Einige Unternehmen zahlen so viel wie 2008 Wer trotz Krise Weihnachtsgeld erhält

Düsseldorf · Während einige Unternehmen wegen der Wirtschaftskrise Abstriche beim Weihnachtsgeld machen, bleibt die Zahlung bei vielen anderen unangetastet: Henkel, E-Plus, Vodafone und sogar das Sprinter-Werk von Mercedes-Benz zahlen so viel wie 2008.

 Die Hotelkette Holiday Inn hat sich ein spezielles Weihnachtsgeschenk für ihre Kunden ausgedacht.

Die Hotelkette Holiday Inn hat sich ein spezielles Weihnachtsgeschenk für ihre Kunden ausgedacht.

Foto: AP

Trotz Wirtschaftskrise können sich viele Beschäftigte in Düsseldorf in diesen Tagen über zusätzliches Geld im Portemonnaie freuen: Das Weihnachtsgeld wird in den meisten Branchen zum Stichtag im November ausgezahlt. Doch nicht alle Firmen zahlen so viel wie in den Vorjahren. Einige sparen auch am Weihnachtsgeld. "Viele Firmen haben in den vergangenen Jahren mehr als tariflich, betrieblich oder in Einzelverträgen geregelt ist, bezahlt", sagt Michael Grütering von der Unternehmerschaft Düsseldorf. "Alles, was über die tariflichen Regelungen, zum Beispiel den Festbetrag von 433 Euro im Großhandel oder 50 bis 55 Prozent des Monatsgehalts in der Metall- und Elektroindustrie hinausgeht, sind freiwillige Zahlungen. Dort ist es möglich, Einsparungen vorzunehmen."

Kurzarbeit hat keinen Einfluss

Im Sprinter-Werk zum Beispiel erhalten die Mitarbeiter nach Tarifvertrag 55 Prozent des Gehalts — mehr Weihnachtsgeld gab es auch in den Vorjahren nicht. Bei vielen steht durch Arbeitszeitverkürzung trotzdem weniger auf dem Gehaltsscheck. Die Kurzarbeit hat indes keinen Einfluss: Dabei orientiert sich die Sonderzahlung am normalen Gehalt. Was allerdings mit der in den Vorjahren gezahlten Ergebnisbeteiligung der Mitarbeiter geschieht, ist fraglich.

Außerdem können Unternehmen sich unter Berufung auf die Wirtschaftskrise mit ihren Mitarbeitern einigen. Die Angestellten von Zamek verzichten 2009 und 2010 vollständig auf die weihnachtliche Zahlung, 2011 auf 50 Prozent. Dafür hat sich das Unternehmen verpflichtet, die Zahl der Beschäftigten nicht unter 90 Prozent des heutigen Stands sinken zu lassen.

Zehn Prozent der deutschen Betriebe machen nach einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (ISW) der Hans-Böckler-Stiftung Abstriche bei Sonderzahlungen. "Einsparungen gibt es vor allem in den exportorientierten Branchen, die von der Krise besonders hart getroffen werden, wie die chemische oder die Metall- und Elektroindustrie", sagt Reinhard Bispinck vom ISW. Dabei ist die Höhe der Sonderzahlungen nach tariflichen Vorgaben sogar gestiegen. "Die tarifvertragliche Entwicklung sieht gut aus", so Bispinck. Mit steigenden Lohntarifen steige auch das Weihnachtsgeld, erklärt er, so erhalte zum Beispiel ein Mitarbeiter des Baugewerbes der mittleren Lohngruppe im Schnitt 30 Euro mehr — allerdings nur, wenn das Unternehmen nicht vom Tarif abweicht.

In einigen Unternehmen herrscht indes ungeteilte Freude. "Unsere Mitarbeiter bekommen ein volles 13. Monatsgehalt", sagt Petra Beardsley-Robrecht von den Stadtwerken. Die Angestellten von Henkel erhalten 95 Prozent. Das sind im Schnitt mehr als 2400 Euro. Die rund tausend Angestellten der E-plus GmbH bekommen 100 Prozent ihres Monatgehalts als Sonderzahlung. Anders die Mitarbeiter der E-plus-Shops. Die bekommen keinen Anteil des Gehalts, sondern eine erfolgsabhängige Bonuszahlung. Eng an der tariflichen Einigung orientiert sich Vodafone: Dort erhalten die Mitarbeiter 60 Prozent.

Nicht alle Arbeitnehmer, die jetzt kein Geld bekommen, gehen leer aus. Je nach Tarifvertrag kann die Sonderzahlung im Oktober, im November, oder im Dezember erbracht werden, einige Firmen stückeln sie auch über das Jahr. Immerhin 80 Prozent der Beschäftigen erhalten im November ihr Geld.

(RP)
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