Opposition kritisiert Kultur-Staatssekretär Weiter Streit um Heine-Preis

Düsseldorf (dto). Die Diskussion um die Verleihung des Heinrich-Heine-Preises der Stadt Düsseldorf an den Schriftsteller Peter Handke schlägt weiter Wellen. Nun ist auch die NRW-Landesregierung in die Kritik geraten. Da Kultur-Staatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU) bei der entscheidenden Sitzung der Jury gefehlt hatte, wurde er am Montag von der Opposition scharf kritisiert.

Nach Ansicht der Grünen-Fraktionsvorsitzenden Sylvia Löhrmann hätte Grosse-Brockhoff mit seinen beiden Stimmen die Nominierung Handkes verhindern können. Wegen angeblicher Streitigkeiten zwischen der Landesregierung und der Stadt Düsseldorf war er jedoch der Sitzung der Jury fern geblieben. Die Wahl Handkes ist umstritten, weil der 63-jährige Autor und Dramaturg mehrmals öffentlich für den serbischen Diktator Slobodan Milosevic und dessen Politik Partei ergriffen hatte.

Nach Ansicht von Löhrmann ist nun Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) gefordert, sich von Grosse-Brockhoff, der auch Chef der Düsseldorfer Staatskanzlei ist, zu trennen. Das sei auch "im Sinne einer besseren Organisation der Regierungsgeschäfte und der Kulturpolitik in NRW". Rüttgers hatte die Wahl Handkes zum Preisträger beim zentralen Trauerakt für den verstorbenen Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, am Sonntag indirekt kritisiert.

In einer Mündlichen Anfrage wollen die Grünen das Thema nun am Mittwoch im Landtag diskutieren. Dabei soll auch geklärt werden, warum das Land bei der Entscheidung der Jury nicht anwesend war.

Die kulturpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Claudia Nell-Paul, bezeichnete das Fernbleiben Grosse-Brockhoffs bei der Jury-Sitzung als "inakzeptabel". Zugleich forderte sie den Rat der Stadt Düsseldorf auf, dem Votum der Jury nicht zu folgen und gegen eine Vergabe des Preises an Handke zu stimmen.

Nach Angaben von Nell-Paul sollte der Preis nur an Persönlichkeiten verliehen werden, "die im Geiste Heines wirken". Nach den Auftritten Handkes für den serbischen Diktator Milosevic sei "es mehr als fragwürdig, ob Handke diesem Anspruch gerecht werden kann", erklärte die Politikerin.

Der Heine-Preis zählt zu den bedeutendsten Literatur- und Persönlichkeitspreisen in Deutschland. Er wird seit 1972 verliehen. In diesem Jahr wurde die Dotierung auf 50 000 Euro erhöht. Handke wurde bekannt mit Werken wie "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter", "Ritt über den Bodensee", "Die Unvernünftigen sterben aus" oder "Der kurze Brief zum langen Abschied".

(afp2)
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