dieser Tage in Düsseldorf immer öfter — auch auf der Kö.

(RP/jco)
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