Fünf Jahre nach dem Anschlag Wehrhahn-Bombe: Keine Hinweise auf Täter

Düsseldorf (dto). Fünf Jahre nach dem Sprengstoffanschlag am Düsseldorfer S-Bahnhof Wehrhahn gibt es weiter keine Hinweise auf Motiv oder Täter. Ermittler haben 1.400 Zeugen vernommen, hunderte Spuren verfolgt, 61.000 Euro Belohnung wurden ausgesetzt. "Alles ist möglich", sagt Staatsanwalt Ralf Herrenbrück. Eine Vernehmung hat er noch vor sich. Ein Aussteiger aus der Terrorzelle El Tawhid soll nach dem Ende des Düsseldorfer Terrorprozesses zu den grausamen Ereignissen des 27. Juli 2000 befragt werden.

Bei dem Anschlag waren zehn Zuwanderer aus der früheren Sowjetunion durch einen Sprengsatz zum Teil lebensgefährlich verletzt worden. Eine junge Frau aus der Ukraine verlor ihr ungeborenes Kind, ihr Mann schwebte tagelang in akuter Lebensgefahr. Alle kamen zum Zeitpunkt des Attentats vom Sprachunterricht. Sechs der Opfer waren jüdischen Glaubens.

Die islamistische Spur ist nur eine von vielen. Zunächst hielten die Ermittler ein fremdenfeindliches Tatmotiv für wahrscheinlich und verdächtigten einen in der Nähe wohnenden Militaria-Händler. Als später zwei arabische Jugendliche den Anschlag auf die Düsseldorfer Synagoge gestanden, gerieten sie ins Visier der Fahnder. Aber auch ein Revierkampf unter Drogendealern oder die Tat eines "spinnerten Einzeltäters", der seinen selbstgebastelten Sprengstoff testen wollte, galt als möglich. Die Medien verdächtigten schließlich die Russenmafia, spekulierten darüber, ob die osteuropäischen Opfer den falschen Leuten Geld schuldeten.

Vom Verhör des El Tawhid-Aussteigers, der zeitweise Leibwächter Osama Bin Ladens gewesen sein soll, erhoffen sich die Ermittler allerdings nicht viel, da er sich zur Tatzeit im Ausland aufgehalten hat. Immerhin hat der Palästinenser gestanden, dass seine Terrororganisation Anschläge auf Juden in Düsseldorf geplant hat.

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