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Umweltamtsleiter im Interview Wettlauf gegen hohe Energiepreise

Düsseldorf · Umweltamtsleiter Werner Görtz ist auch Klimaschutzbeauftragter der Stadt und koordieniert die Energiesparprogramme. Wegen der explodierenden Kosten sollen Gebäude saniert, Erdgasautos angeschafft werden. Mitarbeiter spüren Schwachstellen in Ämtern auf.

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Foto: ddp

Herr Görtz, die Energiepreise steigen. Im Klimaschutzprogramm der Stadtverwaltung ist von einem Energie-Controlling die Rede. Wird in den Ämtern jetzt schärfer kontrolliert?

Görtz Nein. Wir haben bereits seit Jahren ein sorgfältiges Energie-Controlling, damit die Stadt die Ausgaben für Energie bremsen kann. Zwei Kennzahlen zeigen das: Von 1999 bis 2006 hat die Stadtverwaltung ihren Stromverbrauch um 4,5 Prozent gesenkt, bei Heizung und Wärme um 15 Prozent. Trotzdem stiegen aber die Kosten für Strom um 40 Prozent und für Heizenergie sogar um 44 Prozent. Das bedeutet, das wir trotz Energiesparen höhere Kosten haben werden, weil die Preise in Zukunft noch schneller steigen werden. Der Wettlauf mit Energiesparen wird, selbst wenn man ehrgeizige Ziele hat, sehr schwierig werden.

Welche Konsequenz ziehen Sie daraus?

Görtz Ohne Sparen wird die Lage noch schlimmer. Wir müssen in Zukunft in der Gebäudesanierung konsequent Schwerpunkte setzen, um möglichst große Einsparungen zu erzielen. Wir machen eine Bestandsaufnahme über den Zustand der Häuser und werden möglichst rasch die sanieren, die am teuersten sind.

Welche Gebäude sind das erfahrungsgemäß?

Görtz Die aus den 60-er und 70-er Jahren. Die technischen Rathäuser sind typische Kandidaten für eine Sanierung. Häufig sind Fassaden und Dächer gut gedämmt, Schaltungen für Licht und Heizung können optimiert werden. Insgesamt wird die Stadtverwaltung sicherlich 30 bis 40 Gebäude haben, die nach einer dringenden Sanierung rufen. Je nach Nutzung und Zustand gibt es unterschiedliche Lösungen. Bei einer Schule müssen andere Punkte beachtet werden als etwa bei einem reinen Bürohaus oder bei Museen oder dem Aquazoo.

Wieviel wird in die Sanierung investiert?

Görtz 7,5 Millionen Euro pro Jahr sind zurzeit im Haushalt der Stadt für den Klimaschutz vorgesehen. Davon soll der größte Teil in den Energiesparbereich fließen.

Klimaschutz und Energiesparen hängen demnach eng zusammen?

Görtz Energiesparen ist die beste Art, Klimaschutz zu betreiben. Jedes Watt, was nicht gebraucht wird, muss nicht produziert werden. Es gibt keine klimaschädlichen Stoffe und Gase.

Bei den Bemühungen der Verwaltung zur Sanierung können die Mitarbeiter ein gutes Gewissen haben und brauchen nichts zu tun.

Görtz Im Gegenteil, durch bewusstes Verhalten kann viel erreicht werden. Das Umweltamt hat beispielsweise am Projekt Ökoprofit teilgenommen. Mitarbeiter haben für die Aktion ein Team gebildet, das Schwachstellen sucht und Verbesserungsvorschläge macht.

Sind die Mitarbeiter fündig geworden?

Görtz Sie haben zum Teil Verblüffendes gefunden. So läuft die Lüftung der Tiefgarage Tag und Nacht in einem durch. Dabei steht nachts kaum ein Auto in der Garage. Die Lüftung wird künftig nur dann anlaufen, wenn die Schadstoff-Konzentration in der Garage zu hoch wird. Oder die Computer und Drucker laufen alle im standby, der Hersteller hat das so vorgesehen. Wir haben für alle Büros jetzt Stecker mit Schalter gekauft und stellen die Computer nachts ab. Wir haben dafür 420 Euro ausgegeben, sparen aber pro Jahr 700 Euro.

Warum hat die Verwaltung Geräte mit Zwangs-standby überhaupt gekauft?

Görtz Obwohl die Verbraucherverbände dies seit langem gefordert haben, wurden von den Herstellern so gut wie keine Geräte ohne standby angeboten. Bei künftigen Ausschreibungen werden wir auf diese Möglichkeit achten. Generell sollen nur solche Geräte angeschafft werden, die möglichst wenig Strom verbrauchen.

Abgesehen von Computern und Zubehör — welche Geräte könnten das sein?

Görtz Auch in Büros stehen in fast jeder Kochnische beispielsweise Kühlschränke. Häufig wurden sie von Mitarbeitern gestiftet, wenn sie sich zu Hause einen neuent angeschafft haben. Die alten Geräte fressen aber viel Energie. Deshalb wird die Stadt für zwei alte Kühlschränke einen modernen stromsparenden anschaffen. Alte Geräte dürfen dann nicht mehr gestiftet werden.

Mitarbeiter sitzen nicht nur im Büro, sondern sind auch unterwegs. Wie sparen Sie bei Dienstfahrzeugen?

Görtz Kürzere Dienstgänge können mit dem Fahrrad zurückgelegt werden, es gibt in vielen städtischen Ämtern daher schon Dienstfahrräder. Aber ohne Autos kommen wir nicht aus. Wir schaffen natürlich sparsame Wagen an. 51 Fahrzeuge laufen mit Erdgas, das ist ein Viertel der Flotte. Erdgas ist günstig, weil die Kraftstoffpreise nur halb so hoch sind und weil bei der Verbrennung ein Viertel weniger CO2 produziert wird.

Schlagen neben dem Bürobetrieb auch anderswo Energiekosten zu Buche?

Görtz Große Posten sind die Straßenbeleuchtung und die Klärwerke. Dort sind Investitionen fürs Sparen geplant. Insgesamt 7,5 Millionen werden für ein Blockheizkraftwerk im Klärwerk Süd sowie die Technik im Klärwerk Nord ausgegeben. Die Ausgaben amortisieren sich relativ rasch und die geringeren Betriebskosten tragen zur Stabilisierung der Gebühren bei.

Und die Straßenbeleuchtung?

Görtz Vielversprechend sind die Versuche mit LED-Leuchten. Sie verbrauchen nur fünf Prozent im Vergleich zu Gasleuchten. Zusammen mit den Stadtwerken experimentieren wir, das Licht angenehm zu gestaltet und historischenLaternen zu verwenden. Die Bürger werden bei den Versuchen informiert und mit einbezogen. Ich bin überzeugt, dass den LED-Leuchten mit den vielen Möglichkeiten die Zukunft gehören wird.

Wo sparen Sie als Privatmann Energie?

Görtz Aktuell beschaffe ich eine Solarthermie-Anlage, um die Kosten für die Warmwasserbereitung zu senken. Außerdem durchforste ich die Energieverbräuche aller Haushaltsgeräte, um standby-Verluste zu erkennen.

(RP)
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