Düsseldorf Wegweiser durch die Welt der Kunst

Düsseldorf · Zwei Kunsthistoriker wollen ein Unternehmen aufbauen. Grundlage ist ihre Datenbank über Künstler, Museen und Galerien. Das Wissenschaftsministerium fördert die Gründung.

Die Welt der Kunst ist faszinierend, aber ihre Mechanismen bleiben für die meisten Menschen undurchschaubar. Wie werden junge Künstler entdeckt und wo stellen sie aus? Wer sind die erfolgreichsten Kuratoren, wo die begehrtesten Ausstellungsorte? Wer ist mit wem vernetzt und mit welchem Ergebnis? Zwei Düsseldorfer Kunsthistoriker haben in den letzten Jahren einen gigantischen Datenberg über die Haupt- und Nebenwege der zeitgenössischen Kunst gesammelt - und deren feine Verästelungen. Diese Datenbank ist das Fundament ihres Geschäftsmodells, das jetzt vom NRW-Wissenschaftsministerium mit 240.000 Euro gefördert wird.

"Eine Datenbank hat einen Anfang, aber kein Ende", mit diesem Satz macht der Kunsthistoriker Bernhard Jansen schon mal deutlich, dass ihm und seiner Kollegin Linda Walther die Arbeit in ihrem Unternehmen (vorläufiger Name "art research") nicht ausgehen wird. Die Idee dazu stammt von ihrer Professorin Andrea von Hülsen-Esch, Lehrstuhl für Kunstgeschichte an der Uni. Bereits seit elf Jahren trägt das Team Daten zusammen: ein Fundus über 30 000 Ausstellungen, 4400 Museen, 3000 Galerien und knapp 1800 Künstler. "Wir wollen bestehenden Datenbanken keine Konkurrenz machen", sagt Linda Walther. Stattdessen wollen sie genauer, detaillierter, wissenschaftlich fundiert arbeiten. Und keine Preise veröffentlichen, "das machen andere."

Aber wer würde eine solche Datenfülle nutzen? "Alle die sich mit Kunst beschäftigen", so Bernhard Jansen. Also Auktionshäuser und Ausstellungsmacher, die möglichst schnell Informationen über einen Künstler und sein Umfeld brauchen, aber auch Kunsthistoriker und Sammler. Um ihren künftigen Markt zu testen befragten die beiden Firmengründer in spe 150 Akteure des Kunstbetriebes danach, welche Internetportale sie nutzen und wie zufrieden sie damit sind. Das Ergebnis machte ihnen Mut: Der Bedarf nach wissenschaftlich fundierten Informationen ist offenbar beachtlich.

Im Zentrum der Datenbank stehen 120 "Schlüsselkünstler", die andere beeinflussen, neue Kunstrichtungen auslösen und die mehr als 1000 Mal ausgestellt haben - wie Georg Baselitz, Jasper Johns, Neo Rauch. "Deren Ausstellungstätigkeit, aber auch ihre Vernetzung mit anderen Künstlern haben wir komplett recherchiert - vom MoMa in New York bis zu einer Hinterhofausstellung", so Bernhard Jansen. Dabei spüren sie Zusammenhänge auf, folgen Verbindungen. Galerien würden oft die Erfahrung ihrer Künstler beschönigen, würden behaupten, jemand sei an einer Biennale beteiligt gewesen, auch wenn der Künstler nicht im offiziellen Programm, sondern nur am Rande ausgestellt habe. "Solche Ungenauigkeiten gibt es bei uns nicht."

Wie die beiden Kunsthistoriker mit ihrer Idee Geld verdienen wollen? Auch zu dieser Frage haben sie sich detailliert geäußert, als sie sich mit einem 60 Seiten starken Antrag (mit komplettem Businessplan) beim Wissenschaftsministerium um eine Gründungsförderung beworben haben. "Ein Abo wird den Zugang zur Datenbank ermöglichen. Außerdem können wir dem Kunstmarkt spezielle Recherchen und Bewertungen anbieten", so die beiden Gründer. Von ihrem Landeszuschuss wollen sie nun ihren Businessplan umsetzen, damit ihr Unternehmen bis zum Ende des kommenden Jahres an den Start gehen kann: eine Internetseite aufbauen, exakte Ziele stecken, Investoren suchen. Für die Kunst werden sie sich wohl trotzdem Zeit nehmen. Bernhard Jansen: "Wir besuchen etwa jede Woche eine Ausstellung, zuletzt Dominique Gonzalez-Foerster im K20, eine Künstlerin, die wir auch schon in unserer Datenbank haben."

(RP)
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