Interview mit WGZ Bank-Chef "WestLB-Mitarbeiter tun mir Leid"

Düsseldorf · Werner Böhnke, Vorstandsvorsitzender der Düsseldorfer WGZ Bank, über die Probleme der WestLB, die Bedeutung des Bankenplatzes Düsseldorf und die Kritik der Volks- und Raiffeisenbanken an den Plänen der EU, die Einlagensicherung der Banken zu verstärken.

 Werner Böhnke (60), Vorstandschef der WGZ Bank.

Werner Böhnke (60), Vorstandschef der WGZ Bank.

Foto: RP, Thomas Busskamp

Herr Böhnke, um die WestLB, Ihr Pendant im Sparkassenlager, ist es schlecht bestellt. Berührt Sie das?

Böhnke Vor allem für die Mitarbeiter der Landesbank tut es mir sehr leid. Die zahlreichen Veränderungen im Vorstand der WestLB waren oft mit Hoffnungen verbunden. Häufig wurden sie enttäuscht. Das ist natürlich zermürbend. Weiter möchte ich die Vorgänge bei einem anderen Institut nicht kommentieren.

Die meisten Landesbanken, die Zentralbanken der Sparkassen, haben massive Probleme in der Finanzkrise bekommen. Die WGZ ist die Zentralbank der Volks- und Raiffeisenbanken im Rheinland und in Westfalen. Ihrem Institut geht's gut. Was machen Sie anders?

Böhnke Zunächst haben unsere Eigenkontrollmechanismen funktioniert. Wir haben darauf geachtet, keine unangemessenen Risiken einzugehen und uns stets auf unser Geschäftsmodell konzentriert. Wir sind nah am Kunden, bodenständig, nachhaltig. Das ist unsere Kultur. Die hat uns auch in der Krise geholfen.

Mehrere Fusionsversuche mit ihrem Schwesterinstitut DZ Bank sind bislang gescheitert. Wann klappt's?

Böhnke Eine Fusion mit der DZ Bank steht nicht auf der Agenda.

Ist ein Zusammengehen der rheinisch-westfälischen Genossen mit der DZ Bank damit für immer vom Tisch?

Böhnke Niemand weiß, was in zehn Jahren sein kann, und zwar generell. Derzeit ist das kein Thema. Beide Zentralbanken arbeiten eng und erfolgreich zusammen. So haben wir im vergangenen Jahr beispielsweise gemeinsam die VR-Unternehmerberatung gegründet. DZ Bank und WGZ Bank halten daran jeweils 50 Prozent. Unternehmenssitze sind Düsseldorf und Frankfurt. Unsere beiden Töchter in Luxemburg wollen wir in diesem Jahr zusammenlegen. Die entsprechenden Hauptversammlungsbeschlüsse sollen im Sommer gefasst werden.

Wenn eine Fusion mit der DZ Bank nicht vom Tisch ist, wie sicher ist dann der Standort Düsseldorf für eine genossenschaftliche Zentralbank?

Böhnke Düsseldorf ist ein äußerst wichtiges Standbein für unsere genossenschaftliche Organisation und ein mehr als starker Standort. Das fällt ins Gewicht. Düsseldorf wird immer ein zentraler Finanzstandort der genossenschaftlichen Banken sein.

Die IKB, ebenfalls eine Düsseldorfer Bank, hatte große Probleme. Ist der Bankenstandort am Ende?

Böhnke Düsseldorf ist bis heute unverändert ein wichtiger Standort für Finanzdienstleister. Daran haben weder die Finanzkrise noch die Schrumpfung einiger Banken am Ort etwas geändert. Um die Bedeutung des Finanzplatzes Düsseldorf richtig zu bewerten, dürfen Sie die Versicherungen nicht vergessen, die Düsseldorf als Finanzplatz ebenfalls Gewicht verleihen. Die Frage ist ja, woran Sie das Gewicht festmachen. Für uns ist es wichtig, die Nähe zu unseren Kunden in einer der bedeutendsten Wirtschaftsregionen Deutschlands zu haben. Klar ist aber auch, alle Adressen des Finanzplatzes müssen sich jeden Tag neu anstrengen. Sie sind mehr als bloß Zentralbank.

Wie wichtig ist die Landeshauptstadt selbst für Ihr Geschäft?

Böhnke Wir sind in unserem gesamten Geschäftsgebiet klassischer Finanzierungspartner des Mittelstandes. Insofern machen wir hinsichtlich der Bedeutung der einzelnen Regionen keine Unterschiede. Aber natürlich befinden sich in der Landeshauptstadt viele unserer Kunden. Wir sind ja auch als gewerblicher lmmobilienfinanzierer tätig. Hier gibt es gerade in Düsseldorf bedeutende Projekte, die wir mitfinanzieren und in denen wir uns gern engagieren. Beispiele dafür sind die Entwicklung des ehemaligen Bahngeländes in Derendorf und der Kö-Bogen.

Größere Sorgen machen Ihnen vielleicht bald die Auflagen der EU?

Böhnke Die EU-Kommission plant ein einheitliches europäisches Einlagensicherungssystem, in das alle europäischen Banken gleichermaßen einzahlen sollen. Und zwar völlig unabhängig davon, welches Risiko die getätigten Geschäfte der Bank mit sich bringen. Die deutschen Genossenschaftsbanken haben dagegen seit Jahrzehnten ihr eigenes bewährtes System der Institutssicherung. Die Volks- und Raiffeisenbanken stehen solidarisch füreinander ein, wenn eine Genossenschaftsbank in Probleme gerät. Dieses System hat sich über Jahrzehnte bewährt und ist sehr effektiv. Noch nie ist eine Genossenschaftsbank insolvent geworden. Kein Kunde einer Genossenschaftsbank musste insoweit je entschädigt werden. Warum wir dieses bewährte System einer Neuregelung opfern sollen, die unseren Kunden einen geringeren Schutz bietet, für die Banken aber teurer ist als unser bestehendes System, können wir nicht nachvollziehen.

Aber Einlagensicherung ist doch an sich eine gute Sache?

Böhnke Natürlich. Der Schutz der Kunden steht bei uns im Mittelpunkt. Das haben auch viele Kunden in der Krise erkannt. Wir betreiben aber lnstitutssicherung. Das geht weiter als die Absicherung eines bestimmten Einlagenbetrages. Unser System verhindert ja gerade, dass es überhaupt zu einer Insolvenz einer Genossenschaftsbank kommt und damit tritt die Notwendigkeit der Einlagensicherung ja gar nicht erst ein: Die Einlagensicherung greift erst im Falle der Insolvenz einer Bank. Eine zusätzliche finanzielle Belastung durch erweiterte Sicherungssysteme müssten alle Genossenschaftsbanken tragen. Das wird entweder Auswirkungen auf die Ausschüttungen für die Mitglieder oder Einfluss auf die Konditionen haben.

Thorsten Breitkopf führte das Gespräch

(RP)
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