Düsseldorf Wehrhahn-Anschlag: Angeklagter beteuert seine Unschuld

Düsseldorf · Am zweiten Prozesstag sagte der Ex-Soldat aus, zur Tatzeit in seiner Wohnung gewesen zu sein.

Wehrhahn-Anschlag in Düsseldorf: Prozess gestartet
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Prozess zum Wehrhahn-Anschlag startet in Düsseldorf

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Foto: dpa, fg

Der im Wehrhahn-Prozess angeklagte Ex-Soldat (51) hat auch am zweiten Verhandlungstag vor dem Landgericht bestritten, der Bombenleger des Sprengstoffanschlags vom Wehrhahn gewesen zu sein. Die Anklage lautet auf zwölffachen Mordversuch an einer Gruppe überwiegend jüdischer Aussiedler aus Osteuropa, von denen zehn Personen bei der Explosion vor 17 Jahren teils schwer verletzt wurden, eine schwangere Frau verlor ihr ungeborenes Baby. Doch stets wiederholte der Tatverdächtige: "Ich habe nichts gemacht. Als das passiert ist, war ich in meiner Wohnung." Mit Aussagen der Opfer wird frühestens in der nächsten Woche gerechnet.

Auf der Anklagebank weit vorgebeugt, die Ellbogen aufgestützt und so dicht am Mikrofon sprechend, dass seine Worte im Gerichtssaal stets von knackendem Rauschen begleitet wurden: So versuchte der Angeklagte zu betonen, wie sehr ihm daran gelegen sei, alle Umstände von damals und seine Rolle aufzuklären. Er wolle, hatte er zu Prozessbeginn gesagt, den Verdacht aus der Welt schaffen, jenen Verdacht, der seit 17 Jahren über ihm hänge wie, so sagte er: "das Schwert des Sokrates". Nur glaubt ihm die Staatsanwaltschaft kein Wort.

Schon kurz nach dem Anschlag hatte es Hinweise gehagelt, wonach der Ex-Soldat aus Fremdenhass an dem Anschlag zumindest beteiligt gewesen sei. Doch war ihm damals nichts nachzuweisen. Erst Jahre später soll er sich an etlichen Stellen in teils abgehörten Gesprächen als Urheber des Anschlags verraten, teils sogar damit geprahlt haben. Und Bekannte, die ihm einst ein Alibi gaben, sollen das inzwischen widerrufen haben. Auch darauf basiert nun die Anklage im Indizienprozess gegen ihn.

Dazu erging er sich gestern wieder in wortreichen Erklärungen, schilderte auch, er habe damals gehört, dass nahe der Gerresheimer Straße wohl Osteuropäer mit Handgranaten handeln würden. Prompt sei er zum Verfassungsschutz marschiert, habe Meldung gemacht, doch habe man ihm erklärt, er solle weiter einen bekannten Düsseldorfer Neonazi überwachen. Dass er als Behörden-Informant, Ex-Soldat und zumal als Tatverdächtiger des Wehrhahn-Anschlags selbst abgehört wurde, habe er "natürlich" geahnt: Unter diesen Umständen "erwartet man das doch, aber ich hab' ja nix gemacht". Allerdings spielte das Gericht gestern auch Telefon-Aufnahmen vor, in denen er damals betonte, er sei "national gesinnt". Dass er ergänzt hat, es sei ihm "scheißegal, ob ein paar Türken oder Griechen verbrennen", tat er gestern als Wichtigtuerei ab. Am Freitag geht der Prozess weiter.

(RP)
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