Düsseldorf WhatsApp-Party: Mit Au-Pairs gibt es oft Probleme

Düsseldorf · Etwa 50 Au-pair-Mädchen sollen zurzeit in Düsseldorf leben. Schwierigkeiten sind häufig - wenn auch nicht in der Art wie bei der Amerikanerin, deren Party in Grafenberg ausgeartet ist. Man kann die Probleme jedoch vermeiden.

 Viele Au-pairs kommen mittlerweile aus Nicht-EU-Staaten. Das häufigste Problem ist, dass sich der Gast und die Familie nicht verstehen.

Viele Au-pairs kommen mittlerweile aus Nicht-EU-Staaten. Das häufigste Problem ist, dass sich der Gast und die Familie nicht verstehen.

Foto: Thinkstock

Man kann es wohl getrost als Desaster bezeichnen, was die Düsseldorfer Familie mit ihrem amerikanischen Au-pair-Mädchen erlebt hat. Das Mädchen war allein in der Wohnung, die Familie im Urlaub. Kurzerhand lud die Amerikanerin ein paar Freunde zu einer Party in das Haus der Gastfamilie ein. Explizit war ihr das zuvor untersagt worden. Die Party artete aus, immer mehr Leute kamen, bis zu 100 Menschen sollten sich schließlich in der Schubertstraße in Grafenberg einfinden. Sie verwüsteten die Wohnräume, zündeten Feuerwerkskörper im Garten, die Polizei musste schließlich die Party beenden.

"Es kommt oft zu Problemen mit Au-pairs", weiß Gisela Prühs vom Verein für internationale Jugendarbeit, auch wenn der Grafenberg-Fall ein Extrem sei. Viel häufiger komme es vor, dass die Chemie zwischen Gastfamilie und Au-pair einfach nicht stimme. "Meistens haben beide Seiten aber einfach falsche Vorstellungen", sagt Prühs.

 In dieser Wohngegend in Grafenberg eskalierte in der Nacht zum 4. Oktober eine Party - das betroffene Haus wurde verwüstet, zudem wurden Schmuck und Vorräte gestohlen.

In dieser Wohngegend in Grafenberg eskalierte in der Nacht zum 4. Oktober eine Party - das betroffene Haus wurde verwüstet, zudem wurden Schmuck und Vorräte gestohlen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Schätzungen bei Agenturen in Düsseldorf gehen von etwa 50 Mädchen aus, die im Düsseldorfer Stadtgebiet als Au-pair arbeiten. Früher waren es deutlich mehr, sagen Vermittler, aber gerade in den Großstädten hätten viele Eltern inzwischen andere Möglichkeiten, ihre Kinder zu betreuen. Au-pairs seien deshalb seltener gefragt.

Auch die Länder, aus denen die Mädchen kommen, sind andere als früher, so ist die Amerikanerin, die in Grafenberg für das Chaos gesorgt hatte und sich inzwischen wieder in ihrer Heimat befinden soll, eine Ausnahme. "Die meisten Au-pairs kommen heute nicht aus EU-Staaten", sagt Prühs. Sie vermittelt häufig Mädchen aus Osteuropa in deutsche Familien. Viele kommen auch aus Südamerika.

Aus China kommen ebenfalls viele Bewerbungen, allerdings seien viele Mädchen von dort mit der Situation in den Familien überfordert. "Allein schon, dass in Au-pair-Familien oft mehrere Kinder zu betreuen sind, lässt die Chinesinnen an ihre Grenzen stoßen. Sie kommen aus einer Ein-Kind-Kultur, der Stress mit zwei oder gar drei kleinen Kindern macht ihnen schwer zu schaffen", sagt eine Vermittlerin.

Wichtig sei es, realistische Vorstellungen zu haben. So müsse man sich mit dem Mädchen einigen, wann Arbeitszeit sei und wann es frei habe, empfiehlt Prühs. Die Familien bekommen keine Arbeitskraft, über die sie nach Gutdünken verfügen können. Den Mädchen wiederum müsse klar sein, dass es sich bei ihrem Aufenthalt in Deutschland nicht um einen Urlaub handelt. So sollte der Besuch eines Sprachkursus zwar Voraussetzung sein, doch heißt das nicht, dass die Mädchen jeden Tag von 8 bis 13 Uhr eine Sprachschule besuchen können. Wer über ein Au-pair nachdenkt, sollte sich an eine Agentur wenden. Von Angeboten im Internet, wo Mädchen aus verschiedenen Ländern ihre Profile hochladen, raten Experten ab. So gibt es die Gütegemeinschaft Au-pair, gefördert vom Bundesfamilienministerium, die ihr Siegel nur an Agenturen vergibt, die serös arbeiten. Eine Garantie, dass es zwischen Au-pair und Familie dann auch stimmt, gibt es aber auch dort nicht.

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Billig ist es ohnehin nicht, ein Mädchen aus dem Ausland zur Kinderbetreuung zu engagieren. Seriöse Agenturen vermitteln nur, wenn das Mädchen freie Kost und Logis erhält und außerdem ein Taschengeld in der Höhe von 260 Euro im Monat. Hinzu kommen noch Kosten für private Krankenversicherung und eine Monatskarte im jeweiligen Verkehrsverbund. Selbstverständlich muss man auch genug Platz haben. Ein abschließbares Zimmer mit Fenster ist Grundvoraussetzung.

Deshalb fänden Vermittlungen auch meist in Akademiker-Familien statt. "Hier kann man sich ein Au-pair zum einen leisten, weiß aber zum anderen auch den völkervebindenden Charakter eines Au-pairs zu schätzen", sagt Prühs.

(RP)
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