WDR-Sendung "Aktuelle Stunde" verlässt Düsseldorf

Düsseldorf · Im dann sanierten Filmhaus in Köln soll ab 2021 die aktuelle Berichterstattung im WDR gebündelt werden.

 Die Sendung "Aktuelle Stunde" wird im WDR-Gebäude im Medienhafen produziert.

Die Sendung "Aktuelle Stunde" wird im WDR-Gebäude im Medienhafen produziert.

Foto: Andreas Bretz

Ein großer Umzug steht bevor: Die Sendungen des Westdeutschen Rundfunks "Aktuelle Stunde", "WDR aktuell" und "WDR extra" werden ab 2021 nicht mehr in Düsseldorf, sondern in Köln produziert. Dies bestätigten gestern mehrere WDR-Mitarbeiter unserer Redaktion. Dem Vernehmen nach soll bereits bis spätestens Mai die Sendung "daheim und unterwegs" nach Köln verlegt werden.

WDR-Intendant Tom Buhrow soll die Belegschaft darüber gestern persönlich informiert haben. "Das ist hier eingeschlagen wie eine Bombe", sagte ein WDR-Mitarbeiter. Der Sender habe erst vor einem Jahr die komplette dritte Etage für die "Aktuelle Stunde" umgebaut und neben dem großen Studio auch einen Newsroom eingerichtet. Bei vielen Kollegen herrsche Unverständnis, man könne den Schritt nur schwer nachvollziehen. Die Entscheidung berge allerdings ein großes Einsparpotenzial und sei deswegen vermutlich getroffen worden, so unpopulär sie auch sei.

Damit kehrt der WDR dem Standort im Düsseldorfer Medienhafen weitestgehend den Rücken - in der Landeshauptstadt sollen demzufolge künftig nur noch die "Lokalzeit Düsseldorf", "Westblick", "Westpol" und die "hier und heute"-Redaktion verbleiben. Der Wechsel nach Köln wird nach Angaben des WDR keine personellen Einsparungen zur Folge haben. Da noch Gespräche mit den Mitarbeitern zum Konzept geführt würden, könne man noch nicht konkret sagen, wie viele Kollegen umziehen werden. Der WDR-Insider geht davon aus, dass bis zu 100 und mehr Angestellte nach Köln wechseln könnten. "Da gehen ja nicht nur Redakteure, sondern auch Kameraleute und Cutter."

Der offizielle Grund für den Wechsel ins dann sanierte Filmhaus in Köln lautet: Die aktuelle Berichterstattung soll zentral gebündelt werden, inhaltlich, technisch und crossmedial, sagte Unternehmenssprecherin Ingrid Schmitz unserer Redaktion. Der Arbeitstitel dafür laute "Haus der Aktualität". Der WDR bestätigte, dass auch der aktuelle Desk des Hörfunks sowie eine "Informationswelle des Radios" in den neuen Newsroom ziehen.

Für die Stadt Düsseldorf als Medienstandort bedeutet die Verlagerung auf jeden Fall eine Schwächung. Das WDR-Studio ist das größte der elf Regionalstudios in direkter Nachbarschaft zu Staatskanzlei und Landtag. Es war der erste Leuchtturm für den Medienhafen, in seiner Nachbarschaft siedelten die städtischen Wirtschaftsförderer in den 90er Jahren weitere TV-Sender sowie Medienfirmen an.

Die "Aktuelle Stunde" aus Düsseldorf zu senden, sei eine nachvollziehbare Entscheidung gewesen, sagt ein WDR-Mitarbeiter. "Sie gehörte in die Landeshauptstadt, dahin, wo die Politik gemacht wird." Im Sender fragen sich die Medienleute nun, welchen Ersatz das nun geschwächte Landesstudio erhalten könne.

Das Funkhaus Düsseldorf ist eine Immobilie des WDR. Was mit den in fünf Jahren freiwerdenden Flächen passieren soll, ist noch unklar. "Derzeit prüfen wir mehrere Optionen", erklärte die Sendersprecherin.

Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) zeigte sich am Abend überrascht, der WDR-Intendant hatte ihn nicht vorab über den Umzug der "Aktuellen Stunde" informiert. "Der Weggang ist sehr bedauerlich", sagte Geisel, "und löst bei mir wahrlich keine Begeisterungsstürme aus." Er habe mit Buhrow bei der Verleihung des "Deutschen Fernsehpreises" im Januar in Düsseldorf auch über die Situation des Senders gesprochen, aber eine Entscheidung "in dieser Richtung" sei da nicht angedeutet worden.

(RP)
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