Geringe Wahlbeteiligung Wer wo zur Wahl ging — und wer warum nicht

Düsseldorf · Quer durch alle Parteien gab es am Abend der Wahl bestürzte Reaktionen angesichts der geringen Wahlbeteiligung: 44,6 Prozent – das ist bei Kommunalwahlen ein absoluter Negativrekord. 2004, bei der letzten Kommunalwahl, lag die Zahl rund zehn Prozentpunkte höher bei 54 Prozent.

Kommunalwahl 2009: Ergebnisse in Düsseldorf
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Kommunalwahl 2009: Ergebnisse in Düsseldorf

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Foto: Werner Gabriel

Quer durch alle Parteien gab es am Abend der Wahl bestürzte Reaktionen angesichts der geringen Wahlbeteiligung: 44,6 Prozent — das ist bei Kommunalwahlen ein absoluter Negativrekord. 2004, bei der letzten Kommunalwahl, lag die Zahl rund zehn Prozentpunkte höher bei 54 Prozent.

Die Ursachenforschung hat gerade erst begonnen, aber nach Ansicht von Parteien- und Wahlforschern spielen auch bei dieser Wahl mehrere Faktoren eine Rolle: Es gab kein wirklich brisantes Wahlkampf- Thema in Düsseldorf und es gab keinen Kampf mehrerer Spitzenkandidaten um das Amt des Oberbürgermeisters. Auffallend ist das nach wie vor große Gefälle zwischen den Stadtteilen.

Außerdem, so der Parteienforscher Tilman Mayer aus Bonn, schätzen die Kommunalpolitiker die Bedeutung ihrer Arbeit völlig anders ein als die Bürger. Wer in der Kommune politisch arbeitet, glaubt sich im Zentrum des Geschehens und hat damit sogar recht.

Aber die Wähler nehmen das anders wahr, halten Kommunalpolitik oft für nicht so wichtig wie beispielsweise Bundespolitik. Nach dieser Logik wird die Beteiligung in vier Wochen, wenn der neue Bundestag gewählt wird, höher sein. Auch das Tun der Politiker in Straßburg oder Brüssel berührt die Bürger nach eigener Einschätzung weniger — daher gingen in Düsseldorf auch nur 39,9 Prozent an die Urnen, als vor wenigen Wochen das EU-Parlament neu besetzt wurde.

"Nichtwähler voller Vertrauen" Auffallend sind die unterschiedlichen Quoten in den Stadtteilen: Während in Angermund, Wittlaer und Kalkum über 60 Prozent von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen, waren es etwa in Teilen von Flingern nur 32 und in Oberbilk- Südost nur 31,9 Prozent. Die anderen Stadtteile bewegen sich in der Wahlbeteiligung zwischen diesen beiden Werten.

Nach Ansicht von Experten neigen höher gebildete, gut bürgerliche Kreise eher dazu, zur Wahl zu gehen als weniger Gebildete. Manche Parteienforscher wie Mayer sehen die niedrige Beteiligung übrigens deutlich gelassener als Politiker. Man könne, sagt Mayer, das fehlende Interesse an einer Wahl ja auch so interpretieren, dass die Nichtwähler ein großes Vertrauen in die wählenden Mitmenschen und die politische Elite haben: Ist eh alles in Ordnung, ich muss nicht wählen.

(RP)
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