Zwei neue Rauschgiftkammern Weniger Morde, mehr Drogen

Düsseldorf · Als Reaktion auf die aktuelle Entwicklung in der Kriminalstatistik gruppiert das Landgericht seine Richterkräfte neu: Ab 2007 wird es nur noch eine Schwurgerichtskammer geben, aber zwei Rauschgiftkammern.

 Wegen einer Einbruchsserie in Luxushotels muss sich eine Bande vor Gericht verantworten.

Wegen einer Einbruchsserie in Luxushotels muss sich eine Bande vor Gericht verantworten.

Foto: rpo/ms

In Düsseldorf wird immer seltener gemordet. Jedoch gibt es immer mehr Drogendelikte. Dieser Verschiebung in der Kriminalstatistik stellt sich jetzt auch das Landgericht. Mit einer Umgruppierung der Justizkräfte soll dieser Entwicklung entsprochen werden. Bei der gestrigen Präsidiumssitzung beschloss das Gericht, eine von bisher zwei Schwurgerichtskammern nur noch als Notfallreserve bereit zu halten. Zugleich wird zum Jahreswechsel eine zweite zusätzliche Spezialkammer installiert, die ausschließlich Drogendelikte behandeln wird.

Die Anzahl der Fälle hat den Ausschlag gegeben: In den ersten neun Monaten des Jahres standen bei beiden Schwurgerichtskammern (Vorsitz 17. Große Strafkammer: Klaus Buhlmann und 18. Kammer Rudolf Wolff) nur neun Fälle zur Verhandlung. Auch in den nächsten Monaten werden nicht einmal fünf neue Verfahren erwartet. Dazu zählt die Ermordung einer 33-jährigen Düsseldorferin, die beim Verkauf ihres Autos im August von zwei "Interessenten" überwältigt und erschlagen worden war. Dazu zählt ferner der Fall eines Mannes, der an der Eisenstraße seinen Vater erstochen haben soll. Und die Prozessakte über einen 74-jährigen Italiener, der versucht haben soll, seine Frau zu erschlagen.

Zeitgleich nahm aber die Zahl der Verhandlungen wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz (BtmG) drastisch zu. Bisher war das Landgericht mit einer (Rauschgift-)Spezialkammer unter Vorsitz von Richterin Birgit Maiworm ausgekommen. Die 11. Große Strafkammer (geleitet von Stefan Galle) hatte zwar einen Teil der Drogenprozesse übernommen, musste sich daneben aber zusätzlich noch mit "allgemeinen Strafsachen" befassen. Damit soll jetzt Schluss sein.

In einer Radikalkur gruppiert das Landgericht seine Richterkräfte neu: Die 11. Strafkammer/Richter Galle wird als zweite (Drogen-)Spezialkammer installiert. Alle "allgemeinen Strafsachen" werden auf drei Strafkammern (bisher: zwei) verteilt - darunter auch auf Richter der bisherigen zweiten Schwurgerichtskammer. Formell bleibt diese Spezialkammer zwar bestehen, soll künftig aber nur als eine Art "Reservekammer" dienen - falls das jetzt noch bestehende Schwurgericht durch ein Großverfahren doch mal überlastet sein sollte.

Die beiden Wirtschaftsstrafkammern bleiben von diesen Umgruppierungen unberührt. Auch darin spiegeln sich die Besonderheiten des Gerichts-Standorts. Immerhin gilt Düsseldorfer nach wie vor als "Schreibtisch des Ruhrgebiets" - mit hoher Firmendichte und einer unvermeidlichen Randzone, die graue und schwarze Schafe als Tummelplatz nutzen.

(RP)
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