Düsseldorf Wenn Mathe auf einmal Spaß macht

Düsseldorf · Lehrer und Schüler sind unzureichend auf die digitale Welt vorbereitet, glauben Vertreter der Düsseldorfer Wirtschaft. Gemeinsam investieren sie in fünf Schulen und hoffen auf einen Nebeneffekt: die Lust am Unterricht zu wecken.

 Lehrer nutzen viel zu selten die digitalen Möglichkeiten im Unterricht, glauben Vertreter der Düsseldorfer Wirtschaft. Dabei könne man so Schüler motivieren - auch bei Mathematik, wie das Archivbild zeigt.

Lehrer nutzen viel zu selten die digitalen Möglichkeiten im Unterricht, glauben Vertreter der Düsseldorfer Wirtschaft. Dabei könne man so Schüler motivieren - auch bei Mathematik, wie das Archivbild zeigt.

Foto: Ralph Matzerath

Daniel Jung ist ein Rockstar. Zumindest, so weit man das als Mathelehrer sein kann. Seine Videos auf Youtube werden teils eine halbe Million Mal geklickt, dort erklärt er lineare Funktionen, Matrizen und vieles andere, was Schüler sonst zum Grausen bringt. Doch bei Jung schalten sie ein und lernen - in einem digitalen Umfeld.

Sogar seine Kinder pauken da freiwillig Mathe, sagt Udo Brockmeier, Vorstandsvorsitzender der Düsseldorfer Stadtwerke. Er ist überzeugt: Mit den neuen technischen Möglichkeiten lassen sich sonst oft geschmähte Inhalte besser an Schüler vermitteln.

Auch daher beteiligen sich die Stadtwerke gemeinsam mit der IHK, dem Flughafen, der Stadtsparkasse und der Telecom an einem neuen Projekt: Die Initiative "Pacemaker" soll Schulen fit für die Digitalisierung machen. Organisiert wird sie von "Education Y", einer Organisation, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, gute Bildungschancen für alle Kinder und Jugendliche zu ermöglichen.

Bis 2020 werden in Düsseldorf Lehrer und Schüler unterstützt. 170.000 Euro investieren die Partner dafür jedes Jahr, das Geld kommt zunächst fünf Schulen zu Gute - der Hulda-Pankok-Gesamtschule, dem Berufskolleg Bachstraße, dem Leibniz-Montessori-Gymnasium, der Gesamtschule Stettiner Straße und der Freiherr-vom-Stein-Realschule. Das Budget reiche noch für zehn weitere Schulen, kommen noch mehr Geldgeber dazu, wolle man das Projekt gerne ausweiten, heißt es. "Wir brauchen nicht nur Leuchttürme, sondern ein flächendeckendes Projekt in der Region", sagt Andreas Schmitz von der IHK.

Dabei soll es nicht darum gehen, Schulen mit Hardware oder Breitbandanschlüssen auszustatten, vielmehr drehe es sich um einen mit digitalen Hilfsmitteln gestalteten Unterricht, betont Schmitz. Man will Digitalkompetenz vermitteln, Schüler, aber auch Lehrer befähigen, sich bewusst im Netz bewegen können. Zugleich soll die Initiative Kinder und Jugendliche auf die neuen Herausforderungen der Berufs- und Arbeitswelt vorbereiten.

Basis sind vier Module: Zunächst wird in die Schulentwicklung investiert, die Schulleitungen sollen sensibilisiert werden. Als nächstes werden Schüler - bis zu vier pro Klasse zu "Experten" geschult. Die Schüler, die in der digitalen Welt aufgewachsen sind und sich in ihr mit einer großen Selbstverständlichkeit bewegen, sollen über technische Neuerungen informiert werden, gleichzeitig aber auch für die Gefahren des Netzes sensibilisiert werden.

Erst als nächstes - angedacht ist hier die Zeit nach den Sommerferien - geht es in eine digitale Unterrichtswerkstatt: Erfahrene, externe Lehrer bilden mit Lehrern vor Ort Tandems und gestalten mit ihnen einen digitalen Unterricht. Zuletzt werden die Erfahrungen dokumentiert und anderen zur Verfügung gestellt.

"Wir wollen mit der Initiative digitale Souveränität fördern - das ist viel mehr, als nur ein Handy oder ein Notebook bedienen zu können", sagt Roman Rüdiger von der Organisation "Education Y". Er hat ein Ziel: Jugendliche sollen mit all dem, das das digitale Leben mit sich bringt, gut umgehen können. "Sie sollen kreativ und kritisch in einer zukünftig stark digitalisierten Lebens- und Arbeitswelt handeln können."

(RP)
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