Kolumne Die Woche In Den Stadtteilen Wenn junge Politiker einfach mal...

Düsseldorf · Die Junge Union im Stadtbezirk 7 macht wieder mit einem eher unseriösen, aktionistischen Vorstoß von sich reden. Kurzzeitig das Interesse auf sich zu ziehen, scheint den jungen Politikern wichtiger zu sein, als sich mit ernsthaften Themen hervorzutun.

Dieses mal soll es also eine Synagoge sein. Ja, die Junge Union im Osten der Stadt ist immer wieder für eine Überraschung gut. Nun hat sie also einen Vorstoß in Richtung Neubau der Gerresheimer Synagoge unternommen, die bei einem Brandanschlag 1984 so stark in Mitleidenschaft gezogen worden war, dass man sich schließlich entschied, sie abzureißen.

Doch wieder ist es den jungen Politikern doch eigentlich nicht ernst. Wie sonst lässt es sich erklären, dass sie - bevor sie öffentlichkeitswirksam von ihren Neubauplänen berichteten - nicht das Gespräch gesucht hatten mit der Jüdischen Gemeinde und der Düsseldorfer Mahn- und Gedenkstätte? Zum Beispiel nachfragten, ob die Jüdische Gemeinde mit ihren etwa 7000 Mitgliedern das Vorhaben überhaupt unterstützen will.

Tatsächlich hat sich Michael Szentei-Heise, Verwaltungsdirektor der Gemeinde, inzwischen "eingeschaltet" und die Nutzung einer Synagoge, in der auch Gottesdienste abgehalten werden, kategorisch abgelehnt. Vorstellen könne er sich dagegen vor Ort einen Erinnerungsort, zum Beispiel ein Museum. Auch zu der Frage, wie die Junge Union eigentlich den Neubau eines jüdischen Gotteshauses in Gerresheim hätte finanzieren, mindestens aber doch hätte "anschieben" wollen, blieb unklar.

Man kommt nicht umhin, das Vorgehen der Jungen Union als fragwürdig zu bezeichnen. In der Liste der kuriosen Vorstöße taucht zum Beispiel die Forderung nach dem Bau eines Schwimmbads in Gerresheim auf (anscheinend kennen die Politiker die schon bestehenden Probleme der Stadt und der Bädergesellschaft mit den bereits bestehenden Bädern nicht oder ignorieren sie einfach). Ein anderes Beispiel: die Suche nach den Insignien, die früher die Bürgermeister der autonomen Stadt Gerresheim möglicherweise einst führten und deren Überführung nach Gerresheim, um sie dort dann in einem Heimatmuseum auszustellen.

Kurzzeitig durch aktionistische Vorstöße das Interesse auf sich zu ziehen, indem man zum Beispiel auf populäre Themen "aufspringt" oder fragwürdige, nicht durchdachte Forderungen stellt, scheint den Jungen Politikern wichtiger zu sein, als sich mit ernsthaften Themen hervorzutun und zu profilieren.

Wie man es besser machen und erfolgreicher sein kann, zeigt ein Blick zu den "Jungen" in der Stadt Monheim.

Kann oder will man es nicht, ist Schweigen tatsächlich manchmal Gold.

(RP)
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