Düsseldorf Wer ist dieser Mann, der Weltbild kauft?

Düsseldorf · Walter Droege erwirbt Firmen, entwickelt sie und verkauft weiter oder bleibt mit ihnen am Markt. Jetzt übernahm er den ursprünglich katholischen Weltbild-Verlag. Mit christlicher Nächstenliebe hat das nichts zu tun, eher mit Weitblick.

Der Mann ist vor allem eins: diskret. Fotos von ihm sind Mangelware, neue machen zu lassen lehnt er ab. Ende 2012 wurde er 60 Jahre alt, aber auch das hält er für eine überflüssige Information zu seiner Person. Jetzt kam er wieder in die Schlagzeilen - weil er den angeschlagenen Weltbild-Verlag kauft. Kaufsumme? Unbekannt. Gründe für das Geschäft? Kein Kommentar. Typisch Droege - sollen sich die Leute doch selbst ein Bild machen. Ob's mit der Realität übereinstimmt, ist ihm egal.

Dass er, auch bei Weltbild, weiß, was er tut, ist nicht zu bezweifeln. Wenn er in einem Unternehmen einsteigt, ist er bestens informiert; die Katze im Sack zu kaufen wäre sein Ding nicht. Seine Leute - derzeit beschäftigt er rund 100 - sind vorher ausgeschwärmt, haben alles durchleuchtet, so dass der Chef weiß, was der mögliche Übernahmekandidat wert ist. Oder auch nicht. Das macht Verhandlungen leichter. Jedenfalls für ihn.

Seine Erfolge geben ihm Recht: Klöckner-Humboldt-Deutz, Madaus, Trenkwalder - Droege kam und hatte Erfolg. Und zwar nicht etwa nur als Berater, sondern als Sanierer oder in der Folge als Unternehmer selbst. Das warfen ihm Experten vor: Erst beraten, dann sanieren, schließlich selbst kaufen.

Droege hat solche Kritik nicht wirklich beeindruckt. Man helfe auch anderen Firmen, wenn sie in Notlagen gerieten, erklärt er dann. Er kann sich seine Position leisten, buchstäblich: In der Kriegskasse hat die von seiner Familie geführte Gruppe irgendeinen Betrag, der knapp unter oder ein bisschen über einer Milliarde Euro liegt. Damit könne man auch größere Investitionen angehen, wenn sie interessant sind. Dass ihn solche Zahlen auf die jährliche Liste "Die 100 reichsten Deutschen" des Manager-Magazins katapultieren, empfindet er als lästigen Kollateralschaden.

Jetzt also der Weltbild-Verlag. Der dümpelte im Bewusstsein Vieler über die Jahre als Lieferant ordentlicher Bücher und Tonträger vor sich hin, machte vor einiger Zeit Schlagzeilen, als die entrüsteten Herren der Kirche entdeckten, dass da wohl auch Schlüpfriges unterm Ladentisch lag und geriet schließlich in die Insolvenz. Dass sich aus dem früheren Buch- und Schallplattenversand sehr still eine Art Gemischtwarenladen für alle Lebensbereiche entwickelt hatte, bekam kaum jemand mit - was vermutlich auch einer der Gründe für die drohende Pleite sein dürfte.

Aber - und nun kommt Droege ins Spiel - dieser Laden hat rund 2000 Mitarbeiter, die sich auskennen im Versandgeschäft, er ist, so Droege, "multi-kanal-fähig" - gemeint ist der Handel auf den heute üblichen Wegen des Versandes. Angesichts der Erfolge von Zalando und Amazon scheint Droege Potenzial in diesem Markt zu sehen, und könnte den Plan haben, Weltbild auszubauen.

Dazu passt, dass er vor zwei Jahren den österreichischen Personaldienstleister Trenkwalder kaufte. Dieses Unternehmen hat rund 70 000 Mitarbeiter in der Kartei, einer seiner wichtigen Kunden war zuletzt Amazon - Droege hätte jetzt also auf der einen Seite den Verlag, dessen Mitarbeiter mit dem passenden Know-how sowie die immer noch positiv besetzte Marke "Weltbild" und auf der anderen Seite Trenkwalder, der mit Personal jederzeit aushelfen könnte.

Danach gefragt, verneint Droege solche Pläne, lehnt es aber ab, seine Visionen zu erklären. Dass sofort spekuliert wird, er plane den Aufbau einer neuen Online-Handelskette, dementiert er jedenfalls nicht.

Für die nächsten Wochen, so hat er angekündigt, wolle er mit der Familie Urlaub machen, und danach werde man das Thema Weltbild weiter bearbeiten. Im September könnte es dann konkrete Aussagen geben. Sollte er Ruhe suchen, muss er nicht weit fahren: Nicht weit vom Firmensitz Düsseldorf entfernt betreibt Droege einen Bauernhof mit eigener Jagd und Pferdezucht.

(RP)
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