Düsseldorf Weihnachts-Geschenke von der IDR

Düsseldorf · Spenden, Spesen, Partys und Champagner – die Stadttochter Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz hat in der Vergangenheit viel verteilt. An viele. Darunter Mitglieder sämtlicher Parteien, Aufsichtsräte, aber auch Beigeordnete und Amtsleiter.

828 Namen auf 15 DIN-A-3-Seiten: Die Spitze der IDR hat akribisch aufgelistet, wer vor Weihnachten was als Geschenk bekommt.

828 Namen auf 15 DIN-A-3-Seiten: Die Spitze der IDR hat akribisch aufgelistet, wer vor Weihnachten was als Geschenk bekommt.

Foto: Endermann, Andreas

Spenden, Spesen, Partys und Champagner — die Stadttochter Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz hat in der Vergangenheit viel verteilt. An viele. Darunter Mitglieder sämtlicher Parteien, Aufsichtsräte, aber auch Beigeordnete und Amtsleiter.

Das gehört in den meisten Firmen zur Vorweihnachtszeit: Karten, Kalender, Kuchen, hin und wieder auch mal eine Flasche Wein. Doch die Stadttochter Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz (IDR), die Immobilien besitzt und entwickelt (darunter Objekte wie Rheinturm, ISS Dome oder Schloss Eller) zeigte sich offenbar besonders großzügig: Ende 2010 bedachte sie 828 Männer und Frauen mit weihnachtlichen Geschenken. Meist Kalender und Jahreskarten für den Besuch des Rheinturms. Oft aber auch Kisten mit Wein (drei oder sechs Flaschen) oder - besonders Ausgewählten - sechs Flaschen Champagner.

Das geht aus einer Liste hervor, die unserer Zeitung vorliegt. So kamen 2010 allein durch die alkoholischen Gaben fast 20 000 Euro zusammen. 828 Kalender, 204 Rheinturm-Karten und 57 vom Vorstand persönlich unterschriebene Weihnachtskarten nicht eingerechnet.

Dies wäre wohl kaum an die Öffentlichkeit gedrungen, wenn die IDR, mit 80 Mitarbeitern ein vergleichsweise kleines, aber durchaus mit einiger Macht ausgestattetes Unternehmen, nicht seit Wochen negative Schlagzeilen machen würde. Zuerst wurden erhebliche Mehrkosten bei diversen Projekten bekannt, über die der Aufsichtsrat wohl nur unzureichend informiert worden sein soll. Dann wurden Listen mit Spenden und Mitgliedschaften bekannt, die vor CDU-Politikern zugutekamen.

Einstimmig beschloss der Aufsichtsrat unter Vorsitz von OB Dirk Elbers Betrugsexperten von "Rölfs & Partner" sämtliche Vorgänge der vergangenen Jahre prüfen zu lassen. Seit Ende Januar sind die Prüfer bei der IDR, führen intensive Gespräche - mit Vorstand, Mitarbeitern, Spendennehmern, Spesenprofiteuren. Am 29. Februar werden dem Aufsichtsrat in einer Sondersitzung Ergebnisse präsentiert.

Nur in diesem Gesamtkontext könnten auch die Schampus-Kisten im Wert von jeweils etwa 240 Euro - unter normalen Umständen vermutlich nicht der Rede wert - auch eine Rolle spielen. Denn alle politischen Mitglieder des Kontrollgremiums wurden jedenfalls 2010 parteiübergreifend damit bedacht. Außerdem Bürgermeister und einige Beigeordnete - was bei letzteren, da Beamte, problematisch werden könnte. Schließlich verbietet das Landesbeamtengesetz die Annahme, die nicht "üblich und angemessen" sind. Beigeordnete erhielten eine Sechser-Kiste Wein (je ca. 150 Euro); auch mancher Amtsleiter wurde mit einigen Fläschchen bedacht. Zumindest der Verdacht der Bestechung steht nicht im Raum: Als Stadttochter muss die IDR im Rathaus nicht um Aufträge buhlen.

Bedacht wurde übrigens auch Star-Architekt Daniel Libeskind, jedoch nur mit der Standard-Variante: einem Kalender.

(jco)
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